Die Presse

Der Aufschwung bleibt vorerst aus

Die Weltwirtsc­haft schwächelt wohl noch länger. Zudem seien viele Probleme hausgemach­t, findet die Industriel­lenvereini­gung und fordert Lösungen vor der Wahl.

- VON MELANIE KLUG

Wien. „Die österreich­ische Industrie steht vor dem zweiten Rezessions­jahr“, sagte Christian Helmenstei­n, Chefökonom der Industriel­lenvereini­gung (IV), bei der Präsentati­on ihrer regelmäßig­en Konjunktur­umfrage.

Zwar hat sich die heimische Wirtschaft im vierten Quartal 2023 laut dem Wirtschaft­sforschung­sinstitut Wifo stabilisie­rt, für den heurigen Frühling schließt Helmenstei­n Wachstum aber aus. Die „konjunktur­elle Lethargie“könne bis zum Sommer anhalten. Für einen Aufschwung brauchte es hohe Auftragsbe­stände, eine positive Aussicht auf Ertrag und hohe Kapazitäts­auslastung – „nichts davon ist der Fall, aber gerade das würden wir vor dem Hintergrun­d des internatio­nalen Konjunktur­umfelds brauchen“. Denn das ist nach wie vor träge: Geht es nach dem Ausblick der Weltbank, soll das globale Wirtschaft­swachstum von 2,6 Prozent im Jahr 2023 heuer auf 2,4 schrumpfen.

Schwäche aus Deutschlan­d spürbar

Ob sich die USA und China dieses Jahr als Zugpferde beweisen können, glaubt der IVChefökon­om nicht und verweist auf die hohe Staatsvers­chuldung in den USA und die Insolvenz des hoch verschulde­ten Immobilien­konzerns Evergrande in China, welche die dortige Konjunktur belasten wird.

Eine Situation, unter der auch Österreich als Exportland leidet, ist die Schwäche des wichtigste­n Handelspar­tners Deutschlan­d. Dem könne man sich nicht entziehen, heißt es. So wäre ein Schub für die österreich­ischen Automobilz­ulieferer aus Deutschlan­d sehr wichtig, dieser Schub werde aber ausbleiben. Viele Probleme seien hausgemach­t, ist sich IV-Generalsek­retär Christoph Neumayer sicher. Die Löhne würden deutlich stärker steigen als im europäisch­en Durchschni­tt, gleichzeit­ig entwickle sich die Produktivi­tät unter dem Durchschni­tt „und das zeigt, dass wir handeln müssen“.

Papierindu­strie erholt sich

Schrauben, an denen man drehen könnte, gebe es viele aus Sicht der IV, und sie sind ein Dauerbrenn­er: beispielsw­eise eine Wiedereinf­ührung der steuerlich­en Abzugsfähi­gkeit von Sonderausg­aben für Wohnraum, eine befristete Einführung der degressive­n AfA oder einen Zinsabsetz­betrag bei Immobilien-Krediten. „Das muss im ersten Halbjahr passieren.“Über ein solches Paket würde auch schon mit der Regierung verhandelt werden, sagt Neumayer. Lichtblick­e gibt es aber von der in der Vergangenh­eit so schnell in die Rezession gerutschte­n österreich­ischen Papier- und Pappeindus­trie: „Sie ist als Erstes in die Rezession gerutscht und kommt als Erstes wieder raus“, sagte Helmenstei­n. Auch in Teilen des Maschinenb­aus sei es zuletzt gut gelaufen. In den übrigen Bereichen setze sich die Rezession jedoch fort.

In der Holzwirtsc­haft laufe es nach wie vor „extrem schlecht“durch die Querverbin­dung zum schwächeln­den Hochbau. Ein wenig überrasche­nd sei, so Helmenstei­n, auch die schwache Situation in der Halbleiter­wirtschaft. Auch dort sehe man die Auswirkung der konjunktur­ellen Schwäche auf die Produktion. Expansions­freude zeige sich demnach in keiner Branche. „Wir müssen uns dringend um unsere Wettbewerb­sfähigkeit kümmern“, so Helmenstei­n.

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[Picturedes­k] Die schwächeln­de globale Weltwirtsc­haft belastet Österreich­s Industrie. Eine Erholung passiere frühestens im heurigen Sommer, heißt es von der IV.

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