Private Equity ist nicht mehr nur etwas für große Wale
Sich in großem Stil an nicht börsenotierten Unternehmen zu beteiligen, war bisher vor allem institutionellen Investoren vorbehalten. Bei der Erste Bank können nun auch Private-Banking-Kunden investieren. Bis es erste Rückflüsse gibt, dauert es aber.
Frauen als ernstzunehmende Zielgruppe, mehr Filialen quer über den Erdball verteilt und ein niederschwelligeres Entree. Das hört sich nicht unbedingt nach bahnbrechender Innovation an. Dennoch hat es einen neuen Eigentümer gebraucht, um die Schweizer Uhrenmanufaktur Breitling zum Umdenken zu bewegen.
Seit Ende 2022 ist die Schweizer Private-Equity-Gesellschaft Partners Group mehrheitlich an dem seit 1884 bestehenden Luxushersteller beteiligt – und versucht es nun als Teilhaber merklich weiterzuentwickeln. Auch aus Eigeninteresse. Zwar sehe man sich nicht als Finanzinvestor, „sondern als Unternehmer“, sagt Markus Pimpl, Managing Director der Partners Group, im Rahmen eines Pressegesprächs. Dennoch verfolge man das Ziel, Rendite zu generieren.
Die Partners Group bezeichnet sich selbst als einen der globalen größten Manager von Privatmarktanlagen und verwaltet als solcher 147 Mrd. Dollar an Vermögen. Das Unternehmen hält etwa Beteiligungen am Spielfigurenhersteller Schleich oder am Energiedienstleister Techem. „Wir fokussieren uns auf mittelständische Firmen“, sagt Pimpl. Auf solche, die sich bereits in der Vergangenheit etablieren konnten, die bereits attraktive Margen erzeugen und deren Geschäftsmodell funktioniert. Mit Minderheitsanteilen gibt man sich dabei nicht zufrieden. „Wir suchen das Kontrollinvestment.“Bevor man ein solches tätige, sei man mit den Unternehmen teils schon Jahre in Kontakt.
Dass man mit Private Equity durchaus Geld verdienen kann, haben die institutionellen Investoren längst verstanden. Über die vergangenen 15 Jahre ergab sich ein Rendite-Plus von über 500 Prozent. Auch die Zuflüsse in den Sektor wurden über die Jahre hinweg immer mehr. „In Europa steht man privatem Kapital skeptisch gegenüber, in den USA ist die Bereitschaft eine ganz andere“, sagt Pimpl.
50.000 Mindestinvestment
Doch für Privatanleger waren Private-Equity-Investitionen bisher kaum möglich. Und eher äußert vermögenden Privatkunden vorbehalten. Das hat nicht nur mit den oft hohen Mindestinvestitionssummen (bis zu fünf Mio. Euro) zu tun, sondern auch mit einem größeren bürokratischen Aufwand und fehlender Regulierung, sagt Maximilian Clary und Aldringen, Chef des Private Banking der Erste Bank. Genau hier will das Geldhaus nun ansetzen.
Den Kunden bietet man nun Zugang zu jenem Fonds an, für den sich die Partners Group gerade in der Zeichnungsfrist befindet und in dem sich auch der Uhrenhersteller Breitling befindet. Mit 20 bis 30 weiteren Firmenbeteiligungen aus dem Bereich Buy-out (also reife Unternehmen) will man den Fonds noch füllen. Das Mindestinvestitionsvolumen für Privatkunden beläuft sich dabei auf 50.000 Euro bis maximal 125.000 Euro. Die Bank hat den Fonds endbesteuert aufgesetzt, ein automatischer Verlustausgleich erfolgt ebenso. Bis es zu ersten Ausschüttungen kommt, werden allerdings Jahre vergehen. Nachschusspflicht für Kunden gibt es jedoch nicht, auch werden die Summen nicht auf einmal investiert, sondern in Tranchen abgerufen. „Doch wer sich für ein Investment entschieden hat, muss dieses tätigen“, sagt Clary und Aldringen. Schließlich müsse auch der Private-Equity-Investor kalkulieren.
Während man seinen Kunden früher vor allem zu Aktien- und Anleiheninvestments geraten habe, hätten sich inzwischen auch alternative Anlageklassen etabliert. 20 Prozent sollte man davon in seinem Portfolio halten. Und da zähle eben auch Private Equity dazu.