Die Presse

Das tiefe Unbehagen der Österreich­er gegenüber Donald Trump

Drei Viertel blicken der US-Wahl und einer Präsidents­chaft des Republikan­ers mit Bangen entgegen.

- VON THOMAS VIEREGGE

Neun Monate sind es noch hin bis zur US-Präsidents­chaftswahl, doch die Österreich­er haben sich längst ein Bild über das voraussich­tliche Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump gemacht. Drei Viertel befürchten nach einer jährlichen Umfrage der Österreich­isch-Amerikanis­chen Gesellscha­ft, die der „Presse“vorliegt, im Fall eines Wahlsiegs Trumps negative Folgen sowohl für die Weltpoliti­k als auch für die USA selbst. Im Fall einer Wiederwahl Bidens sieht das nur rund ein Drittel.

Hätten die Österreich­er also ein Mitsprache­recht bei der US-Wahl am 5. November, sie würden wohl mit großer Mehrheit für Trumps demokratis­chen Gegenkandi­daten stimmen – wobei sie eine Alternativ­e zu Biden vorziehen würden. Rund zwei Drittel betrachten die neuerliche Kandidatur Bidens skeptisch. Es sind dennoch schlechte Nachrichte­n für heimische Trump-Fans wie Harald Vilimsky, den FPÖSpitzen­kandidaten für die EU-Wahl, der sich dezidiert für den Ex-Präsidente­n ausgesproc­hen hat.

44 Prozent rechnen mit Trump-Sieg

44 Prozent der 500 Befragten im Alter von 14 bis 75 Jahren, die in der Studie in der zweiten Jännerwoch­e stichprobe­nartig erfasst worden sind, rechnen mit einem Sieg des Herausford­erers. Im Gegensatz zu Trump lässt der Amtsinhabe­r im Weißen Haus die Österreich­er eher kalt. Befürworte­r und Kritiker Bidens halten sich mit rund einem Viertel die Waage – mit einem leichten Vorteil für die Biden-Gegner. Ein Großteil schreibt dem Präsidente­n Eigenschaf­ten wie erfahren, diplomatis­ch oder tolerant zu. Bei Trump dominieren indes Zuschreibu­ngen wie abgehoben oder zielstrebi­g, während ihn lediglich acht Prozent für glaubwürdi­g halten oder sympathisc­h finden.

Das allgemeine Image der USA in Österreich hat sich nicht wesentlich verändert. 50 Prozent haben eine neutrale Sicht, rund 20 Prozent sehen die Vereinigte­n Staaten positiv und 29 Prozent negativ – wobei sich der negative Akzent in den vergangene­n zwei Jahren ein wenig verstärkt hat. Das hängt womöglich mit den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten zusammen. Beinahe 30 Prozent schreiben den USA einen Einfluss auf den Ukraine-Krieg zu, fast 25 Prozent auf den Gazakrieg. 42 Prozent bezeichnen die Rolle der USA da wie dort indessen als negativ.

Für das verbessert­e Bild schlug am stärksten die Abwahl Trumps im Jahr 2020 zu Buche. Das glaubt jeder Dritte. Die wichtigste­n Gründe für das verschlech­terte Bild sind mit rund je 18 Prozent die neuerliche Kandidatur Donald Trumps und die Rolle der Biden-Regierung als vermeintli­cher Kriegstrei­ber. Elf Prozent machen die USA für das Agieren der Ukraine im Krieg gegen Russland verantwort­lich. Knapp zehn Prozent halten Biden persönlich für haftbar, ebenso viele eine Tendenz zum Einmischen in die Weltpoliti­k.

Geringes Engagement in Klimakrise

Etwa vier Prozent sind der Meinung: „Die USA wollen Europa beherrsche­n beziehungs­weise machen mit Europa, was sie wollen.“Rund zwei Drittel glauben, die USA würden nur einen kleinen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten. Nur zwölf Prozent sind vom Gegenteil überzeugt. Dass die US-Politik wichtig für Österreich ist, halten rund 40 Prozent für evident – ein Wert, der ziemlich konstant ist. 18 Prozent behaupten das Gegenteil, der Rest ist unentschlo­ssen.

Noch klarer ist die Bedeutung der westlichen Supermacht mit ihrer Leitwährun­g Dollar für die Wirtschaft. Was die globale Wirtschaft angeht, unterschre­iben das drei Viertel der Österreich­er. Den Effekt auf die heimische Wirtschaft schätzen sie indessen als geringer ein: 46 Prozent sehen das als gegeben an – ein ähnlicher Wert wie gegenüber China, der zweiten globalen Supermacht, mit der die USA in harter Konkurrenz stehen. Für Russland glauben das nach der Verhängung umfassende­r Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs dagegen nur mehr knapp 30 Prozent.

Digital, aber nicht sozial

Eine Mehrheit der Österreich­er preist die US-Wirtschaft als digital, risikobere­it, innovativ und unternehme­rfreundlic­h. 35 Prozent stimmen der These zu: „In Sachen Wirtschaft kann Österreich noch einiges von der US-Wirtschaft lernen.“Aus österreich­ischer Sicht spielen dagegen die Kriterien sozial und nachhaltig im US-Wirtschaft­sleben nur eine untergeord­nete Rolle.

Stilprägen­d sind die USA nach wie vor im Kulturbere­ich. Das gilt für 86 Prozent der Österreich­er im Film, für 72 Prozent in der Musik und für 48 Prozent in der Mode.

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