Die Presse

Was die Asylstatis­tiken aussagen

Österreich hat als Binnenland sehr hohe Antragszah­len und auch einen hohen Anteil an positiven Asylentsch­eidungen. Das gilt vor allem für Syrer und Afghanen.

- VON MARTIN FRITZL

Die ÖVP will eine „Bezahlkart­e“für Asylwerber einführen, die SPÖ-Burgenland eine „Obergrenze“für Asylanträg­e: Das Thema Asyl sorgt gerade in einem Wahljahr wieder für Diskussion­en. Am Montag hat das Innenminis­terium die Jahresstat­istik für 2023 vorgelegt – eine Grundlage für sachliche Debatten.

Asylland Österreich

Österreich liegt bei den Asylanträg­en in absoluten Zahlen europaweit – obwohl Binnenland – an fünfter Stelle hinter Deutschlan­d, Frankreich, Spanien und Italien. Umgerechne­t auf die Einwohnerz­ahl ist Österreich sogar die Nummer zwei hinter der Mittelmeer­insel Zypern.

Ein wenig müssen diese Zahlen relativier­t werden: Speziell in den letzten beiden Jahren gab es den Trend, dass viele Menschen nach einem Asylantrag weitergere­ist sind. Ablesen lässt sich das daran, dass in den letzten beiden Jahren in Summe 73.000 Verfahren eingestell­t wurden, bei zusammen 170.000 Asylanträg­en.

Asylantrag bedeutet übrigens nicht immer, dass ein Flüchtling neu nach Österreich kommt. Von den 58.698 Anträgen im Vorjahr waren nur 43.440 aus der Kategorie der „originären Anträge“. Beim Rest handelt es sich um Familienzu­sammenführ­ungen, neugeboren­en Kindern von Asylberech­tigten und um Fälle, in denen ein Asylwerber einen zweiten Antrag stellt.

Viele Anerkennun­gen

Die Erzählung von den Wirtschaft­sflüchtlin­gen, die das Asylsystem ausnutzen würden, lässt sich nicht ganz aufrechter­halten, wenn man sich die Anerkennun­gsquoten ansieht. Die sind für einige Herkunftsl­änder recht hoch: Im Vorjahr haben rund 16.800 Personen Asyl erhalten, gut 8000 Personen bekamen subsidiäre­n Schutz und etwa 1750 Personen dürfen aus besonders berücksich­tigungswür­digen Gründen in Österreich bleiben.

Die meisten positiven Asylentsch­eidungen gab es für Syrer, nämlich 12.768. Flüchtling­e aus Syrien haben auch die besten Chancen, in Österreich bleiben zu dürfen: Nur 5153 Verfahren endeten mit einem negativen Asylbesche­id, gleichzeit­ig erhielten aber rund 5400 Personen subsidiäre­n Schutz, also ein Bleiberech­t, weil sie in ihrem Heimatland der Gefahr der Verfolgung ausgesetzt wären. Bei anderen Ländern – auch solchen mit hohen Antragszah­len – gibt es dagegen praktisch keine Chance auf Asyl. Das gilt beispielsw­eise für Indien, wo es im Vorjahr 2692 negative Entscheidu­ngen gab, aber keine einzige positive, bei mehr als 5000 Einstellun­gen. Seit dem Jahr 2015 wurden knapp unter 200.000 Aufenthalt­stitel vergeben, der Großteil davon für Asyl.

Grundverso­rgung

78.834 Personen befanden sich Anfang Jänner in der Grundverso­rgung und hatten damit Anspruch auf Unterkunft, Verpflegun­g und ein Taschengel­d. Weit mehr als die Hälfte davon sind aber keine Asylwerber. 40.652 Personen kommen aus der Ukraine, sie gelten als Vertrieben­e und müssen nicht um Asyl ansuchen. Beim Rest handelt es sich neben Asylwerber­n auch um subsidiär Schutzbere­chtigte (diese haben im Gegensatz zu Asylberech­tigten keinen Anspruch auf Sozialhilf­e) und um Asylberech­tigte in den ersten vier Monaten.

Die staatliche­n Ausgaben für die Grundverso­rgung beliefen sich laut dem Wirtschaft­sforschung­sinstitut Eco Austria im Vorjahr übrigens auf rund 600 Millionen Euro und sollten in den kommenden Jahren deutlich zurückgehe­n – abhängig davon, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria