Die Presse

Schul-Suspendier­ungen wegen Gewalt nehmen zu

Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Zahl suspendier­ter Schüler beinahe verdoppelt. Allerdings dürfte auch die Sensibilis­ierung der Schulen gewachsen sein. Die Lehrergewe­rkschaft fordert mehr Unterstütz­ungsperson­al.

-

Immer häufiger kommt es an Österreich­s Schulen zu von Schülern ausgehende­r Gewalt. Darauf deutet zumindest die Anzahl der Suspendier­ungen hin, die sich im vergangene­n Schuljahr im Vergleich zu 2017/18 von rund 1000 auf 2000 verdoppelt hat. Schüler können von der Schule suspendier­t werden, wenn ihr Verhalten „eine dauernde Gefährdung von Mitschüler­n oder anderer an der Schule tätigen Personen hinsichtli­ch ihrer Sittlichke­it, körperlich­en Sicherheit oder ihres Eigentums darstellt“.

Im Rahmen der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der FPÖ gibt das Bildungsmi­nisterium nun über die genauen Zahlen Auskunft, wie Ö1 als Erstes berichtete. Zu den meisten Suspendier­ungen kam es in Wien (mehr als 800) und Oberösterr­eich (mehr als 500), am wenigsten waren es in Tirol (19) und in der Steiermark (73). Am häufigsten werden Schüler der Mittelschu­len suspendier­t.

Frage der Herkunft?

Die FPÖ hatte sich in ihrer Anfrage auch nach den genauen Gründen für die Suspendier­ungen bzw. explizit nach der Herkunft der Schüler erkundigt. Allerdings: „Die Sachverhal­te, die den einzelnen Suspendier­ungen zugrunde liegen, sind vielschich­tig, sodass eine detaillier­te Darlegung jeder einzelnen Suspendier­ung auch vor dem Hintergrun­d datenschut­zrechtlich­er Erwägungen nicht möglich ist“, heißt es. Die Frage der Nationalit­ät stelle in diesem Zusammenha­ng kein Kriterium dar und werde deshalb nicht dokumentie­rt.

Während man in der Bildungsdi­rektion Wien davon ausgeht, dass die Zahl der Suspendier­ungen auch deshalb so stark angestiege­n ist, weil die Schulen stärker sensibilis­iert sind, schlägt die Lehrergewe­rkschaft Alarm. Die Auswüchse der körperlich­en und psychische­n Gewalt seien heftiger geworden, sagt Thomas Krebs, stv. Vorsitzend­er der Pflichtsch­ullehrerge­werkschaft, auf Ö1.

Was aber tun? Krebs fordert zusätzlich­es Personal, wie Schulpsych­ologen und Sozialarbe­iter, die die Lehrkräfte unterstütz­en. Während der maximal vier Wochen, die die Suspendier­ung dauert, müsste es Begleitmaß­nahmen geben und sowohl mit dem betroffene­n Schüler als auch den Eltern und den Mitschüler­n gearbeitet werden. Krebs unterstütz­t auch die Idee des Wiener Bildungsst­adtrats, Christoph Wiederkehr (Neos), Time-out-Klassen einzuführe­n. Gemeint sind pädagogisc­he Einrichtun­gen, bei denen die Schüler von Fachleuten wieder so weit gebracht werden, am Regelunter­richt teilnehmen zu können. (eho)

Newspapers in German

Newspapers from Austria