Erdbebenopfer protestieren gegen türkische Behörden
Tausende Menschen erinnerten an die Naturkatastrophe vor einem Jahr und warfen den politisch Verantwortlichen Versagen vor.
Ein Jahr nach dem verheerenden Beben in der Türkei und Nordsyrien gedachten die Menschen am Dienstag der Zehntausenden Todesopfer der Naturkatastrophe. Dabei wurde in der Türkei Kritik an der Regierung und den Behörden laut. Im Zentrum der weitgehend zerstörten Stadt Antakya versammelten sich Tausende Menschen zum gemeinsamen Gedenken, buhten die Regierung des Landes aus und bezeichneten sie teilweise als „Mörder“. Immer wieder wurde in Sprechchören auch der Rücktritt des Provinzbürgermeisters Lütfü Savas gefordert.
Der Regierung unter Führung der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdoğan wird vorgeworfen, zu spät Retter und Hilfe in die betroffene Region im Südosten der Türkei geschickt zu haben und nun auch den Wiederaufbau in der Provinz Hatay nur zögerlich voranzutreiben. Aber auch Savas, der der größten türkischen Oppositionspartei CHP angehört, wird Nachlässigkeit vorgeworfen.
Die Schweigeminute um 4:17 Uhr Ortszeit wurde von Rufen wie „Hört jemand unsere Stimmen?“unterbrochen. Diesen Satz riefen auch die Retter, als sie vor einem Jahr tagelang in den Trümmern nach Verschütteten suchten. Auf den Ruinen zerstörter Gebäude zündeten Menschen Kerzen in Erinnerung an die dort zu Tode Gekommenen an und warfen rote Nelken von einer Brücke in den Fluss Asi, der durch die Stadt fließt.
Zehntausende Tote
Am 6. Februar 2023 hatte am frühen Morgen ein Beben der Stärke 7,7 den Südosten der Türkei getroffen, ein weiteres Beben der Stärke 7,6 folgte am Nachmittag desselben Tages. Allein in der Türkei kamen nach Regierungsangaben mehr als 53.000 Menschen ums Leben. Genaue Angaben zu den Opfern aus dem vom Krieg gezeichneten Nachbarland Syrien sind schwer zu ermitteln. Beobachtern zufolge starben dort mehr als 6000 Menschen.