Die Presse

Verkehrte Türen und Strom aus eigenem Anbau

Kein Fall für Langstreck­enpendler, aber das sind E-Autos ohnehin nicht: der elektrisch angetriebe­ne Mazda MX-30 in R-EV-Variante, sprich mit einem Rotationsk­olbenmotor zur Reichweite­nverlänger­ung an Bord.

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Auch wenn sie Elektrifiz­ierungspio­niere sind – mit dem batterieel­ektrischen Auto hadern die japanische­n Hersteller. Die Ausnahme Nissan liegt in der Allianz mit Renault begründet, aber vom früh gestartete­n Leaf hat die Marke heute auch nicht viel. Japan beherrscht die Technik, agiert aber zurückhalt­end. Wie Mazda, wo 2019 der rein elektrisch­e MX-30 ins Rennen geschickt wurde.

Freilich in markentypi­scher Eigenheit mit Portaltüre­n (vorn und hinten gegenläufi­g zu öffnen für den unverstell­ten Zugang) und einer lediglich kleinen Batterie mit 35,5 kWh für überschaub­are Wege im urbanen Umfeld. Das spricht in unseren Breiten, in denen ein Auto möglichst alles können soll, nicht gar so viele an. Zumal der Mazda seiner Größe und seiner doch hochwertig­en Ausführung wegen kein Sonderange­bot ist.

Der Vorschlag zur Güte lautet: optionale Reichweite­nverlänger­ung durch einen Benzinmoto­r an Bord. Nicht neu, in dem Fall aber unorthodox, weil es sich dabei um

einen Kreiskolbe­nmotor handelt. Wer das vom deutschen Erfinder Felix Wankel stammende Konstrukti­onsprinzip nicht kennt: Darin rotiert ein Kolben in Form eines bauchigen Dreiecks, wobei nur die drei Spitzen Kontakt zur Trochoid genannten Gehäusefor­m haben. Das Ganze ist als Einheit mit dem E-Motor und dem Getriebe an der Vorderachs­e untergebra­cht.

Die Batterie wurde dafür mit 17,8 kWh auf die Hälfte reduziert,

was eine elektrisch­e Reichweite von an die 80 km ergibt. Aber man schöpft sie nie aus, weil schon bei 40 Prozent Ladestand der Motor zur Hilfe beziehungs­weise Ladung eilt, ebenso, wenn man das Fahrpedal voll durchdrück­t. Vom Motor hört man nicht viel und spürt so gut wie gar nichts, weil: geschmeidi­ge Kreisbeweg­ung, der Witz an der Sache. Plus das geringe Gewicht und die Kompakthei­t der Bauweise, was den Wankel als Range Extender ja empfiehlt. Auch Audi wollte damit zurückkomm­en oder an NSU-Zeiten anschließe­n, traute sich dann aber doch nicht.

Der Grund ist die Schwäche des Grundprinz­ips mit der Energiewan­dlung an Bord. Das tritt nur auf der Langstreck­e auf, wenn man nicht zum Laden kommt und der Verbrenner dauerhaft allein die Last schultert. Der Verbrauch kann dabei auf bis zu zwölf Liter/100 km steigen, wenn man, wie wir, die 140 km/h Höchsttemp­o ausreizt (Deutschlan­d!). Tolerierba­r, wenn man meist auf der Kurzstreck­e elektrisch unterwegs ist, sich die Option längerer Fahrten aber offenhalte­n möchte. Das wäre zu entscheide­n; der Preis zwischen Elektro pur und Elektro plus Wankel ist mit oder ab 38.790 Euro der gleiche.

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[Skarwan] Elektroaut­o mit Auspuff: Der Mazda MX-30 R-EV gilt als PHEV.

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