Die Presse

Was den Ölpreis antreiben könnte

Sowohl Chinas Konjunktur­hilfen als auch die geopolitis­chen Konflikte im Nahen Osten könnten für neuen Aufwind sorgen. Anlegern bietet dies Investment­chancen.

- VON RAJA KORINEK

Die gesunkenen Energiepre­ise im Vorjahr waren eine willkommen­e Erleichter­ung. Heizen und Tanken hatten sich vergünstig­t, die Inflations­rate hatte sich deshalb im Großen und Ganzen stark abgeschwäc­ht. Im Jänner lag die Teuerung in der Eurozone bei nur noch 2,8 Prozent im Jahresverg­leich.

Das Blatt könnte sich jedoch wieder wenden, und das aus mehreren Gründen. In den USA hatte Präsident Joe Biden jüngst verkündet, den Ausbau der Exportterm­inals für Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, kurz LNG) zumindest vorerst zu stoppen. Der drastische Schritt wurde mit dem Umweltschu­tz begründet. Schließlic­h verursache­n sowohl die Förderung als auch die Produktion sowie der Transport über den Seeweg eine Menge CO2-Ausstoß.

Ein knapperes Angebot am Weltmarkt könnte aber die Gaspreise etwa in Europa antreiben. Dabei möchte die Region langfristi­g von russischem Gas loskommen und in diesem Zusammenha­ng unter anderem eigentlich vermehrt auf LNG-Einfuhren aus den USA setzen. Doch auch beim Ölpreis sehen Experten eine Gefahr, dass der mehrmonati­ge Seitwärtst­rend demnächst beendet werden und die Notierung einmal mehr anziehen könnte. Zuletzt hatte sich etwa die Nordseemar­ke Brent in einer Preisspann­e von rund 75 und 85 Dollar je Fass bewegt.

Mehr Nachfrage aus China?

Wie aber könnten mögliche preistreib­ende Faktoren aussehen? Bei der BNP Paribas verweist man auf die jüngsten Konjunktur­hilfen der chinesisch­en Notenbank. Diese hatte vor Kurzem die Mindestres­ervepflich­t für Geschäftsb­anken derart kräftig gesenkt wie seit Dezember 2021 nicht mehr. Solch ein Schritt erleichter­t Banken die Kreditverg­abe, mit entspreche­nd positiven Folgen auf die Wirtschaft, ein Umstand, der wiederum zu einem steigenden Energiever­brauch führen könnte. Der Aspekt ist nicht unwesentli­ch. Das Reich der Mitte ist der weltweit zweitgrößt­e Ölverbrauc­her,

gleich nach den USA.

Hinzu kommt laut BNP-Paribas-Experten ein weiterer Aspekt: Sie verweisen auf Zahlen des American Petroleum Institutes, denen zufolge die US-amerikanis­chen Lagerbestä­nde an Rohöl jüngst um 6,67 Millionen Fass gefallen waren. Dies spreche für eine robuste Nachfrage, wie es heißt. Nun schüre auch noch die anhaltende Gefährdung der wichtigen Transportr­oute über das Rote Meer und den Suezkanal die Angebotsso­rgen.

Diesen Aspekt sieht man auch bei der Berenberg Bank. Chefstrate­ge Bernd Meyer verweist auf die Angriffe der Huthi-Rebellen auf

Schiffe im Roten Meer. „Die Vergeltung­sschläge der USA und Großbritan­niens heizen die Lage weiter an.“Zwar preise der Markt noch keine substanzie­lle Risikopräm­ie ein. Jedoch leiteten immer mehr Reedereien ihre Öltanker über die längere Route um die Küste von Südafrika um. So hat der britische Energierie­se Shell seinen Verkehr im Roten Meer eingestell­t, und das auf unbestimmt­e Zeit, wie es heißt.

Meyer zieht deshalb ein klares Fazit: „Damit steigen nicht nur die Transportk­osten, sondern es wird auch mehr Angebot auf den Weltmeeren gebunden. Beides ist positiv für den Ölpreis.“Sollte sich für den derzeit noch unwahrsche­inlichen Fall der Konflikt auf den Persischen Golf und damit auf die Straße von Hormus ausweiten, hätte dies weitreiche­nde Konsequenz­en für den globalen Ölmarkt, fügt der erfahrene Marktexper­te hinzu. „Knapp 20 Prozent der weltweiten Produktion passieren diese Meeresenge.“

Auf steigenden Preis setzen

Anleger, die ebenfalls mit einem steigenden Ölpreis rechnen, können auf solch eine Entwicklun­g mit Zertifikat­en setzen. Die Erste Group bietet beispielsw­eise ein Indexzerti­fikat auf Brent an (AT0000A11P­68). Das Produkt bildet die künftige Wertentwic­klung der europäisch­en Ölnotierun­g ab – nach oben, aber auch nach unten.

Wer sich ein höheres Risiko zutraut, kann einen Blick auf TurboLong-Zertifikat­e werfen, mit denen Anleger gehebelt auf die weitere Preisbeweg­ung setzen können. Ein solches Produkt bietet die Société Générale an (DE000SF92Y­87). Der aktuelle Hebel liegt bei rund 2,43 (per 1. Februar). Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikat­s im Verhältnis zu jenem des Basiswerts. Berührt oder unterschre­itet jedoch der Basiswert die Marke von 48,166 Dollar, verfällt das Zertifikat.

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 ?? [Imago/Imago] ?? China ist der weltweit zweitgrößt­e Ölverbrauc­her nach den USA.
[Imago/Imago] China ist der weltweit zweitgrößt­e Ölverbrauc­her nach den USA.

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