Die Beatles darf man öfter vergessen
Ein Mann klagte, weil ihn der Film „Yesterday“an sein Skript erinnerte. Doch den Ansatz, dass sich die Welt nicht an die Band erinnert, können laut dem OGH mehrere verfolgen.
„Yesterday, all my troubles seemed so far away.“In Anlehnung an den Beatles-Klassiker war 2019 der Film „Yesterday“in die Kinos gekommen, der weltweit 142 Millionen US-Dollar einspielte. Die Komödie dreht sich darum, dass plötzlich kaum noch jemand auf der Welt weiß, dass es die Beatles gegeben hat. Dieser Umstand verhilft einem bisher erfolglosen Musiker zur Karriere, indem er die Lieder der Pilzköpfe als seine eigenen ausgibt. Doch die Idee zu dieser Handlung habe er schon 2011 gehabt, erklärte ein Mann und ging wegen des britischen Films in Österreich vor Gericht.
Sein Werk heißt in Anlehnung an einen anderen Beatles-Song „Here comes the sun“. Der Mann klagte die GmbH, die den Film an den heimischen Kinos vertreibt, wegen Urheberrechtsverletzung. Und auch jene Firma, die hierzulande die Rechte am Verkauf und Verleih des Werks innehat. Aber ist die Idee, dass die Beatles von fast allen vergessen wurden, so genial, dass diese geschützt war?
Der Kläger hatte seinen Text auf der Website „Make’n Movies“veröffentlicht. Sein Werk handelt von einem unbedeutenden Musiker, der sich in einer Welt findet, in der es die Beatles nie gab. Auch er wird ein Star, weil alle glauben, die BeatlesLieder seien von ihm. Am Ende fürchtet der Musiker aber, wie John Lennon ermordet zu werden.
Im Film „Yesterday“stellt ein Mann nach einem weltweiten Stromausfall, im Zuge dessen er vom Bus angefahren wird, fest, dass sich außer ihm kaum wer an die Beatles erinnert. Auch Oasis ist laut Wikipedia unbekannt, sehr wohl gibt es aber die Rolling Stones. Der
Musiker wird nun selbst mit den Beatles-Liedern populär – zunächst als Vorband von Ed Sheeran.
„Hey Dude“statt „Hey Jude“
Sheeran spielt sich im Film selbst und schlägt seinem Schützling vor, „Hey Dude“statt „Hey Jude“zu singen, weil das besser klinge. Der neue Star bekommt aber immer mehr Skrupel, da er die Songs nicht selbst geschrieben hat. Überdies schadet die Karriere seinem Privatleben. Über Vermittlung zweier Leute, die sich auch noch an die Beatles erinnern, trifft der aufstrebende Sänger einen gewissen John Lennon, der mit 78 noch lebt, aber nie berühmt war und lieber malt. Der altersweise Lennon erklärt dem jungen Star, wie wichtig Ehrlichkeit und Liebe seien. Schließlich verkündet der Musiker im ausverkauften Wembley-Stadion, dass keines der Lieder von ihm ist und wen er liebt. Er stellt alle Songs gratis zum Download online, gewinnt die Frau zurück und gründet als „Normalo“mit ihr eine Familie.
Ist also alles nur geklaut, wie die „Prinzen“singen würden? Die beiden ersten Instanzen, davon zuletzt das Oberlandesgericht Wien, sagten Nein. Das Skript zu „Here comes the sun“beinhalte nur ein Grundgerüst aus wenigen Zeilen. Das reiche nicht, um eine schutzfähige Idee darzustellen. Überdies weiche die Handlung des Films „Yesterday“auch inhaltlich ab.
Der Oberste Gerichtshof (OGH) fand ebenso nicht viel dabei, dass hier ein Gedanke erneut verwendet wurde. „Die Filmidee des Klägers besteht im Wesentlichen darin, dass ein Musiker in einer Fantasiewelt die Werke der Beatles als seine eigenen ausgibt und damit Berühmtheit erlangt.“
Aber ähnliche Ideen habe es auch früher schon gegeben, erklärten die Richter. Schließlich hatten die für den Film in Österreich Verantwortlichen auf die Werke „JeanPhilippe“oder „I’m a Beatle“verwiesen, denen ähnliche Gedankengänge zugrunde lagen. „Auch wenn festgestellt wurde, dass der Kläger diese nicht kannte, so ändert dies nichts an der mangelnden Originalität seiner Filmidee“, sagte der OGH (4 Ob 112/23h).
John Lennon als Unterschied
Und auch für die Höchstrichter sind die Handlungen zwischen „Here comes the sun“und „Yesterday“zu unterschiedlich: „Während nämlich im Skript des Klägers die Hauptfigur befürchtet, am 40. Geburtstag ebenso wie John Lennon ermordet zu werden, handelt die Rock-’n’-Roll-Komödie ,Yesterday‘ vom Konflikt der Hauptfigur, die Plagiate für eine Starkarriere um den Preis des Bruches einer Liebesbeziehung auszunutzen.“John Lennon macht also auch rund 43 Jahre nach seinem Tod den Unterschied.