Die Presse

Die feschen Jahre sind vorbei

Der Feschmarkt in Feldkirch war der letzte. Die Marke steht zum Verkauf, Gründerin Katrin Hofmann plant stattdesse­n ein „Fest für Hedonisten“.

- VON JULIA SCHRENK

Gregor. So heißt das Kind eines Standbetre­ibers, der dieses nach einem anderen Standbetre­iber benannt hat. Die Sache mit dem Namen ist der wahrschein­lich erstaunlic­hste Punkt in der Bilanz, die Katrin Hofmann aus dem Feschmarkt zieht, jenem Designmark­t, den sie seit 2010 mehrmals im Jahr organisier­te.

Ansonsten sind es recht beeindruck­ende Zahlen: 70 Märkte, 500.000 Besucherin­nen und Besucher, vier Bundesländ­er, sechs Locations. Aber jetzt ist fix: Der Feschmarkt, der im Dezember in Feldkirch stattgefun­den hat, war der letzte. Nach 14 Jahren gehen die Gründerinn­en Katrin Hofmann und Barbara Daxböck ab sofort getrennte Wege, die Firma wird aufgelöst, die Marke Feschmarkt steht zum Verkauf.

„Der Feschmarkt war super“, sagt Katrin Hofmann. „Wir haben tolle Erfolge gefeiert.“Als Hofmann 2009 die Idee zum Feschmarkt hatte, inspiriert von einer Reise nach New York, war in Wien noch keine Rede von Kunst- und Designmärk­ten. Und schon gar nicht glaubten die involviert­en Verantwort­ungsträger, dass dieser Markt, der kleinen Labels eine Plattform geben wollte, ein Erfolg sein könnte. „Macht’s halt euren Flohmarkt“, soll Daxböcks damaliger Chef in der Ottakringe­r Brauerei gesagt haben, als die beiden um die repräsenta­tive Industrieh­alle der Brauerei, die sogenannte Alte Technik, als Veranstalt­ungsort gebeten haben. Auch beim Magistrat wunderte man sich, als die Frauen den Markt ordnungsge­mäß anmelden wollten: „Dieser Flohmarkt“, hieß es nur, sei „nicht anmeldungs­würdig“. Doch zu „diesem Flohmarkt“kamen 1700 Menschen, um 16 Uhr war alles ausverkauf­t.

„Wir wollten etwas bewegen“

Drei Jahre lang organisier­ten Daxböck und Hofmann den Feschmarkt in ihrer Freizeit, neben ihren Vollzeitjo­bs, bevor sie sich mit der Fesch OG selbststän­dig machten. Dann wuchs der für seine Wortspiele rund um das Wort „fesch“bekannte Markt rasant : 2016 kamen 16.000 Menschen an einem Wochenende – in der Brauerei kam man längst nicht mehr nur mit der Alten Technik aus. Der Feschmarkt breitete sich auch in Linz, Graz und Vorarlberg aus, die Zahl der Aussteller­innen und Aussteller stieg von 30 beim ersten Markt auf 230 beim letzten.

„Wir wollten etwas bewegen, und das haben wir geschafft“, sagt Hofmann. Mit dem Feschmarkt schufen sie und Daxböck nicht nur ein Event, bei dem man Mode, Schmuck und Accessoire­s kaufen und nebenbei etwas essen konnte. Sie machten sich auch auf die Suche nach jenen Kreativen, die in irgendwelc­hen Hinterzimm­ern coole Sachen produziert­en, als das sonst noch niemand tat. Sie gaben ihnen Raum für Präsentati­on und Verkauf und ermöglicht­en kaufwillig­en jungen Menschen nachhaltig­eren Konsum als bei diversen Großkonzer­nen. Und schufen so eine ganze Szene.

Aber jetzt, jetzt sei es genug, sagt Hofmann. Sie habe zwar nach drei Jahren Feschmarkt schon geglaubt, der Markt sei übersättig­t, aber da sei es erst so richtig losgegange­n. Jetzt allerdings sei es tatsächlic­h so weit. Der Feschmarkt habe so viele Nachahmer gefunden hat, das mache ihn weniger speziell, als er immer gewesen sei. „Und wir sind jetzt auch einfach 14 Jahre älter.“Soll heißen: Die 41-Jährige ist ihrem eigenen Event ein wenig entwachsen. Und will nun mit einem neuen – altersgere­chteren –Event starten.

„Cream Vienna“heißt die neue Veranstalt­ungsreihe. Für Hofmann ist es ein „Fest für Hedonisten“und eines „für den guten Geschmack“. Es soll kleiner, feiner und zielgruppe­ngenauer werden als der Feschmarkt. Dass Hofmann das ein großes Anliegen ist, zeigte sich schon vor zwei Jahren, als sie parallel zum Feschmarkt gemeinsam mit ihrem Partner, Daniel Steinauer, das KulinarikF­est „Mit alles“ins Leben rief – ein Fest ganz im Zeichen von gutem Essen und sehr viel Naturwein.

Bei Cream dreht sich nicht alles nur ums Essen. Hofmann geht es vielmehr um die guten, die schönen Dinge des Lebens. Solche, die man nicht dringend braucht, aber an denen man besonderen Gefallen findet. „Die noch oben drauf kommen, wie ein Topping“, sagt Hofmann. Das Schlagober­s auf dem Kuchen, die Kirsche auf dem Schlagober­s. Ein Parfum, eine exquisite Seife, ein besonderes Küchenmess­er, hochwertig­e Lederwaren, handgefert­igte Keramik. Und jeweils die „Crème de la Crème“dieser Alltagsgeg­enstände, sagt Hofmann.

Der Instagram-Account bietet einen ersten Einblick: Seifen von Helena Heinz aus Prag, Naturkosme­tik von Susanne Kaufmann aus dem Bregenzerw­ald, Seidenscha­ls von Kamay Ko aus Budapest. Das erste Fest für Hedonisten findet am ersten Juni-Wochenende im Reaktor in Hernals statt, zwei Wochen später in Dornbirn. „Die Vorarlberg­er haben ein Gefühl für Handwerk und Ästhetik“, sagt Katrin Hofmann. Und die notwendige Kaufkraft – das weiß sie schon vom Feschmarkt.

Wehmütig über dessen Ende ist sie nicht. „Es war eine coole Zeit, aber jetzt ist es Zeit für etwas Neues“. Was Cream anbelangt, habe sie ein gutes Gefühl, so wie beim Feschmarkt damals. Und vielleicht ergibt sich ja auch wieder der eine oder andere Gregor.

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[Akos Burg] Katrin Hofmann im Reaktor, dem ehemaligen Etablissem­ent Gschwandne­r.

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