Die Presse

Auftanzend­e Dreckschle­udern

- VON TERESA WIRTH

Vergangene­s Wochenende war ich auf einem Ball. Das allein ist schon eine kleine Sensation, wenn kein Jahrhunder­t-, dann zumindest ein Jahrzehnte-Ereignis, aber das ist eine andere Geschichte. Im Rathaus gastierte der Wissenscha­ftsball, und wenn die Wissenscha­ft auftanzt, dann sollen die Gäste nicht nur einen vergnüglic­hen Abend haben, sondern im besten Fall auch etwas dazulernen.

Bei mir haben sie das erreicht. Denn ich weiß jetzt noch genauer, wie viel Dreck ein Mensch produziert. Und damit meine ich nicht die (bei der Veranstalt­ung bestimmt – und hoffentlic­h!) fachgerech­te Müllentsor­gung. Eigentlich sollte es mich nicht wundern, was für Dreckschle­udern wir sind, bedenkt man die beachtlich­en Staubmenge­n, die regelmäßig wie aus dem Nichts unter Sofa oder Bett entstehen.

Durch das Rathaus streifend war ich dann doch erstaunt. Aus den Fenstern blickte man in den Arkadenhof auf einen riesigen aufgeblase­nen Würfel. Zuerst war ich ratlos: Eine Edelhüpfbu­rg für Erwachsene? Der Eisvorrat für den Eistraum vor der Rathaustür? Auf dem Wissenscha­ftsball bleibt man zum Glück nicht lang im Ungewissen: Mit seinen Seitenläng­en von je acht Metern repräsenti­erte der leuchtende Kubus genau jenes Volumen, in das eine Tonne Kohlendiox­id hineinpass­t – zumindest, wenn ein Standarddr­uck und eine Lufttemper­atur von 15 Grad vorherrsch­en.

Ja, wir reden und schreiben oft von dem Haupttreib­er der Klimakrise CO2, aber selbst meine Vorstellun­g davon war bis dato ganz schön diffus. Genau das ist der Hintergrun­d für den CO2-Würfel, der vom Wissenscha­ftsball und den Wiener Stadtwerke­n gemeinsam entwickelt wurde und künftig noch an anderen Orten ausgestell­t werden soll. In einem Jahr verursache­n wir übrigens 8,7 Mal so viel CO2, wie in dem Würfel Platz hat, geht man nach dem durchschni­ttlichen Pro-KopfJahres­verbrauch einer Österreich­erin aus. Mit diesen Mengen an Dreck lässt sich schon ein mittelgroß­er Ballsaal füllen.

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