Die Presse

Eine Stunde Parken kann in Paris nun 18 Euro kosten

Die Hauptstadt bittet SUV-Fahrer aus dem Umland ab September massiv zur Kasse. Die Pariser stimmten knapp zu.

- Von unserem Korrespond­enten RUDOLF BALMER

Mit einer knappen Mehrheit von 54,55 Prozent haben sich die Pariser am Sonntag gegen die schweren Geländewag­en ausgesproc­hen. „Für oder gegen SUVs in Paris?“: So lautete die Frage zumindest auf den Plakaten, mit denen die rot-grüne Stadtregie­rung die Bürgerinne­n und Bürger zur Abstimmung aufrief.

Es ging nicht ums Prinzip SUV oder ein Fahrverbot für die schweren Pkw, die laut Umweltverb­änden viel mehr CO2 ausstoßen. Es ging um die Frage, ob die Parkgebühr­en für diese Kategorie ab September verdreifac­ht werden sollen: von sechs auf 18 Euro pro Stunde im Zentrum der Hauptstadt und von vier auf zwölf Euro in den Außenbezir­ken. Die Tarife gelten indes ausschließ­lich für Besucher, die nach Paris kommen. In der Hauptstadt­region Île-de-France sind fast 900.000 SUVs gemeldet – mehr als 15 Prozent des Autobestan­ds.

Im Vorfeld wurde mit einer deutlichen Mehrheit für die als Abschrecku­ng gedachten Gebühren gerechnet. Doch offenbar gelang es auch den Autofahrer­klubs, ihre Anhänger zu mobilisier­en. Sie kritisiert­en die Maßnahmen als ungerecht und als Eingriff in die persönlich­en Freiheitsr­echte. Insgesamt belegt die sehr schwache Beteiligun­g von 5,68 Prozent vor allem jedoch, dass es die große Mehrheit der 1,3 Millionen wahlberech­tigten Hauptstadt­bewohner ziemlich kalt lässt, was das Rathaus gegen die SUVs beschließt. Die Volksbefra­gung hatte ohnehin nur konsultati­ve Bedeutung.

Die sozialisti­sche Bürgermeis­terin Anne Hidalgo hat nun auf dem Papier eine Zustimmung, die sie als Votum für ihre Verkehrspo­litik verkaufen kann. Doch das geringe Interesse der Wählerinne­n und Wähler schwächt den Wert der Abstimmung. Immerhin gelang es Hidalgo, eine symbolisch­e Maßnahme einem breiteren Publikum bekannt zu machen und den Pariserinn­en und Parisern eine Gelegenhei­t zu bieten, persönlich dazu Stellung zu nehmen. Die äußerst schwache Beteiligun­g an der Abstimmung ist jedoch auch ein Rückschlag für den erklärten Versuch, mit einer „partizipat­iven Demokratie“die Bürger mit einer formellen Mitsprache an den Entscheidu­ngen zu beteiligen.

„Avantgarde einer Bewegung“

Auch andere Städte in Frankreich wie Grenoble und Lyon versuchen bereits, mit erhöhten Parktarife­n wenn nicht die SUVs aus dem Zentrum zu verbannen, so doch wenigstens die stetige Zunahme zu bremsen. Anne Hidalgo, die Pariser Bürgermeis­terin, jubelte: „Die Pariser sind die Avantgarde einer Bewegung, viele Städte werden sicher nachziehen.“

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