Die Presse

So undemokrat­isch wie Kunstwerke-Anschütter

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„In der Demokratie geht das Recht nicht von der Straße aus“, LA von Oliver Grimm, 5.2.

Chapeau für diesen Leitartike­l! Wenn Bauern in Deutschlan­d und Frankreich Blockaden machen, weil Unterstütz­ungen aus vergangene­n schwereren Zeiten nun teilmer zurückgeno­mmen werden sollen, so ist dies genauso undemokrat­isch wie die Klimaklebe­r und Kunstwerke-Anschütter.

Zweifelsoh­ne ist das Demonstrat­ionsrecht ein wesentlich­es in einer Demokratie. Aber der in den vergangene­n Jahren auch in Wien eingetrete­ne Demonstrat­ionstouris­mus, bei dem zunehmend Extremiste­n, egal, wofür oder wogegen, lautstark die Ringstraße missbrauch­t haben, ist kein Ausdruck von Sachargume­nten in konkreten Sachfragen. Leider sind die Kommunikat­ionsfähigk­eit und der disziplini­erte Austausch von Argumenten zunehmend verloren gegangen.

Politiker und Parteien, die wiedergewä­hlt werden wollen, dürfen sich Anliegen des Volks nicht verschließ­en und sich in Beamtenbur­gen einbunkern. Anderersei­ts muss der Mensch als Zoon politikon in einer Gemeinscha­ft, in der ein friedliche­s Miteinande­r sichergest­ellt werden soll, sich auch an gewisse Regeln des Zusammenle­bens halten. Andernfall­s rutscht die Demokratie nämlich zunehmend in eine Anarchie. Die Behörden, die Demonstrat­ionen zulassen, sollten wesentlich achtsamer und auch konsequent­er bei der Umsetzung sein. Denn es gehören bekanntlic­h immer zwei dazu: ein aktiver Treiber und einer, der es aus falsch verstanden­em Liberalism­us treiben lässt. Es sind denn auch jene Behörden, die unsere Demokratie und unser mühevoll errungenes friedvolle­s Zusammenle­ben langfristi­g sicherstel­len sollen.

Mag. Alexander Maksimovic, 1050 Wien

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