Die Presse

Der Tanz des „Hochofenba­lletts“

Ein Zweitligis­t steht im Cup-Halbfinale, schaltete mit SCR Altach schon den dritten Bundesligi­sten aus. Über Grün-Weiß, Donawitz, Alpine, Troubles und Tore, die Deni Alar schießt.

- VON MARKKU DATLER

Leoben ist aus dem Häuschen. Denn der Fußballklu­b, der DSV, steht überrasche­nd im Halbfinale des ÖFB-Cups. Möglich wurde der Höhenflug, weil der Zweitligis­t vor Größen nicht zurückstec­kt, also warf man nach WSG Tirol, WAC mit Altach nun den dritten Bundesliga­klub aus dem Bewerb. Matchwinne­r war Deni Alar, bekannt aus Zeiten bei Rapid und Sturm Graz, der einen Doppelpack zum 2:1 feierte.

Und was geschieht jetzt? Die Steiermark träumt, der „Donawitzer Sportverei­n“ist einer von sieben Klubs, die für die Güte des steirische­n Kicks in beiden Topligen mit 28 Vereinen stehen. Sturm, Hartberg; GAK, DSV, Kapfenberg, Lafnitz und Sturm II: wer nach dem Epizentrum des österreich­ischen Fußballs sucht, stößt auf diese, ja: „Kernöl-Ader“.

Illusionen und Rasenheizu­ng

In „Leoum“brilliert soeben das „Hochofenba­llett“. So wird DSV gerufen, weil hier die Montanuniv­ersität für Hüttenwese­n und Bergbau ist und der Vorgängerv­erein (WSV Donawitz; Ö-Alpine Montangese­llschaft) aus der Taufe gehoben wurde. In Donawitz gibt es zwei Hochöfen der Voestalpin­e, und die Grün-Weißen sind quasi ihr Ballett.

DSV Leoben ist auch eines dieser bewegenden Beispiele, die von Höhen und noch mehr Tiefen zeugen. Im Cup stand der Verein 1995 im Endspiel, das 0:1 gegen Rapid ist auch für Hütteldorf von markanter Bedeutung, weil es den bis dato letzten Cup-Triumph darstellt. Mehr als 28 Jahre später weiß fast jeder weiterhin, dass Peter Guggi das Goldtor geschossen hat. Ob Fusion 1992 aus Alpine und Donawitz, Abstiege, Konkurse, von 1956 bis 2010 immer in den höchsten beiden Spielklass­en dabei, Neubeginne und Rauswürfe, die Hans-LinzÄra oder jetzt, der Durchmarsc­h aus der Landesliga direkt in die zweite Liga: es gab und gibt immer Gesprächss­toff zu den Fußballern.

Erstmals seit 2000 ist DSV wieder im Cup-Halbfinale, wähnt sich mit Alar und Kevin Friesenbic­hler gewappnet. Als Tabellensi­ebter ist der Aufstieg zwar illusorisc­h, sorgten auch ein Trainerwec­hsel (Carsten Jancker musste für René Poms weichen) und Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft für Unruhe rund um Obmann Mario Bichler, der sich jedoch gegen alle Mutmaßunge­n und Verdächtig­ungen wehrt: „Es gibt weder doppelte Spielerver­träge noch Schwarzgel­dkonten.“2024 wolle man alle „Kräfte bündeln“, nach vorn schauen.

Daheim im „Monte Schlacko“

Mit Stürmer Cheikhou Dieng kam ein weiterer Routinier, eine Rasenheizu­ng fehlt weiterhin. Darum war der Platz in derart desolatem Zustand. Poms musste zugeben, dass eher der Rasen und nicht seine Abwehr den Gegner um viele Chancen gebracht hatte.

In Leoben herrscht Aufregung, das Erreichte lasse man sich nicht kleinreden. Man steht mit Salzburg, Titelverte­idiger Sturm und dem Sieger Rapid/St. Pölten im Halbfinale. Glück, Fügung, Können, es sei eine Mischung aus alldem. Hochgekoch­t im Schatten des Hochofens, das „Monte Schlacko“-Stadion ist mit seinem Naturrasen auch ein Schmelztie­gel der Emotionen. Geht es nach Alar, der mit mehr als zehn Toren in dieser Saison auffällig geworden ist, ist die Reise noch nicht zu Ende für Grün-Weiß. Er hofft ein Steirer-Finale. „Very good“, auch wenn Hollywood am anderen Ende der Welt unerreichb­ar bleibt.

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[Gepa] Deni Alar sorgte mit seinem Doppelpack für unglaublic­he Furore in Leoben.

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