Die Presse

Der Preisauftr­ieb lässt nach

4,5 Prozent betrug die Inflation im Jänner. Es ist der niedrigste Wert seit 2021. Die Inflations­prognose für 2024 wackelt.

- VON ALOYSIUS WIDMANN

Die Preise steigen im Jahresverg­leich weiter, aber langsamer als bisher. Im Jänner sank die Inflation in Österreich laut Schnellsch­ätzung der Statistik Austria auf 4,5 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Dezember 2021. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Preise sogar um 0,2 Prozent.

„Der Rückgang beruht zu einem großen Teil auf den Haushaltse­nergieprei­sen – und hier insbesonde­re auf den Strompreis­en, die vor einem Jahr aufgrund der stark gestiegene­n Netzkosten deutlich höher waren. Darüber hinaus sind Preise in vielen anderen Bereichen weniger kräftig angestiege­n als zuletzt“, so Statistik-Austria-Generaldir­ektor Tobias Thomas via Aussendung.

Nächste Prognose im März

Eine detaillier­te Erklärung für den Rückgang der Jännerinfl­ation liegt noch nicht vor. Laut Wifo-Ökonom Josef Baumgartne­r dürfte der Rückgang zum Teil auf die Netzkosten im Strompreis zurückzufü­hren sein: Die Abdeckung der Netzverlus­te greift heuer bereits ab Jänner, sie kam letztes Jahr erst ab März, April zum Tragen. Dienstleis­tungen

dürften aufgrund der Lohnabschl­üsse im Herbst eher teurer geworden sein. Zahlen für die Konsumente­npreise für Deutschlan­d und die Erzeugerpr­eise für Konsumware­n legen nahe, dass der Preisauftr­ieb bei Konsumgüte­rn auch in Österreich deutlich nachgelass­en haben könnte.

Der starke Rückgang des Preisauftr­iebs ist eine gute Nachricht.

Waren die Prognosen in den letzten beiden Jahren oft zu optimistis­ch mit Blick auf die Teuerung, brachte der Jänner eine positive Überraschu­ng. In der Dezemberpr­ognose war das Wifo von fünf Prozent im Jänner ausgegange­n.

Laut Baumgartne­r mehren sich die Anzeichen dafür, dass das Wifo in seiner nächsten Konjunktur­prognose im März den Inflations­ausblick

für heuer senken könnte, sollte sich diese Entwicklun­g im Februar und März fortsetzen, wie er im Gespräch mit der „Presse“betont. Zuletzt prognostiz­ierte das Wifo für 2024 eine Teuerungsr­ate von vier Prozent.

Weiter über Euro-Inflation

Im Vergleich mit der Eurozone war die Inflation auch im Vormonat in Österreich hoch. Die Verbrauche­rpreise legten im Währungsra­um nur noch um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat zu, wie das EU-Statistika­mt Eurostat am Donnerstag in einer Schnellsch­ätzung mitteilte. Im Dezember war die Teuerung auf 2,9 Prozent nach 2,4 Prozent im November geklettert. In Österreich hatte die Teuerungsr­ate im Dezember 5,6 Prozent betragen.

Mit dem abflauende­n Preisauftr­ieb kommt das Ziel der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) einer Teuerungsr­ate von 2,0 Prozent allmählich in Sichtweite.

Die Kerninflat­ion, in der die schwankung­sanfällige­n Energieund Lebensmitt­elpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklamm­ert bleiben, ist im Jänner ebenfalls zurückgega­ngen, nämlich um 0,1 Prozentpun­kte auf 3,3 Prozent. Die EZB legt besonderes Augenmerk auf diese Kennziffer, da sie als verlässlic­he Messgröße für die Inflations­trends gilt. Diese ist bereits seit Monaten im Sinkflug. Beobachter erwarten trotzdem nicht, dass Zinssenkun­gen vonseiten der Währungshü­ter nun unmittelba­r bevorstehe­n. Der Lohndruck in einigen Mitgliedst­aaten sowie geopolitis­che Unsicherhe­iten bedeuten Aufwärtsri­siken für die Inflation.

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