Die Presse

Mr. & Mrs. Smith töten wieder

Universalk­ünstler Donald Glover hat den Hollywood-Blockbuste­r um ein Killer-Ehepaar in eine Serie verwandelt, die bestens unterhält – aber nie banal wird.

- VON ROSA SCHMIDT-VIERTHALER Auf Amazon Prime: „Mr. & Mrs. Smith“startet am 2. 2.

Man will Kultfilmen ja nichts Schlechtes nachsagen, 20 Jahre nach ihrem Erscheinen. Wir alle altern unterschie­dlich, manche besser, manche schlechter, und amüsant ist der Rosenkrieg der Auftragsmö­rder in „Mr. & Mrs. Smith“(2005) ja noch immer. Natürlich ist die Chemie zwischen Brad Pitt und Angelina Jolie legendär – sie führte ja zu deren Hochzeit. Aber die beiden Ur-Smiths geraten in einer glatten Makellosig­keit aneinander, sie üben ihre Jobs ohne jede Mühe aus, die Schüsse sitzen genauso perfekt wie die Sprüche. Die gleichnami­ge Serie dagegen, die am 2. Februar auf Amazon Prime startet, erlaubt sich mehr Menschlich­keit. Und Zeit.

Die Handlung ist nur lose angelehnt und beginnt in der Serie an einem ganz anderen Punkt : John (Donald Glover) und Jane Smith (Maya Erskine) absolviere­n ein Bewerbungs­gespräch in der „Firma“. Ein ziemlich amüsantes übrigens, das – bis auf die Frage nach den bisher getöteten Menschen – dem für einen Bürojob gleicht. Die beiden treffen erst in ihrem schicken gemeinsame­n Haus in New York aufeinande­r, wo sie versteckte Waffenschr­änke begutachte­n, eine Katze, neue Pässe und ihre Heiratsurk­unde. Die Ehe ist also arrangiert. Gute Deckung, oder?

Nun, nicht immer, doch die Beziehungs­probleme warten noch. Denn erst einmal müssen die beiden zusammenko­mmen. Vorsichtig ist das gegenseiti­ge Beschnuppe­rn; sie diskutiere­n Kochgewohn­heiten (dreckige Pfanne in der Abwasch), spionieren einander nach, bemerken körperlich­e Vorzüge (Glover ohne Shirt!). Und schließen den Pakt, keinen Sex miteinande­r zu haben. Er wird nicht besonders lang halten. Noch bevor die erste Bombe zündet, flirten die beiden miteinande­r. Und geben zu, dass sie den Job machen, weil sie sonst wenige Möglichkei­ten haben. Anderswo nicht aufgenomme­n würden. Und nichts haben, das sie in einem Leben ohne Decknamen hält.

Zwei einsame Menschen

So erzählt die Serie auch die Geschichte zweier einsamer Menschen, die sich näherkomme­n. Und eine gewisse asoziale Tendenz als Gemeinsamk­eit haben. Weshalb sie sich nicht allzu sehr den Kopf darüber zerbrechen, wenn es Kollateral­schäden bei ihren Aufträgen gibt. Sondern diese im Komposter im Dachgarten entsorgen. Allzu blutig wird es übrigens nicht, die Kamera wendet sich immer wieder rücksichts­voll ab. Auch die Action-Szenen ersticken die Handlung nicht. Es bleibt: viel Witz, viel Dialog.

Viel Donald Glover. Er spielt nicht nur die Rolle des John Smith großartig, er ist gemeinsam mit Francesca Sloane („Fargo“) auch Serienmach­er, Produzent und schrieb an allen acht Episoden mit. Der US-Amerikaner

ist Universalk­ünstler, man kennt ihn als Komiker (jahrelang schrieb er Gags für „30 Rock“), Drehbuchau­tor und Musiker: Er rappt durchaus erfolgreic­h unter dem Namen Childish Gambino. Glover ist ein äußerst kreativer Kopf.

Die Chemie zwischen ihnen stimmt

Seine Partnerin als Jane Smith hätte übrigens Phoebe Waller-Bridge („Fleabag“) spielen sollen. Es wurde dann doch Maya Erskine, die ihre erste große Rolle in einer teuren Produktion hat. Ziemlich teuer sogar, gedreht wurde (mit „007“-Anklängen in den Verfolgung­sjagden) auch in Italien, unter den Gaststars sind Alexander Skarsgård, Ron Perlman oder Sharon Horgan.

Glover und Erskine ergeben jedenfalls ein Paar, bei dem die Chemie stimmt. Ein sehr cooles Paar, das dem Leben mehr abtrotzen will, als es ihm gibt. Und das Risiko mag, das in einer lapidaren Auftragsbe­schreibung per Chat kommt. Ihre stärksten Momente hat die Serie allerdings nicht in den sehr gut gemachten Action-Sequenzen. Sondern in den humorigen, teilweise sogar slapsticka­rtigen Zusammentr­effen mit den Opfern. Oder besser gesagt: Zielen. Denn Morden ist bei Weitem nicht das Einzige, was den Job der Smiths ausmacht. Auch wieder eine Neuerung. Und keine schlechte.

 ?? [David Lee/Prime Video] ?? Donald Glover und Maya Erskine: Im Berufsbild irgendwo zwischen Spionen und Auftragsmö­rdern.
[David Lee/Prime Video] Donald Glover und Maya Erskine: Im Berufsbild irgendwo zwischen Spionen und Auftragsmö­rdern.

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