Hietzings Wetterhäuschen und die k. u. k. Vandalen
Traditionspflege einmal anders: 120 Jahre Funktionslosigkeit – mitten im Nobelrevier.
Wiens 13. Bezirk gilt ja gemeinhin als Hort der Vornehmheit. Die Nähe zu Schloss Schönbrunn hat ehedem das Ihre dazu beigetragen, dass sich daselbst exklusive Villenquartiere samt dazu passend exklusiver Einwohnerschaft versammelten – was sich heute in exklusiven Liegenschaftspreisen niederschlägt. Wer würde ausgerechnet hier die Heimstatt rüden Vandalentums vermuten – und das schon zu Kaisers Zeiten…
Der Reihe nach. Der Hinweis eines Lesers brachte mich kürzlich mitten hinein ins Nobelrevier, dorthin, wo Fichtnergasse auf Hietzinger Hauptstraße stößt, Eingeweihten als Johannes-Bischko-Platz geläufig. Hier findet sich, auf bescheidenem Dreiecksgrün, ein Wetterhäuschen, das, so der Leser, „seit Jahren ohne Inhalte dasteht“. Will sagen: ohne jene meteorologischen Instrumente, die ein Wetterhäuschen erst zum Wetterhäuschen machen.
Eine Nachschau bestätigte den Leserbefund, der dem entsprach, was ich schon vor sieben Jahren an dieser Stelle konstatiert hatte. So weit, so bedauerlich, freilich wenig überraschend. Umso überraschender, was nun, angeregt vom Leserinteresse, eine kleine Recherche zur Geschichte des Objekts zutage förderte: Die Gerätschaft des Wetterhäuschens, 1903 errichtet, sei schon wenige Tage nach ihrer Installierung, so ein zeitgenössischer Bericht, „mutwilligen Beschädigungen“ausgesetzt gewesen, einer Reparatur auf Kosten der Bezirksvertretung folgte abermals „boshafterweise zugefügte Beschädigung“, einer zweiten Reparatur 1904 die finale Devastierung: „In brutalster Weise wurden Instrumente herabgerissen und ganz zertrümmert.“
Was Wunder, dass vorerst jede weitere Installierung von Instrumenten unterblieb. Und es spricht nichts dafür, dass je wieder eine versucht wurde. Ein Wetterhäuschen ohne Wetterinformation – und das seit 120 Jahren: auch eine Art Tradition.