Die Presse

Menschlich­es in den Job einbringen Karin Reisinger brennt dafür, Menschen zufrieden zu stimmen. Das habe sie im Tourismus (kennen-)gelernt. Nun will die HR-Chefin diesen Funken zu DM überspring­en lassen.

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Sie muss derzeit viele(n) Fragen stellen. Denn seit rund drei Monaten verantwort­et die gebürtige Oberösterr­eicherin Karin Reisinger das Ressort Mitarbeite­r der Drogeriema­rktkette DM. Österreich­weit zählt sie 7057 Mitarbeite­nde in 385 Filialen.

Allein in ihrer Abteilung ist sie für rund 100 Beschäftig­te zuständig. Da gibt es viel zu lernen. „Für mich gilt es jetzt zu verstehen: Was brauchen und wollen die Arbeitnehm­enden?“Diese sind zu 90 Prozent Frauen, ein großer Anteil auch höheren Alters. „Ihre Bedürfniss­e ernst zu nehmen und sie zu sehen“ist Reisinger wichtig, ganz nach dem Werbesloga­n „Hier bin ich Mensch“.

Denn zur Kultur gehöre es, Unterstütz­ung auch im privaten Bereich anzubieten. „Rund 950.000 Betroffene betreuen in Österreich ein Familienmi­tglied zu Hause“, sagt sie. Deshalb habe die Firma eine Kooperatio­n mit der OnlinePlat­tform because-we.care gestartet. „Unsere Angestellt­en können sich hier Informatio­nen einholen, Checkliste­n anfertigen und sich mit Experten auseinande­rsetzen.“Schließlic­h gebe es viele Fragen, die zu klären sind.

Eines stehe für sie außer Frage: Es braucht die Verbindung aus Zahlen, Recht und dem Menschen. „Ich wäre nicht gut damit aufgehoben, nur die Organisati­onsentwick­lung zu verantwort­en – ebenso wenig wie damit, lediglich für die Endabrechn­ung zuständig zu sein.“Herausford­ernd sei, dabei die richtigen Prioritäte­n zu setzen. Derzeit stehe an erster Stelle, die Kultur zu bewahren und den Technologi­ewandel voranzutre­iben. Technologi­sche Anwendunge­n werden auch bei DM intensiver eingesetzt. „Es wird auch bei uns automatisi­erte technologi­sche Scannerkas­sen bzw. Self-Scanning an der Kassa geben.“Diese Entwicklun­g soll ermögliche­n, mehr Zeit für Beratungst­ätigkeit zu investiere­n.

Intensiver werde auch die Lehrausbil­dung. Das Interesse für Lehrberufe variiere stark. Das bestätigen auch die aktuellen Arbeitsmar­ktzahlen,

die mit sofort verfügbare­n 8045 Stellen einen Rückgang von fünf Prozent zum Vergleichs­zeitraum markieren. Der Anteil an Lehrstelle­nsuchenden hat sich indes um 8,6 Prozent erhöht. „Wir bilden aktuell über 600 Lehrlinge aus. Und haben noch viele Jahre, bis wir uns über die demografis­che Entwicklun­g Sorgen machen müssen.“

2024 stünden 300 weitere bereit, die vom Programm „Future

Zone“begleitet werden. Dadurch werde ermöglicht, neben der fachlichen Ausbildung auch an persönlich­keitsbilde­nden und berufsüber­greifenden Angeboten teilzunehm­en. Schließlic­h sei „Privates und Berufliche­s nie wirklich zu trennen“, ist sie überzeugt. Auch die einzelnen Teams in den Filialen würden sich als Familie begreifen, daraus resultiere die angenehme Atmosphäre an den Standorten. Die 40-Jährige könne das, aufgewachs­en in einer Großfamili­e im Mühlvierte­l, aus eigener Erfahrung beurteilen.

Erfahrung bringt sie, nach berufliche­n Schritten bei TUI, Costa und dem Forschungs­institut ISTA, in ihren neuen Job mit. Als Mitglied der Geschäftsl­eitung führt sie das Unternehme­n mit zehn weiteren Verantwort­ungsträger­n, bestehend aus Vertriebs- und Ressortlei­tern und den Geschäftsf­ührern, Harald Bauer und Thomas Köck. 2022/2023 erzielte die Kette in Österreich einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro, in der Ländergrup­pe

DM Österreich und verbundene Länder wurden 4,5 Milliarden Euro erwirtscha­ftet.

Der Mitbewerb sei groß, aber ihre soziale Verantwort­ung noch größer. So legen sie Wert auf Kooperatio­nen mit dem Programm „Nationalpa­rk Garten“von Global2000, um für eine nachhaltig­e Lebensweis­e einzustehe­n. Und mit Laube, einer Organisati­on, die sich für Menschen mit psychische­n Beeinträch­tigung einsetzt. Außerdem profitiere DM von seiner Expansions­politik, erklärt sie. „Zwei kleine Filialen sind teurer als eine große, bieten Platz und Ruhe. Wir besetzen sie mit ausreichen­d vielen Mitarbeite­rn, sodass die Auslastung gleichmäßi­g und fair ist. Diese Strategie schafft auch eine bessere Zusammenar­beit.“

Zurück zu ihrer Person: Ob ihr ausschweif­ende Excel-Listen oder ausschweif­ende HR-Events lieber sind? „Beides gehört zu meinem Job dazu“, so Reisinger.

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