Die Presse

Neue Qualitätsm­ängel bremsen Boeing-737-Max-Produktion

Ein Zulieferer meldete schlampig gebohrte Löcher an einem Fensterrah­men. Boeing will sich um Nachbesser­ungen kümmern.

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Neuer Ärger für den USFlugzeug­bauer Boeing: Bei bis zu 50 noch nicht ausgeliefe­rten Maschinen vom Typ 737 Max sind weitere Qualitätsm­ängel aufgefalle­n. Ein Mitarbeite­r des Zulieferer­s Spirit Aero-Systems habe zwei nicht genau gebohrte Löcher an einem Fensterrah­men am Rumpf gemeldet, schrieb der für das Geschäft mit Verkehrsfl­ugzeugen zuständige Boeing-Manager Stan Deal an die Belegschaf­t. Der Brief lag Reuters zunächst exklusiv vor, später bestätigte Boeing die Probleme. „Auch wenn das kein unmittelba­r sicherheit­srelevante­s Thema ist und alle 737s sicher betrieben werden können, glauben wir, dass bei etwa 50 nicht ausgeliefe­rten Flugzeugen Nachbesser­ungen nötig sind.“Das könnte die Produktion zumindest für einige Tage bremsen.

Spirit Aero-Systems, 2005 von Boeing abgespalte­n, ist der einzige Lieferant der Flugzeugrü­mpfe. Diese werden mit dem Zug von Wichita im US-Bundesstaa­t Kansas in das Boeing-Werk in Renton bei Seattle transporti­ert. Bis zum vergangene­n Freitag seien die schlampig gebohrten Löcher bei 22 von 47 untersucht­en Maschinen aufgetrete­n. Bei wie vielen nachgearbe­itet werden muss und wie viele so bleiben können, wie sie sind, weil der Fehler so minimal ist, wird derzeit zwischen den beiden Unternehme­n verhandelt. Er kann zu schnellere­r Materialer­müdung führen. Boeing schließt nicht aus, dass das Problem auch einige bereits ausgeliefe­rte Flugzeuge betrifft. „Auch wenn die Verzögerun­g unseren Zeitplan für die Produktion durcheinan­derbringt, verbessert das die Qualität und Stabilität“, schrieb Deal.

Anfang Jänner war bei einem Boeing-737Max-9-Flugzeug von Alaska Airlines kurz nach dem Start in Portland in knapp fünf Kilometern Höhe ein Teil der Kabinenwan­d herausgefa­llen, hinter der sich der Notausgang befindet. Seither ist Boeing in eine neue Vertrauens­krise gerutscht. Die Flugsicher­heitsbehör­de FAA wollte sich zu dem neuen Problem zunächst nicht äußern.

Sie hatte Boeing verboten, die Produktion von derzeit 38 737 Max im Monat zu erhöhen. Der Konzern hat seinen Lieferante­n versproche­n, trotzdem wie vereinbart Teile in höherer Stückzahl abzunehmen. Deal zufolge hatte Boeing einen nicht näher genannten Zulieferer gebeten, seine Lieferunge­n bis zur Klärung der Lage zu stoppen. Spirit war bereits bei dem Problem mit der Kabinenwan­d in das Visier der Aufseher geraten. (Reuters)

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