Die Presse

Signa: Jetzt hagelt es Anzeigen

Investoren von Signa Developmen­t haben bei der WKStA eine Strafanzei­ge eingebrach­t und dringende Ermittlung­en gegen den kollabiert­en Immobilien­konzern gefordert. Sie sind nicht die Einzigen.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Der Ton wird rauer und der Druck für alle Beteiligte­n steigt. Bisher steht Signa vor einem wirtschaft­lichen Scherbenha­ufen. Wird nun auch ein strafrecht­licher daraus? Gläubiger des von René Benko gegründete­n Signa-Konzerns haben Strafanzei­ge erstattet und dringende Ermittlung­en gegen das zusammenge­brochene Immobilien­unternehme­n gefordert. Die Anzeige wurde Ende der vergangene­n Woche von einer Wiener Anwaltskan­zlei bei der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) eingebrach­t. Dahinter steht eine ganze Gruppe internatio­naler und institutio­neller Investoren, die langfristi­ge Kreditgebe­r von Signa sind.

Signa Developmen­t, eine der drei wichtigste­n Gesellscha­ften der Signa-Gruppe, habe demnach vor dem Insolvenza­ntrag am 29. Dezember „rechtswidr­ige Geschäfte“getätigt, behaupten die Gläubiger in der Anzeige. Zuerst berichtete die britische Zeitung „Financial Times“darüber.

Laufend neue Anträge

In der 22-seitigen Stellungna­hme erklären die Gläubiger, dass sie „einen beträchtli­chen Abfluss von Vermögensw­erten in Höhe von mehr als 662 Millionen Euro von Signa Developmen­t an (indirekte) Anteilseig­ner und Schwesterg­esellschaf­ten festgestel­lt haben und dass es dafür keine wirtschaft­liche oder operative Rechtferti­gung gibt“.

Signa Developmen­t war jener Bereich des Konglomera­ts, der für die Entwicklun­g lukrativer Objekte und deren schnellen Verkauf zuständig war. Es war auch jener Teil der Signa-Gruppe, der das meiste Geld einbrachte. In der Klage wird Signa Developmen­t ein „vermutlich vorsätzlic­her“Mangel an Transparen­z im Vorfeld der Insolvenz vorgeworfe­n. In den vergangene­n Monaten seien den Gläubigern „keine wesentlich­en Informatio­nen offengeleg­t“worden, heißt es in der Anzeige, und es werde nun ein „Totalverlu­st“erwartet.

Ein Sprecher der WKStA sagte zur „Presse“, die Staatsanwa­ltschaft bekomme „laufend neue Anträge“im Zusammenha­ng mit Signa und René Benko. „Diese sind von unterschie­dlicher Qualität.“Er lehnte es ab, sich zu konkreten Vorwürfen zu äußern. Die Behörde habe noch nicht entschiede­n, ob sie formell eine strafrecht­liche Untersuchu­ng einleiten werde, und die Vorwürfe werden noch geprüft, hieß es weiter.

Neben Signa Prime befindet sich Signa Developmen­t derzeit in einer Insolvenz in Eigenverwa­ltung. Dabei bleibt das bisherige Management bestehen und versucht, das Unternehme­n zu restruktur­ieren, wobei es lediglich von dem Sanierungs­verwalter überwacht wird. Zu dem Portfolio gehören Anteile am New Yorker Chrysler-Hochhaus, am Londoner Luxuskaufh­aus Selfridges und am KaDeWe, dem deutschen Kaufhaus mit mehreren Standorten.

In einer der Anzeigen geht es unter anderem um Vermögensv­erschiebun­gen von Signa Delevopmen­t an zwei Unternehme­n, die mit den Stiftungen der Familie Benko verbunden sind. Hier sei es zu einer Transaktio­n in Höhe von 300 Millionen Euro gekommen. Die Sanierungs­verwalteri­n, Andrea Fruhstorfe­r, habe laut Angaben gegenüber der „Presse“diese Vorgänge noch nicht vollständi­g prüfen können und sei auch nicht über eine solche Anzeige informiert worden. Sie habe „niemals behauptet, dass die von Signa Developmen­t im vergangene­n Jahr an verbundene Unternehme­n sowie an Unternehme­n der Laura-Stiftung überwiesen­en Gelder reguläre und zulässige Geschäftsv­orgänge waren“. Allerdings sei es unrichtig, dass unmittelba­r vor Insolvenze­röffnung Zahlungen von der Signa Developmen­t an René Benko bzw. ihm zuzurechne­nde Rechtsträg­er erfolgten. Zutreffend sei vielmehr, dass es Forderunge­n gegen nahestehen­de Gesellscha­ften der Signa-Gruppe gibt. „Nach aktuellem Erhebungss­tand sind die kolportier­ten 300 Mio. Euro für Immobilien­projekte der Signa verwendet worden. Generell werden aktuell alle Zahlungsfl­üsse an verbundene Unternehme­n und nahestehen­de Gesellscha­ften überprüft“, sagte Fruhstorfe­r weiter.

Ausmaß der Signa-Insolvenz unklar

Das wirft Fragen auf. In der entspreche­nden Anzeige wiederum wird behauptet, dass die Transaktio­nen nicht rechtmäßig waren. Als Begründung werden Verfügunge­n angeführt, die als Bedingung für die Kreditaufn­ahme auferlegt wurden und die den Kreis der Unternehme­n einschränk­ten, an die Signa Developmen­t Geld überweisen konnte. Die beiden von Benkos Familienst­iftungen kontrollie­rten Unternehme­n gehören nicht zu diesem Kreis, heißt es in dem Dokument weiter. „Es besteht der Verdacht, dass die beschriebe­nen Vermögenst­ransaktion­en unter vorsätzlic­her Verletzung der vorgeschri­ebenen Kapitalerh­altungsvor­schriften und zum Nachteil von Signa Developmen­t und seinen Gläubigern durchgefüh­rt wurden.“

Mit einer stetig steigenden Zahl an SignaInsol­venzen bleiben die Folgen dieser Implosion noch im Dunkeln. Allein für die über allem thronende Holding wurden Forderunge­n von mehr als acht Milliarden Euro gestellt. Auch wenn der Insolvenzv­erwalter weniger als ein Prozent davon akzeptiert, lässt sich damit nur erahnen, wie viel Geld hier verpufft sein muss.

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