Die Presse

Deutschlan­d und Frankreich uneins über Mercosur-Pakt

Handelspol­itik. Premier Gabriel Attal schließt ein französisc­hes Ja zu dem EU-Südamerika-Abkommen aus.

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Berlin/Paris. Der Antrittsbe­such des frischgeba­ckenen französisc­hen Regierungs­chefs, Gabriel Attal, in Deutschlan­d sollte eigentlich der Moment sein, um Einigkeit zwischen den gewichtigs­ten Mitglieder­n der EU zu signalisie­ren – schließlic­h gilt der deutsch-französisc­he Dynamo als wichtigste­r Antrieb der Integratio­nspolitik. Doch bei der Visite am Montag zeigte sich deutlich, dass sich die Zusammenar­beit zwischen Berlin und Paris holprig gestaltet. Neben der Causa Ukraine (Deutschlan­d wünscht sich von Frankreich mehr finanziell­es Engagement bei der militärisc­hen Unterstütz­ung Kiews) ist die EU-Handelspol­itik der neueste Zankapfel – konkret der Handelspak­t mit dem südamerika­nischen Wirtschaft­sbund Mercosur.

„Wir sind uns darüber einig, dass wir uns nicht einig sind“– mit diesen Worten kommentier­te Attal das deutsche Ansuchen, den Pakt mit Südamerika zu ratifizier­en. Zuvor hatte Frankreich­s Staatschef, Emmanuel Macron, ebendiese Ratifizier­ung de facto ausgeschlo­ssen und sein Nein mit den Anliegen der protestier­enden französisc­hen Landwirte begründet. Für die Exportnati­on Deutschlan­d, die einerseits Absatzmärk­te in Übersee braucht, anderersei­ts nach Rohstoffli­eferanten Ausschau hält, ist die Aussicht auf die Öffnung des Mercosur-Markts mit seinen 270 Millionen Konsumente­n verlockend. Umso mehr, als China aufgrund geostrateg­ischer Spannungen als Partner unsicher ist.

„Unfaire Konkurrenz“

Laut Attal seien allerdings die Bedingunge­n für die Ratifizier­ung des seit 2019 fixierten Abkommens nicht gegeben. Der französisc­he Premier warnte in Berlin vor „unfairer Konkurrenz“für die europäisch­en Landwirte, die mit südamerika­nischen Agrarkonze­rnen konkurrier­en müssten. Außerdem sei es fraglich, ob der Pakt mit den EUKlimazie­len vereinbar sei. (red.)

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