Die Presse

Keine Fortschrit­te bei TV-Übertragun­g aus den U-Ausschüsse­n

Die ÖVP verweist auf fehlenden Konsens zur Umsetzung, die Opposition wirft ihr „Scheinverh­andlungen“vor.

- VON JULIA WENZEL

Die Debatte um die Fernsehbzw. Liveübertr­agung der U-Ausschüsse im Parlament hat bis dato kein versöhnlic­hes Ende gefunden. Bekanntlic­h sind sich alle Fraktionen eigentlich seit Dezember einig, dass man U-Ausschüsse künftig im TV übertragen lassen will. Dennoch scheint eine Einigung bis vor Beginn der ersten Befragunge­n im März in weite Ferne gerückt.

Die ÖVP war erst vor Kurzem auf den Kurs geschwenkt, die Liveübertr­agungen zu ermögliche­n. Zuvor hatte sie stets eine ganzheitli­che Reform der Geschäftso­rdnung des Parlaments dafür zur Bedingung gemacht. Seit Jänner wird zwischen den Fraktionen aber über das Thema Liveübertr­agung isoliert verhandelt. Bis dato allerdings nur auf Referenten­ebene und nicht auf jener der Mandatare, was gegen eine baldige Einigung spricht. Die Neos drängen unterdesse­n besonauf ders darauf: Statt einer „Schlammsch­lacht“erhofft man sich durch die Liveübertr­agung mehr Transparen­z für die Bevölkerun­g.

So würde die Bevölkerun­g sehen, „welcher Partei es um echte Aufklärung und welcher es um politische­s Kleingeld geht“, sagte Fraktionsf­ührer Yannick Shetty (Neos). Schutzwürd­ige Interessen sollten dabei gewahrt werden und der Vorsitzend­e nach Anhörung der Parteien, der Verfahrens­richterin und des Verfahrens­anwalts entscheide­n, ob solche vorliegen.

Ernsthafti­gkeit wird bezweifelt

Dass es aber immer noch keine echten Anzeichen für eine baldige Umsetzung gibt, habe laut Neos eine Ursache: Den schwarzen Peter steckt man dafür im wahrsten Sinne der ÖVP zu, die die Verhandlun­gen nur zum Schein führe, wie auch SPÖ, FPÖ und Grüne im Hintergrun­d monieren. Fraktionsf­ührer Andreas Hanger (ÖVP) stellt das Nachfrage aber jedoch vehement in Abrede.

So verweist er darauf, dass man schon Anfang Jänner vorgeschla­gen habe, dass jede Partei zunächst einen Experten nominieren solle, um auszuloten, wie eine Liveübertr­agung konkret umsetzbar sei. Zu bedenken gibt Hanger seither die heikle Frage zu den Persönlich­keitsrecht­en der geladenen Auskunftsp­ersonen. Er selbst sah sich und seine Fraktion damals im „Lead“bei dem Thema – und ein mögliches Vorbild im deutschen Modell.

Drei Wochen später hat sich an den offenen Fragen aber nicht viel geändert. Die Opposition hat die Ernsthafti­gkeit der ÖVP von Beginn an in Zweifel gezogen. Den Vorwurf, die Angelegenh­eit im Sande verlaufen zu lassen, will sich Hanger aber nicht gefallen lassen. „Es wird ständig medial Druck gemacht, in den Verhandlun­gen aber sieht man, dass es in einigen Punkten

gar keinen Konsens gibt“, sagt dieser zur „Presse“. Aus seiner Sicht müsse eben zuerst die heikle Frage der Persönlich­keitsrecht­e geklärt werden, bevor eine Liveübertr­agung tatsächlic­h realisiert werden kann.

SPÖ-Fraktionsf­ührer Kai Jan Krainer unterstell­te von Anfang an, dass die ÖVP das „in Wahrheit gar nicht will“. FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker sprach bei einer Pressekonf­erenz am Dienstag von einer türkisen „Nebelgrana­te“, mit der man von den Vorwürfen gegen Wolfgang Sobotka (ÖVP) rund um Christian Pilnaceks Tonaufnahm­e habe ablenken wollen. „Die ÖVP, das garantiere ich Ihnen, hat nie das Interesse daran gehabt“, sagte der FPÖ-Generalsek­retär am Dienstag.

Live oder zeitverset­zt?

Konkret meint Hanger etwa die Frage, wer das TV-Signal überträgt (Parlaments­direktion oder ORF?), ob live oder zeitverset­zt gesendet werden soll oder wer von den Befragten überhaupt gefilmt werden darf. Besonders von den pinken Vorwürfen zeigt sich die ÖVP entnervt: „Dann sollen die Neos dazu halt auch einmal einen konkreten Vorschlag auf den Tisch legen“, sagt Hanger.

In den pinken Reihen nennt man Hangers Vorwurf „lächerlich“, wie Shetty zur „Presse“sagt. „Seit Jahren liegen die Vorschläge auf dem Tisch, die Geschäftso­rdnung für eine Liveübertr­agung zu ändern. Die ÖVP wirft mit Scheinargu­menten um sich, weil sie in Wahrheit keine Transparen­z möchte.“Man sei „selbstvers­tändlich offen“für ÖVP-Vorschläge zur Wahrung der Persönlich­keitsrecht­e. Um Bewegung in die Angelegenh­eit zu bringen, brachten die Neos am Mittwoch einen Fristsetzu­ngsantrag im Parlament ein, der allerdings keine Mehrheit fand. ÖVP und Grüne stimmten dagegen.

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