Mit Kreativität in die Zukunft
Fast ein Fünftel der Wiener Unternehmen zählen zur Kreativwirtschaft. Sie designen Medizintechnikartikel, entwickeln Spiele oder machen Werbung.
Dass ernsthaftes kreatives Arbeiten weit mehr als originelle Einfälle bedeutet, beweist Matthias Ritschl von der Industrial Design Agentur Produktive. Seit Jahren arbeitet er gemeinsam mit seinen Businesspartnern Adam Wehsely-Swiczinsky und Ewald Neuhofer für das Wiener Unternehmen Ottobock. Resultate der Zusammenarbeit sind unter anderem eine Handprothese und ein Exoskelett, die Menschen mit Einschränkungen das Leben erleichtern. „Dabei geht es neben Fragen der Gestaltung vor allem um Funktionalität, Ergonomie, User Experience, Herstellung und Nachhaltigkeit“, erläutert Ritschl die Arbeit des Designers solcher Produkte.
Neben dem Zusammenspiel zwischen Designern und Unternehmen sei für ein optimales Ergebnis vor allem die Beschäftigung mit den Nutzern essenziell, betont er: „In mehrtägigen Workshops haben wir Menschen, die auf eine Prothese angewiesen sind, in Situationen des alltäglichen Lebens begleitet und basierend auf diesen Erkenntnissen neue Lösungen erarbeitet.“
Design ist mehr als Ästhetik
Auch bei anderen Aufträgen, angefangen von Haushalts- und Sportgeräten bis hin zu Investitionsprodukten, ist die Vorgangsweise des Designers ähnlich. „Bei Industrieund Produktdesign geht es um weit mehr als nur um Ästhetik“, erläutert er. Der Blick von außen sowie die Erfahrung des Designers seien oftmals auch entscheidend für den Erfolg eines Produkts, ist Ritschl überzeugt.
Seine Industrial Design Agentur Produktive ist Teil der Kreativwirtschaft und so wie er tragen und beflügeln auch viele andere Unternehmen dieser Branchen die Wiener Wirtschaft. Architektur, Buchund Verlagswesen, Design, Filmwirtschaft inkl. Fotografie, Markt für darstellende Kunst, Musikwirtschaft, Radio und TV, Software und Games und Werbung zählen zur Kreativwirtschaft. Es sind 19.000
Unternehmen, ein Fünftel der Wiener Betriebe, die rund 71.300 Personen beschäftigen und einen Umsatzerlös in der Höhe von 12,7 Milliarden Euro erzielen, so eine aktuelle Studie der KMU-Forschung Austria, die vom Wiener Wirtschaftskreis in Auftrag gegeben wurde.
Die Branche ist auf Wachstumskurs: 2022 waren um zehn Prozent mehr Beschäftigte in der Kreativwirtschaft tätig als im Jahr 2020. Wesentlich zu dieser positiven Entwicklung tragen die fortschreitende Digitalisierung und Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) bei.
KI für monotonen Part
„Das sind ausgezeichnete Rahmenbedingungen für neue Ideen und Innovationen“, sagt Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information und Consulting der WK Wien. Denn in vielen Fällen spiele KI die Menschen von monotonen Tätigkeiten frei, sodass mehr Kapazitäten für Kreativität frei werden.
Diese Kreativität wird von den Firmen der Kreativwirtschaft mit viel Know-how kombiniert: „Wir kreieren Ideen direkt aus dem Bauch heraus – aber mit Köpfchen –, um Brands zu Marken der Herzen zu machen“, sagt Christian Gstöttner, Geschäftsführer des Wiener Unternehmens Obscura, einer Werbeagentur mit Inhouse-Filmproduktion, die von Wien und Berlin aus arbeitet. Betreut hat Obscura bisher unter anderem Kampagnen für Mercedes-Benz, SimpliTV, Schlumberger oder Ottakringer.
Sein Team will frischen Wind in die Agenturlandschaft bringen. „Wir lieben die Zusammenarbeit mit traditionellen Unternehmen und machen uns dabei zur Aufgabe, die Marken in die Gegenwart zu holen“, erläutert der Werbeprofi. Sehr wichtig seien dem Team gegenseitiger Respekt, Nachhaltigkeit und New Work, sagt Gstöttner. Zu all dem komme Humor und jenes Augenzwinkern, das gute Werbung auszeichne: „Wir sind nicht 08/15, sondern 08/16“, wie Obscura das beispielsweise für einen Ottakringer-Videospot formulierte.