Die Sache mit dem teuren Geisterstrom
Die Ökostromförderung erinnert vielfach an die Landwirtschaft.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat neulich eine auf den ersten Blick seltsame Meldung gebracht: Große britische Windparks würden ihre Produktionskapazität bei Starkwind generell überschätzen, was die Stromkonsumenten ziemlich teuer käme.
Des Rätsels Lösung: Windkraftbetreiber bekommen nicht nur die Differenz zwischen den Marktpreisen und ihren meist höheren Produktionskosten ersetzt, sie kassieren auch noch ein paar Hundert Millionen Pfund im Jahr für Strom, den sie gar nicht liefern. Bei sehr starkem Wind müssen viele Windräder nämlich abgestellt werden, um das Stromnetz nicht völlig zu destabilisieren.
Die Kilowattstunden, die sie theoretisch in dieser Zeit hätten produzieren können, aber nicht durften, werden ihnen zum Garantiepreis vergütet. Money for nothing, wie der Brite zu sagen pflegt. Je höher man diese theoretische Produktion ansetzt, desto höher die von den Stromkonsumenten bezahlte Geisterstromvergütung.
Das ist keineswegs nur ein Problem der Briten. Auch Deutschland vergütet etwa seinen Windkraftbetreibern mehrere Hundert Millionen im Jahr für nicht erzeugten Geisterstrom. Insgesamt werden die Deutschen heuer zwischen 17 und 18 Mrd. Euro dafür ausgeben, dass die teuer erzeugte Energie aus Wind- und PV-Anlagen auf den Marktpreis heruntergestützt wird und dass der ÖkoFlatterstrom nicht die Netze in die Knie zwingt.
Das ist alles ein bisschen irre und erinnert an das Agrarsystem. Dort wird ja auch alles Mögliche subventioniert – bis hin zur Förderung für den Nichtanbau. Das Ergebnis kennen wir allerdings auch alle: Ein System, das beispielsweise in Österreich 1,7 Milliarden Euro pro Jahr aus Steuergeldern braucht, um 4,4 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung zu generieren.
Natürlich sind Förderungen für neue Technologien in der Anfangsphase wichtig. Kommt die Sache aber in Schwung, ergeben Subventionen für den laufenden Betrieb (im Gegensatz zu Investförderungen) keinen Sinn mehr.
Das möge man bitte bald korrigieren. Eine zweite Landwirtschaft im Strombereich werden wir uns nämlich nicht leisten können.