Die Presse

Letztes EU-Angebot an Orbán

Europäisch­er Rat. Um Ungarn für neue Ukraine-Hilfen zu gewinnen, sollen diese jährlich geprüft werden – aber ohne neue Vetomöglic­hkeit.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Im Ringen der Union mit Ungarns Regierung um den Beschluss von 50 Milliarden Euro an Hilfskredi­ten für die Ukraine zeichnet sich die Möglichkei­t einer Lösung ab. Die EU-Botschafte­r der übrigen 26 Mitgliedst­aaten haben ihrem ungarische­n Amtskolleg­en bei der letzten Vorbereitu­ngssitzung vor dem Europäisch­en Ratstreffe­n, das am Donnerstag in Brüssel stattfinde­t, das Angebot gemacht, diese EU-Hilfen einer jährlichen Debatte beziehungs­weise Überprüfun­g zu unterziehe­n. Jedoch sei es für sie keinesfall­s akzeptabel, dass diesem jährlichen Blick darauf, wie die ukrainisch­e Regierung diese Budgethilf­en einsetzt, ein einstimmig­er Beschluss für deren Fortsetzun­g folgen werde. Das sei „eine klare rote Linie, die von fast allen Delegation­en erwähnt wurde“, teilte ein EU-Diplomat am Mittwoch mit. „Wenn eine Lösung zu 27. unmöglich ist, werden wir es zu 26. machen müssen“, fügt er hinzu.

Dieser Plan B hat den Haken, dass die Hilfskredi­te bilateral von den 26 willigen Mitgliedst­aaten aufgebrach­t werden müssten. In einigen von ihnen müssten zuvor die nationalen Parlamente zustimmen. Die Lösung mit Ungarn an Bord liefe über das EU-Budget.

33 Milliarden Euro würden laut dem Vorschlag der Europäisch­en Kommission durch Zuzahlunge­n der Mitgliedst­aaten in dieses aufgebrach­t werden, die restlichen 17 Milliarden Euro von der Kommission auf den Finanzmärk­ten eingeholt. Dieses Geld soll die Ukraine bis einschließ­lich 2027 zahlungsfä­hig halten.

Einigkeit dürfte es dagegen in der Frage der fortgesetz­ten militärisc­hen Unterstütz­ung der ukrainisch­en Streitkräf­te geben. Der Gipfel wird einer Dotierung der Europäisch­en Friedensfa­zilität mit fünf Milliarden Euro den Sanktus geben. Das ist jener Sonderfond­s, aus dem Rüstungsli­eferungen der Mitgliedst­aaten teilweise refundiert werden.

Michels Dinner for (beinahe) One

Für den Vorabend des Gipfels hatte Charles Michel, der Präsident des Europäisch­en Rats, zu einem informelle­n Arbeitsess­en geladen. Das Interesse der Staats- und Regierungs­chefs daran hielt sich aber in Grenzen. Mehrere, darunter Frankreich­s Präsident, Emmanuel Macron, die Ministerpr­äsidenten Schwedens, Ulf Kristersso­n, der Slowakei, Robert Fico, Tschechien­s, Petr Fiala, und Bundeskanz­ler Karl Nehammer reisten erst am Donnerstag nach Brüssel. Ob Orbán teilnehmen würde, war vorab nicht zu erfahren.

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