Kamila Walijewa: Erst beschämt, nun verurteilt
Die Causa um Russlands gefallene Eisprinzessin kennt nur Verlierer.
Die letzte Instanz der Sportgerichtsbarkeit hat Kamila Walijewa nachträglich für vier Jahre gesperrt. Ein Urteil, das erst spät, nämlich 23 Monate, nachdem das damals 15-jährige Eiskunstlauf-Wunderkind für den Olympiaskandal von Peking herhalten musste, für Klarheit sorgt. Und doch kennt die Causa der gefallenen russischen Eisprinzessin weiterhin nur Verlierer.
Da wäre die leidgeprüfte Konkurrenz. Die USA erben die auch von Walijewa in Peking miterlaufene russische Goldmedaille im Teambewerb. Das IOC will dafür eine „würdige Zeremonie“veranstalten, aber natürlich: Werden Olympiatitel zwei Jahre nach dem Wettkampf vergeben, wurden die Sportler nicht nur um den Moment des Triumphes gebracht, sie sind auch längst um alle Lorbeeren umgefallen, emotional wie finanziell.
Und da wäre Walijewa selbst. Erst wurde ihr ein verbotenes Herzmittel verabreicht, dann wurde sie nach Veröffentlichung der positiven Probe aufs Eis geschickt und der Weltöffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen, worauf sogar der russlandfreundliche IOC-Chef, Thomas Bach, ihre Trainerin Eteri Tutberidse rügte. Im April wird sie 18 Jahre alt, dass ihre Sperre kurz vor Olympia 2026 ablaufen wird, nützt ihr nichts. Eine Woche nach den Peking-Spielen marschierte Russland in der Ukraine ein, Walijewa ist seither von internationalen Bewerben ausgeschlossen. Sie läuft noch bei nationalen Events und Eis-Shows und ist selbst da keine Seriensiegerin mehr, ihre jüngeren Teamkolleginnen haben sie überholt. Trainiert werden auch sie von Tutberidse – der wahren Schuldigen in diesem Fall.