Dinos schreckten mit den Federn ihre Opfer
Eine neue Erklärung zur Entstehung der Federn: Sie dienten zuerst Sauriern, um ihre Beute aufzuscheuchen.
Viele Tiergruppen können fliegen, doch Federn haben nur Vögel. Man muss hinzufügen: unter den derzeit lebenden Tieren. Die einschlägigen Forscher glauben heute, dass schon etliche Dinosaurier Federn trugen. Die ganze Wirbeltier-Klasse der Vögel hat sich ja auch aus Dinosauriern, wahrscheinlich aus den räuberischen Maniraptora, entwickelt; es ist nicht falsch zu sagen, dass die Vögel die letzten lebenden Dinosaurier sind.
Doch wie und wozu entstanden die Federn? Bei Daunenfedern liegt es nahe: Sie dienten der Wärmeisolierung. Komplizierter ist es mit den Konturfedern an Flügeln und Schwanz. Schon in der JuraZeit hatten Dinosaurier der Gruppe Pennaraptora solche. Allerdings waren ihre Flügel zum Fliegen zu klein. Sie dienten zum Erschlagen von Insekten, mutmaßte Paläontologe John Ostrom vor 50 Jahren. Doch das überzeugt nicht wirklich.
Nun präsentiert ein Team aus Paläontologen, Insektenforschern und Robotikern in „Scientific Reports“eine neue Theorie: Primitive, aber bereits gefiederte Flügel hätten den Sauriern dazu gedient, versteckte Beutetiere aufzuschrecken, um sie dann zu verfolgen, zu fangen und zu fressen. Diese Jagdstrategie nennt man „flush-pursuit“, etliche Vögel verwenden sie, etwa die Gartenspottdrossel oder der Wegekuckuck. Sie erschrecken ihre Beutetiere durch plötzliches Flügelschlagen, bei dem ein Muster sichtbar wird, das bedrohlich wirkt.
Robopteryx ängstigt Grashüpfer
Um diese These zu überprüfen, bauten die Robotiker im Team einen Roboter namens Robopteryx in der Form und Größe des Caudipteryx, der vor 120 Millionen Jahren lebte. Tatsächlich flohen Grashüpfer vor diesem Robopteryx eher, wenn er Flügel hatte und mit ihnen schlug. Noch eher, wenn die Flügel – wie jene des Wegekuckucks – auf schwarzem Untergrund weiße Flecken hatten, die beim Schlagen sichtbar wurden. Die Insektenforscher konnten sogar zeigen, dass spezielle Neuronen der Grashüpfer auf den jähen Reiz reagieren. So hätten bewegliche Federn auch ohne Fliegen einen Sinn gehabt, meinen die Forscher. Die Flugfähigkeit habe sich viel später bei Nachkommen dieser Saurier entwickelt.