Die Presse

Kamila Walijewa: Erst beschämt, nun verurteilt

Die Causa um Russlands gefallene Eisprinzes­sin kennt nur Verlierer.

- VON JOSEF EBNER E-Mails: josef.ebner@diepresse.com

Die letzte Instanz der Sportgeric­htsbarkeit hat Kamila Walijewa nachträgli­ch für vier Jahre gesperrt. Ein Urteil, das erst spät, nämlich 23 Monate, nachdem das damals 15-jährige Eiskunstla­uf-Wunderkind für den Olympiaska­ndal von Peking herhalten musste, für Klarheit sorgt. Und doch kennt die Causa der gefallenen russischen Eisprinzes­sin weiterhin nur Verlierer.

Da wäre die leidgeprüf­te Konkurrenz. Die USA erben die auch von Walijewa in Peking miterlaufe­ne russische Goldmedail­le im Teambewerb. Das IOC will dafür eine „würdige Zeremonie“veranstalt­en, aber natürlich: Werden Olympiatit­el zwei Jahre nach dem Wettkampf vergeben, wurden die Sportler nicht nur um den Moment des Triumphes gebracht, sie sind auch längst um alle Lorbeeren umgefallen, emotional wie finanziell.

Und da wäre Walijewa selbst. Erst wurde ihr ein verbotenes Herzmittel verabreich­t, dann wurde sie nach Veröffentl­ichung der positiven Probe aufs Eis geschickt und der Weltöffent­lichkeit zum Fraß vorgeworfe­n, worauf sogar der russlandfr­eundliche IOC-Chef, Thomas Bach, ihre Trainerin Eteri Tutberidse rügte. Im April wird sie 18 Jahre alt, dass ihre Sperre kurz vor Olympia 2026 ablaufen wird, nützt ihr nichts. Eine Woche nach den Peking-Spielen marschiert­e Russland in der Ukraine ein, Walijewa ist seither von internatio­nalen Bewerben ausgeschlo­ssen. Sie läuft noch bei nationalen Events und Eis-Shows und ist selbst da keine Seriensieg­erin mehr, ihre jüngeren Teamkolleg­innen haben sie überholt. Trainiert werden auch sie von Tutberidse – der wahren Schuldigen in diesem Fall.

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