Das tiefe Unbehagen der Österreicher gegenüber Donald Trump
Drei Viertel blicken der US-Wahl und einer Präsidentschaft des Republikaners mit Bangen entgegen.
Neun Monate sind es noch hin bis zur US-Präsidentschaftswahl, doch die Österreicher haben sich längst ein Bild über das voraussichtliche Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump gemacht. Drei Viertel befürchten nach einer jährlichen Umfrage der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, die der „Presse“vorliegt, im Fall eines Wahlsiegs Trumps negative Folgen sowohl für die Weltpolitik als auch für die USA selbst. Im Fall einer Wiederwahl Bidens sieht das nur rund ein Drittel.
Hätten die Österreicher also ein Mitspracherecht bei der US-Wahl am 5. November, sie würden wohl mit großer Mehrheit für Trumps demokratischen Gegenkandidaten stimmen – wobei sie eine Alternative zu Biden vorziehen würden. Rund zwei Drittel betrachten die neuerliche Kandidatur Bidens skeptisch. Es sind dennoch schlechte Nachrichten für heimische Trump-Fans wie Harald Vilimsky, den FPÖSpitzenkandidaten für die EU-Wahl, der sich dezidiert für den Ex-Präsidenten ausgesprochen hat.
44 Prozent rechnen mit Trump-Sieg
44 Prozent der 500 Befragten im Alter von 14 bis 75 Jahren, die in der Studie in der zweiten Jännerwoche stichprobenartig erfasst worden sind, rechnen mit einem Sieg des Herausforderers. Im Gegensatz zu Trump lässt der Amtsinhaber im Weißen Haus die Österreicher eher kalt. Befürworter und Kritiker Bidens halten sich mit rund einem Viertel die Waage – mit einem leichten Vorteil für die Biden-Gegner. Ein Großteil schreibt dem Präsidenten Eigenschaften wie erfahren, diplomatisch oder tolerant zu. Bei Trump dominieren indes Zuschreibungen wie abgehoben oder zielstrebig, während ihn lediglich acht Prozent für glaubwürdig halten oder sympathisch finden.
Das allgemeine Image der USA in Österreich hat sich nicht wesentlich verändert. 50 Prozent haben eine neutrale Sicht, rund 20 Prozent sehen die Vereinigten Staaten positiv und 29 Prozent negativ – wobei sich der negative Akzent in den vergangenen zwei Jahren ein wenig verstärkt hat. Das hängt womöglich mit den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten zusammen. Beinahe 30 Prozent schreiben den USA einen Einfluss auf den Ukraine-Krieg zu, fast 25 Prozent auf den Gazakrieg. 42 Prozent bezeichnen die Rolle der USA da wie dort indessen als negativ.
Für das verbesserte Bild schlug am stärksten die Abwahl Trumps im Jahr 2020 zu Buche. Das glaubt jeder Dritte. Die wichtigsten Gründe für das verschlechterte Bild sind mit rund je 18 Prozent die neuerliche Kandidatur Donald Trumps und die Rolle der Biden-Regierung als vermeintlicher Kriegstreiber. Elf Prozent machen die USA für das Agieren der Ukraine im Krieg gegen Russland verantwortlich. Knapp zehn Prozent halten Biden persönlich für haftbar, ebenso viele eine Tendenz zum Einmischen in die Weltpolitik.
Geringes Engagement in Klimakrise
Etwa vier Prozent sind der Meinung: „Die USA wollen Europa beherrschen beziehungsweise machen mit Europa, was sie wollen.“Rund zwei Drittel glauben, die USA würden nur einen kleinen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten. Nur zwölf Prozent sind vom Gegenteil überzeugt. Dass die US-Politik wichtig für Österreich ist, halten rund 40 Prozent für evident – ein Wert, der ziemlich konstant ist. 18 Prozent behaupten das Gegenteil, der Rest ist unentschlossen.
Noch klarer ist die Bedeutung der westlichen Supermacht mit ihrer Leitwährung Dollar für die Wirtschaft. Was die globale Wirtschaft angeht, unterschreiben das drei Viertel der Österreicher. Den Effekt auf die heimische Wirtschaft schätzen sie indessen als geringer ein: 46 Prozent sehen das als gegeben an – ein ähnlicher Wert wie gegenüber China, der zweiten globalen Supermacht, mit der die USA in harter Konkurrenz stehen. Für Russland glauben das nach der Verhängung umfassender Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs dagegen nur mehr knapp 30 Prozent.
Digital, aber nicht sozial
Eine Mehrheit der Österreicher preist die US-Wirtschaft als digital, risikobereit, innovativ und unternehmerfreundlich. 35 Prozent stimmen der These zu: „In Sachen Wirtschaft kann Österreich noch einiges von der US-Wirtschaft lernen.“Aus österreichischer Sicht spielen dagegen die Kriterien sozial und nachhaltig im US-Wirtschaftsleben nur eine untergeordnete Rolle.
Stilprägend sind die USA nach wie vor im Kulturbereich. Das gilt für 86 Prozent der Österreicher im Film, für 72 Prozent in der Musik und für 48 Prozent in der Mode.