Grand Prix der Zeitmaschinen in Wien
Die „Formel 1 Exhibition“in der Meta-Stadt bewegt, Exponate wie das Wrack von Romain Grosjeans Boliden oder Niki Laudas Helm sorgen für Gänsehaut. Ein Rundgang durch die Zeitgeschichte der Königsklasse.
Es gibt in Wien eine Motorsport-Ausstellung, zu der man am besten mit der Schnellbahn (S80) fährt: Was nach einem Treppenwitz klingt, ist im Fall der MetaStadt und der „F1 Exhibition“tatsächlich der schnellste Weg. Seit Freitag läuft dort eine hochpreisige, aber so sehenswerte wie exklusive Tour (ab 32,90 Euro) durch die Geschichte dieser Rennserie.
Ob Gerhard Bergers alter Ferrari (F187/88C), eine Unzahl getragener Helme, Rennanzüge aus der Privatsammlung von Frank Williams, Motoren oder bislang unveröffentlichte Fotos und Interviews vieler Weltmeister und Teamchefs, in sieben Räumen wird bis zum vollkommen ausgebrannten Wrack des Haas-Boliden von Romain Grosjean (Bahrain 2020) alles nahbar gezeigt. Für PS-Fans ist ein Boxenstopp empfehlenswert, für Kinder jedoch fehlen interaktive Zugänge, und auch Simulatoren sucht man vergebens.
Auf über 3000 Quadratmetern dreht sich nun bis Juni hier alles um F1, Rennen, Evolution, Geld, Macht und Grand Prix. Wie man aber alles unter ein Dach brachte, war eine ganz andere, extrem zeitaufwendige Geschichte, erzählt Kurator Timothy Harvey. Vor allem, Formel 1 ist immer in Bewegung, es gibt stets Neues, und sei nicht vergleichbar mit einer Ausstellung über die Rolling Stones. „Wir hatten die Idee, riefen 2017 bei Liberty Media an – und bekamen zehn Telefonnummern von den Teams.“
Dann begannen Anrufe, Verhandlungen und Abmachungen, wie, ob und wann man einzelne Stücke erhalte. Auch die Einwilligungen der Fahrer, die ihre Helme zu Verfügung stellen, war ein bürokratischer Marathon. Mut machte ein Gespräch mit Bernie Ecclestone, der Geduld einmahnte, weil in dieser Rennserie nichts auf Knopfdruck gelingen würde. Jetzt sind Tausende Exponate im Rampenlicht,
bis zu Reifen, Schrauben, Frontflügeln und anmutig thronenden F1-Rennern. Allerdings: Ob Harvey selbst ein Lieblingsstück ausgemacht hat? Er lächelte.
Museum? Eine Touring-Show!
Die meiste Arbeit verlangte das Prunkstück der Ausstellung, das Grosjean-Wrack. Es dürfe nur im eigenen „Glasbehälter“transportiert und nur „ob der Carbonsplitter mit eigenen Handschuhen berührt“werden. Es für sich zu gewinnen sei enorm, viel Überzeugungskraft war nötig. „Es ist surreal. Wer den Rest dieses Rennwagens sieht, muss den Atem anhalten und sich dann fragen, wie Grosjean da lebend rauskam.“Oder, aufatmen, weil sich die Formel 1 in puncto Sicherheit extrem gewandelt hat.
Was bei der Premiere in Madrid für Begeisterung und Massenansturm sorgte, soll auch in Wien Donaustadt gelingen. Dass es ein eigenes Museum werde, sei ausgeschlossen. Es bleibe, wie der Formel-1-Zirkus selbst, eine „Touring-Show“. (fin)