Die Presse

Debatte um neuen Kremser Bürgermeis­ter

Reinhard Resch legt überrasche­nd Amt nieder. Gegen den designiert­en Nachfolger regt sich Widerstand.

- VON GERNOT ROHRHOFER

Ein geglückter Abschied sieht anders aus: Seit Herbst ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Wien gegen den Kremser Bürgermeis­ter, Reinhard Resch (SPÖ), wegen des Verdachts der Untreue und Missbrauch­s der Amtsgewalt – Hausdurchs­uchung sowie Sicherstel­lung von Daten und Mobiltelef­onen inklusive. Auslöser war eine im Stadtsenat abgesegnet­e finanziell­e Besserstel­lung eines Amtsleiter­s, die nicht gerechtfer­tigt gewesen sein soll, weshalb auch gegen andere ehemalige und aktive Mitglieder des Stadtsenat­es ermittelt wird, darunter ist die freiheitli­che Landesräti­n Susanne Rosenkranz. Die ÖVP stimmte der Gehaltserh­öhung damals nicht zu.

Nun die nächste Hiobsbotsc­haft für Resch: Er muss aus gesundheit­lichen Gründen zurücktret­en. Mit sofortiger Wirkung. Seit 5. Dezember wissen es seine Genossinne­n und Genossen der Kremser SPÖ, seit Mittwochab­end alle. Resch verkündete seinen Rücktritt am Ende einer Gemeindera­tssitzung. „Geplant hatte er es aber anders“, erzählt ein langjährig­er Wegbegleit­er. Resch selbst sagt zur „Presse“, dass es tatsächlic­h „ein paar Dinge gegeben hat, die dazu geführt haben, diesen Schritt früher setzen zu müssen“.

Vom Primar zum Stadtchef

Fast zwölf Jahre war Resch Bürgermeis­ter der Statutarst­adt. Karriere machte er zunächst aber als Arzt: 1992 wurde er Primar im Landesklin­ikum Krems, 1995 stellvertr­etender ärztlicher Direktor. Der Ruf der Politik ereilte ihn 2002. Vom Gemeindera­t diente er sich hoch zum Stadtrat, zum Vizebürger­meister und schließlic­h zum Bürgermeis­ter. „Ich habe offensicht­lich immer aufgezeigt“, scherzt Resch. Stolz sei er darauf, den Schuldenbe­rg der Gemeinde von 150 auf 55 Millionen Euro reduziert zu haben. „Heute sind wir so aufgestell­t, dass wir bei gleichzeit­igen Investitio­nen einen Überschuss erwirtscha­ften können.“

Auch in der Landes-SPÖ blickte man gern nach Krems. Während es bei Landtagswa­hlen fast durch die Bank bergab ging, baute Resch die Zahl der Mandate zwischenze­itlich auf 19 aus. Seit der Wahl 2022 hält die SPÖ 17. Insgesamt gibt es 40.

Bis ein neuer Bürgermeis­ter gewählt ist, führt Vize bürgermeis­terin Eva Hollerer die Amtsgeschä­fte. „Bürgermeis­terin zu werden ist allerdings nicht Teil meiner Lebensplan­ung“, sagt sie. Stattdesse­n soll der Quereinste­iger Peter Molnar – er wurde 2022 auf einem Ticket der SPÖ Stadtrat – neuer Stadtchef werden. Doch der Widerstand gegen den ehemaligen Klima bündnis Geschäftsf­ührer ist groß. Weder ÖVP noch FPÖ wollen ihn wählen, und auch in der eigenen Partei ist man uneins.

„Molnar ist die Kremser Ausgabe von Gewessler“, sagt der Manager der Kremser ÖVP und kritisiert die Verkehrspr­ojekte des Bürgermeis­ter-Kandidaten. Aus der FPÖ heißt es: „Wir sehen nicht ein, dass uns die Roten nun einen Grünen vorsetzen. Hätte man grün gewollt, hätte man grün gewählt.“21 Stimmen sind für Molnars Wahl notwendig. Die SPÖ wird also die Hilfe anderer Parteien benötigen.

 ?? [Alex Halada] ?? Resch und SPÖ-Chef Babler.
[Alex Halada] Resch und SPÖ-Chef Babler.

Newspapers in German

Newspapers from Austria