Der „Maulwurf“für die U2 kommt nach Wien
Ab Herbst gräbt sich eine Tunnelvortriebsmaschine durch den Wiener Untergrund. Die 120 Meter lange Maschine wird ab Mai in Einzelteilen nach Wien geliefert und rund 30 Meter unter der Erde zusammengebaut.
Wien. Ein Maulwurf gräbt sich durch die Stadt. Je nach Bodenbeschaffenheit arbeitet er sich acht bis zehn Meter pro Tag durch den Wiener Untergrund. Allein, es handelt sich nicht um ein knapp 17 Zentimeter langes pelziges Tier, sondern um ein 120 Meter langes Ungetüm, das rund 1200 Tonnen schwer ist. Und es sind keine schaufelartigen Pfoten, die sich durch den Untergrund graben, sondern es ist ein massives Schneidrad.
Was so liebevoll als Maulwurf bezeichnet wird, ist eine Tunnelvortriebsmaschine (TVM). Diese wird ab Herbst vom Matzleinsdorfer Platz aus einen Tunnel für die U2-Verlängerung bis zum Augustinplatz in Wien Neubau graben.
Noch steht die Maschine, die den Tunnel ab Herbst 2024 graben soll, im deutschen Schwanau – am Standort der Firma Herrenknecht. Sie wurde dort zusammengebaut, nun verkündeten die Wiener Linien, dass die Werksabnahme erfolgt ist. Überprüft wurde etwa, ob alle Anlagenteile funktionieren. Und jetzt macht man das, was bei einer Maschine dieser Größe eine gewisse Logik hat: Man zerlegt sie wieder. Und transportiert die Einzelteile nach Wien. Dort werden die Teile in den Schacht der U-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz heruntergelassen und wieder zusammengebaut. Die ersten Teile sollen im Mai ankommen, über mehrere Monate hinweg wird dann die Maschine neu aufgebaut.
Die Strecke
An der Oberfläche wird man nicht allzu viel davon bemerken, wenn sich der Maulwurf durch den Wiener Untergrund gräbt. Gestartet wird im Herbst vom Matzleinsdorfer Platz aus mit der rechten Röhre, durch die die U2 künftig stadteinwärts fahren soll. Ähnlich wie ein Maulwurf schaufelt die Tunnelvortriebsmaschine das Aushubmaterial hinter sich, einen Maulwurfshügel wird es allerdings nicht geben.
Das gesamte Erdmaterial wird über den zentralen Schacht am Matzleinsdorfer Platz abtransportiert.
Ist die Maschine am Augustinplatz angekommen, kann sie nicht einfach umdrehen. Der Wendekreis wäre nur ein Hindernis, auch müsste dann das Aushubmaterial über die Innenstadt entsorgt werden. Stattdessen wird die Maschine wieder in ihre Einzelteile zerlegt, zurück zum Matzleinsdorfer Platz gebracht und dort wieder zusammengebaut. Dann geht es die gleiche Strecke noch einmal entlang – dieses Mal für die andere Röhre. Am Ende soll es zwei Streckenröhren mit einem Durchmesser von 6,84 Metern geben.
Die Zukunft
Rund neun Monate Vortriebszeit sind pro Röhre veranschlagt, danach werden die Gleise gelegt, parallel wird an den Stationsgebäuden weitergearbeitet. Hält der derzeitige Zeitplan, soll die U2 ab 2028 von der Seestadt Aspern im Norden bis zum Matzleinsdorfer Platz fahren. Und dann? Nun, bis 2035 soll es eine weitere Verlängerung bis zum Wienerberg geben. Aber das ist eine andere Geschichte.