Stehen Klimainvestments im Zenit?
Weshalb UN-Konferenzen für den Kampf gegen die Erderwärmung nicht reichen und warum Kabelhersteller derzeit gefragt sind, erklärt Fondsmanager Craig Cameron.
Die jüngste UN-Klimakonferenz COP 28, an der Ende 2023 mehr als 120 Staaten teilgenommen hatten, war mit großer Spannung erwartet worden. In der Abschlusserklärung einigte man sich auf einige wesentliche Punkte zur Eindämmung der Erderwärmung, etwa auf die Verdreifachung der globalen Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030.
Craig Cameron, Fondsmanager des Templeton Global Climate Change Fund, begrüßt zwar grundsätzlich solche internationalen Treffen. Um den Klimawandel zu bekämpfen, reiche das jedoch nicht aus, zumal es sich bei der Abschlusserklärung um unverbindliche Zugeständnisse handle. Im Gespräch mit der „Presse“fordert Cameron konkretere Maßnahmen und verweist als Beispiel auf den Inflation Reduction Act aus den USA. Das Gesetz zur Bekämpfung der Inflation wurde im Herbst 2022 umgesetzt und umfasst vor allem finanzielle Anreize sowie steuerliche Erleichterungen zur Förderung der grünen Wende.
Vor wenigen Tagen stoppte USPräsident Joe Biden zudem den Ausbau der Exportinfrastruktur für Flüssigerdgas an den Küsten der USA. Begründet wurde dieser Schritt mit Umweltschutz, da bei der Produktion, beim Transport und Verbrauch von Erdgas viel CO2 freigesetzt wird.
Nicht alles ist schon rentabel
Auch in der EU wurden zuletzt Maßnahmen gesetzt, um Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. 2050 soll dann die Klimaneutralität erreicht werden. Noch werden Cameron zufolge nicht alle Möglichkeiten dazu voll ausgeschöpft, so schreite etwa die Wiederaufforstung der Wälder nur schleppend voran. Andere Projekte seien wiederum noch nicht wirtschaftlich rentabel, etwa „Carbon Capture“zur Speicherung von emittiertem CO2. „Wir investieren in dieses Thema deshalb noch nicht“, sagt Cameron. Auch die Produktion von grünem Wasserstoff,
der mittels erneuerbarer Energien gewonnen wird, komme aus diesem Grund nicht infrage.
Wo setzt der Fonds dann aber an? Investiert wird etwa in den dänischen Windkraftanlagenbauer Vestas. Dabei war jüngst der gesamte Bereich der erneuerbaren Energien unter Druck geraten, unter anderem aufgrund von Lieferengpässen und höheren Zinsen. Denn der Start solcher Projekte erfordert eine Menge Fremdkapital, das sich angesichts der höheren Verzinsung kräftig verteuert hat. Doch Cameron will die jüngsten
Entwicklungen nicht überbewerten, er achtet bei der Firmenselektion auf längerfristige Gewinnprognosen. Da seien die Aussichten für ausgewählte Firmen positiv, zumal die Kosten für die Produktion von Strom aus solchen Energieträgern längst ohne staatliche Stützen mit jenen aus fossilen Alternativen mithalten können. Inzwischen gebe es auch Banken, die Kredite für erneuerbare Energieprojekte vergünstigt vergeben. Cameron zufolge sticht hier die niederländische ING Groep positiv hervor. Der Titel ist ebenfalls Teil des Fonds.
Investments in den Netzausbau
Trotz der wachsenden Rentabilität gibt es freilich auch Hürden. Strom aus erneuerbaren Energien wird dezentral produziert, im Gegensatz zu jenem aus großen Gas- oder Kohlekraftwerken. Damit die Verteilung gelingt, müssen die Stromnetze ausgebaut werden. Aus diesem Grund beschloss etwa die EU Ende November 2023 den „EU Grid Action Plan“. Dieser soll den Ausbau
und die Modernisierung der Stromnetze forcieren. So sollen etwa Genehmigungsverfahren erleichtert und der Zugang zu Finanzierungen vereinfacht werden.
Auch im Templeton-Fonds ist der Netzausbau Thema, das Cameron etwa mit dem italienischen Erd- und Tiefseekabelhersteller Prysmian abdeckt. Der Halbleiterproduzent TSMC aus Taiwan sowie die deutsche Infineon sind ebenfalls Teil des Portfolios. Denn Chips werden für die Herstellung von Elektroautos und Windrädern benötigt. Und ebenso jede Menge Kupfer – das Industriemetall wird beispielsweise von Antofagasta PLC aus Chile gefördert. „Und das zur Gänze mit erneuerbaren Energien“, hebt Cameron hervor. Ihm gefällt obendrein, dass der Konzern sich in der Region sozial engagiere, etwa mit dem Bau von Schulen und Spitälern. Der Fonds investiert deshalb ebenso in diese Aktie. Wie bei allen Geldanlagen müssen Anleger jedoch beachten, dass auch bei diesem Produkt Verluste möglich sind.