Die Opernball-Umgestalterin
Ob Parkplatz oder Staatsoper: Kaum ein Raum, den sie nicht festlich ausgerichtet hat. Maryam Yeganehfar über die Pläne für Blumen, Bar und Seitenbühne.
Klassische Albträume sind: Dass sie in der falschen Location steht. Dass sie den falschen Teppich verlegt hat. Dass die Drucke ganz anders ausschauen als das, was sie abgegeben hat. Andererseits, sagt Maryam Yeganehfar, habe ihr Mentor einst gesagt: „In dem Moment, in dem du aufhörst, diese Träume zu haben, musst du wahrscheinlich deinen Beruf wechseln.“Sollte Yeganehfar dieser Tage also vom Opernball träumen, ist alles in Ordnung. Zumal mit der Anlieferung Montagnacht die liebste Phase ihrer Arbeit begonnen hat. Die Aufbauzeit. „Peu à peu wird all dem, woran man so lang gearbeitet hat, Leben eingehaucht.“
Seit dem Vorjahr gehört die Eventplanerin mit Birgit Reitbauer zu jenen Expertinnen, die die Staatsoper bei der Planung des Opernballs unterstützen – ehrenamtlich, wohlgemerkt, und beide „mehr als nur beratend“, sagt Yeganehfar: „Wir setzen um.“Wie viel ihrer Zeit der Ball beanspruche? „Viel.“Zumal der Instanzenzug ein ganz anderer sei als zwischen ihr und ihren Kunden.
Zwischen Augarten und Borneo
Seit 2008 ist Yeganehfar, die schon als Kind einen Ikea-Kasten zur dreistöckigen Barbie-Villa umfunktionierte (dann aber zunächst in der Musikindustrie gearbeitet hat), mit ihrer Agentur selbstständig. Die Locations: vom Parkplatz über das Tausend-Quadratmeter-Zelt im Augarten bis zum Fußballfeld der Nationalmannschaft auf dem Formel-1Track in Singapur. „Es war nicht möglich, in Singapur eine Location für 650 Leute zu finden. Das Zelt musste aus Südafrika kommen.“Letztere FirmenIncentivereise ging dann übrigens weiter nach Borneo, „dort mussten wir sogar die Möbel bauen lassen, die werden dort bis heute verwendet“.
Dass die Reisefreudige sehr international arbeiten kann, hat nicht zuletzt mit dem Bürgermeister von Santa Fe zu tun. Ein Freund von ihr, aber auch von einer der Eigentümerinnen einer USAgentur, die für eine Veranstaltung in der Hofburg einen lokalen Partner suchte. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“
Mit dem Opernball hingegen habe sie bis zu ihrem nunmehrigen Ehrenamt „null Komma null“Berührungspunkte gehabt; ihn nicht einmal im Fernsehen je gesehen. „Es ist etwas, auf das wir stolz sein können“, findet sie mittlerweile.
Yeganehfar verantwortet dabei das Design der vielen Bereiche, die es abseits des Hauptsaales zu erkunden gilt. Motto gibt es keines mehr; Thema seien der Ball und das Haus. So wurde im Vorjahr die Hinterbühne neu gestaltet: „Wir haben versucht zu beruhigen und viel mehr zu zeigen, was die Hinterbühne ist. Kein Mensch betritt sonst jemals die Hinterbühne der Oper. Wenn ich dort schon einen Tisch habe, dann will ich sehen, was sie kann.“
Für den Heurigen hat sie im Vorjahr hingegen ein Raum-im-Raum-Konzept entworfen. Denn die Garderobe der Philharmoniker sei zwar denkmalgeschützt – aber nieder, mit denkbar schlechtem Licht. „Wir haben die Wände verkleidet, sodass man das Gefühl hat, dass man über den Dächern von Wien in einem Schanigarten sitzt.“„Herzstück“heuer: die ehemalige Crystal Bar in der Garderobe auf der Operngassenseite.
Angesichts der Adresse (Operngasse 1) und weil sie nur für eine Nacht pro Jahr geöffnet ist, heißt sie nun Number One Vienna, betrieben wird sie von der Eden-Bar. In Anlehnung an französischen Toile-Stoff wurde dafür eine handgemalte, rote Tapete entworfen: Alle Musen und Komponisten, das Haus, selbst das Pferd auf dem Dach sind darauf vertreten.
Zum Einsatz kommt die Tapete auch auf der Seitenbühne: jenem acht Meter hohen Raum, der den Sängerinnen und Sängern für Auf- und Abgang dient. Am Opernball habe der Bereich durchaus seine Stammgäste, weil man unmittelbaren Zugang zum Parkett genießt.
Das Schwierigste seien übrigens die Blumen, für Yeganehfar sonst eigentlich das Leichteste. Februar ist der denkbar schwierigste Monat, das Fernsehen habe eigene Ansprüche, jeder eine Meinung dazu. „Ich habe natürlich auch dazu meine Albträume gehabt“, sagt sie über das Grün des Vorjahres. Kritische Stimmen hätten freilich keine Ahnung gehabt, „was es geheißen hat, in diesem Jahr eine Blumendekoration zu bewerkstelligen, als keiner gewusst hat, ob sie im Oktober in den Glashäusern den Strom abdrehen“. In Summe sei das Feedback aber positiv gewesen. „Weil es wirklich so ausgesehen hat, als ob die Oper nach der Pandemie aus einem Dornröschenschlaf erwacht.“