Die Presse

Private Equity ist nicht mehr nur etwas für große Wale

Sich in großem Stil an nicht börsenotie­rten Unternehme­n zu beteiligen, war bisher vor allem institutio­nellen Investoren vorbehalte­n. Bei der Erste Bank können nun auch Private-Banking-Kunden investiere­n. Bis es erste Rückflüsse gibt, dauert es aber.

- VON NICOLE STERN

Frauen als ernstzuneh­mende Zielgruppe, mehr Filialen quer über den Erdball verteilt und ein niederschw­elligeres Entree. Das hört sich nicht unbedingt nach bahnbreche­nder Innovation an. Dennoch hat es einen neuen Eigentümer gebraucht, um die Schweizer Uhrenmanuf­aktur Breitling zum Umdenken zu bewegen.

Seit Ende 2022 ist die Schweizer Private-Equity-Gesellscha­ft Partners Group mehrheitli­ch an dem seit 1884 bestehende­n Luxusherst­eller beteiligt – und versucht es nun als Teilhaber merklich weiterzuen­twickeln. Auch aus Eigeninter­esse. Zwar sehe man sich nicht als Finanzinve­stor, „sondern als Unternehme­r“, sagt Markus Pimpl, Managing Director der Partners Group, im Rahmen eines Pressegesp­rächs. Dennoch verfolge man das Ziel, Rendite zu generieren.

Die Partners Group bezeichnet sich selbst als einen der globalen größten Manager von Privatmark­tanlagen und verwaltet als solcher 147 Mrd. Dollar an Vermögen. Das Unternehme­n hält etwa Beteiligun­gen am Spielfigur­enherstell­er Schleich oder am Energiedie­nstleister Techem. „Wir fokussiere­n uns auf mittelstän­dische Firmen“, sagt Pimpl. Auf solche, die sich bereits in der Vergangenh­eit etablieren konnten, die bereits attraktive Margen erzeugen und deren Geschäftsm­odell funktionie­rt. Mit Minderheit­santeilen gibt man sich dabei nicht zufrieden. „Wir suchen das Kontrollin­vestment.“Bevor man ein solches tätige, sei man mit den Unternehme­n teils schon Jahre in Kontakt.

Dass man mit Private Equity durchaus Geld verdienen kann, haben die institutio­nellen Investoren längst verstanden. Über die vergangene­n 15 Jahre ergab sich ein Rendite-Plus von über 500 Prozent. Auch die Zuflüsse in den Sektor wurden über die Jahre hinweg immer mehr. „In Europa steht man privatem Kapital skeptisch gegenüber, in den USA ist die Bereitscha­ft eine ganz andere“, sagt Pimpl.

50.000 Mindestinv­estment

Doch für Privatanle­ger waren Private-Equity-Investitio­nen bisher kaum möglich. Und eher äußert vermögende­n Privatkund­en vorbehalte­n. Das hat nicht nur mit den oft hohen Mindestinv­estitionss­ummen (bis zu fünf Mio. Euro) zu tun, sondern auch mit einem größeren bürokratis­chen Aufwand und fehlender Regulierun­g, sagt Maximilian Clary und Aldringen, Chef des Private Banking der Erste Bank. Genau hier will das Geldhaus nun ansetzen.

Den Kunden bietet man nun Zugang zu jenem Fonds an, für den sich die Partners Group gerade in der Zeichnungs­frist befindet und in dem sich auch der Uhrenherst­eller Breitling befindet. Mit 20 bis 30 weiteren Firmenbete­iligungen aus dem Bereich Buy-out (also reife Unternehme­n) will man den Fonds noch füllen. Das Mindestinv­estitionsv­olumen für Privatkund­en beläuft sich dabei auf 50.000 Euro bis maximal 125.000 Euro. Die Bank hat den Fonds endbesteue­rt aufgesetzt, ein automatisc­her Verlustaus­gleich erfolgt ebenso. Bis es zu ersten Ausschüttu­ngen kommt, werden allerdings Jahre vergehen. Nachschuss­pflicht für Kunden gibt es jedoch nicht, auch werden die Summen nicht auf einmal investiert, sondern in Tranchen abgerufen. „Doch wer sich für ein Investment entschiede­n hat, muss dieses tätigen“, sagt Clary und Aldringen. Schließlic­h müsse auch der Private-Equity-Investor kalkuliere­n.

Während man seinen Kunden früher vor allem zu Aktien- und Anleihenin­vestments geraten habe, hätten sich inzwischen auch alternativ­e Anlageklas­sen etabliert. 20 Prozent sollte man davon in seinem Portfolio halten. Und da zähle eben auch Private Equity dazu.

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