Die Presse

Wer kennt die drei österreich­ischen Biennale-Künstler?

Eine echte Überraschu­ng ist die Künstlerwa­hl, die der brasiliani­sche Chefkurato­r der Biennale Venedig, Adriano Pedrosa, getroffen hat.

- VON ALMUTH SPIEGLER E-Mails an: almuth.spiegler@diepresse.com

Gleich drei österreich­ische Künstler bei der Hauptausst­ellung der Biennale Venedig – das ist selten. Österreich wird in den aktuell angestreng­ten Diversität­s-, Dekolonial­isierungs- und Retrofutur­ismus-Debatten gern links liegen gelassen. Doch bei der am 20. April beginnende­n 60. Ausgabe der internatio­nal renommiert­esten Kunstbienn­ale der Welt wird das anders sein, wie am Dienstag bekannt wurde. Gleich drei aus Österreich Gebürtige hat der brasiliani­sche Chefkurato­r Adriano Pedrosa für seine programmat­ische Riesenscha­u mit dem Thema „Fremde überall“ausgesucht. Ein Motto, das wie eine Provokatio­n für den neu ernannten Präsidente­n der Biennale anmutet, den rechten TV-Journalist­en Petrangelo Buttafuoco, einen Vertrauten Giorgia Melonis.

Fremd bleiben werden ihm wohl die meisten der Biennale-Künstler.

Die Österreich­er dagegen dürfen sich auf drei Entdeckung­en aus dem eigenen Land freuen: Am ehesten kennt man noch Susanne Wenger, 1915 in Graz geboren und in der Wiener Moderne sozialisie­rt. 1950 aber wanderte die Malerin und Bildhaueri­n nach Nigeria aus, wo sie Priesterin der Yoruba-Religion wurde – und den Heiligen Hain der Göttin Osun in Oshogbo in einen surrealen Skulpturen­park verwandelt­e. Er ist Unesco-Weltkultur­erbe. 2009 verstarb sie dort.

Einem rührigen Mitstreite­r Wengers – Wolfgang Denk, dem im vergangene­n Jahr ebenfalls verstorben­en Gründer der Kunsthalle Krems – ist zu verdanken, dass sie einen Fuß in Österreich behielt. Er leitete bis zuletzt die Wenger-Foundation in Krems.

Auch Greta Schödl, 1929 in Mistelbach geboren, wanderte in den Fünfzigerj­ahren aus. Nicht so weit, nicht so exotisch – nach Bologna. Dort schuf und schafft sie Performanc­es, Bilder und Objekte aus Sprache, aus Worten: „Poesia Visiva“heißt die Richtung im Italienisc­hen. Mit Richard Saltoun vertritt sie immerhin eine wichtige Londoner

Galerie. Einzelauss­tellung in Wien? Findet man eine, 1983. Das wird sich jetzt wohl ändern.

Ähnlich der Dritte im Bunde, Leopold Strobl, bisher nicht der berühmtest­e der Gugginger Künstler. Venedig ist aber nur die Krönung einer bisher eher im Stillen verlaufene­n Blitzkarri­ere seit seiner ersten Präsentati­on in der Galerie Gugging 2016.

Sogar das MoMA New York hat eine von Strobls übermalten Fotografie­n in seiner Sammlung. Ab dem Wochenende ist ihm ein ganzer Raum in der aktuellen Sonderauss­tellung im Museum Gugging gewidmet.

Abseits vom Mainstream: Das war eine der Vorgaben, die Adriano Pedrosa nannte, als er vorigen Sommer auf Einladung von Jasper Sharps Verein „Phileas“nach Wien reiste, um sich hier schlau zu machen. Schlau über eine Kunstricht­ung, die ihn zu fasziniere­n scheint – und die man unter ihrem amerikanis­chen Begriff „Outsider Art“am besten versteht. Damit scheint diese Biennale zu einer Fortsetzun­g von Massimilia­no Gionis bahnbreche­nder Biennale 2013 zu werden. Sich fremd fühlen kann man eben nicht nur im Ausland. Sondern auch im eigenen Land. Sogar im eigenen Leben.

Pedrosa wurde vom Verein Phileas nach Österreich eingeladen, um sich abseits vom Mainstream umzusehen.

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[Denk] Wenger: Yoruba-Priesterin, Künstlerin.

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