Portal „Nius“bestellte Plagiat-Check
Ein rechtspopulistisches Medium rund um Julian Reichelt bezahlte den „Plagiatsjäger“Weber dafür, die Arbeit von Alexandra Föderl-Schmid zu prüfen.
Die Causa um die österreichische Journalistin Alexandra FöderlSchmid, die wegen Plagiatsvorwürfen in der Kritik steht, nimmt eine weitere Wendung. Am Montag hatte sie sich als Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“vorübergehend aus dem operativen Tagesgeschäft zurückgezogen. Davor waren Vorwürfe laut geworden, die ihren Umgang mit Quellen betreffen: FöderlSchmid soll nicht nur, wie schon länger bekannt, in ihren Artikeln Passagen mitunter wortgleich aus anderen Quellen übernommen haben, ohne dies zu kennzeichnen. Sie habe auch in ihrer Dissertation plagiiert, behauptete am Montag der selbsternannte „Plagiatsjäger“Stefan Weber.
Nun wurde bekannt, wer dieses Gutachten bei Weber beauftragte: Wie der „Spiegel“berichtet, hat das rechtspopulistische Onlinemedium „Nius“die Prüfung finanziert. Weber bekam demnach einen niedrigen vierstelligen Betrag für seine Arbeit. „Nius“ist die neue publizistische Heimat des
Ex-„Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt, der 2021 nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs das deutsche Boulevardblatt verlassen musste. Das Portal berichtete am Montag auch zuerst über Details aus Webers Plagiatsgutachten – einen Hinweis auf die Finanzierung sparte es aber aus.
Elf Textfragmente ohne Quelle
Weber betonte, dass das Gutachten inhaltlich unabhängig von „Nius“entstanden sei. Die Prüfung wurde im Dezember in Auftrag gegeben und umfasst FöderlSchmids Diplomarbeit sowie ihre Dissertation an der Universität Salzburg. Elf Textfragmente ohne korrekte Quellenangabe will Weber darin gefunden haben. Nicht beteiligt war er an Recherchen zur journalistischen Arbeit von Föderl-Schmid: Das Branchenmagazin „Medieninsider“stellte bereits im Dezember in Artikeln von Föderl-Schmid „auffällige Ähnlichkeiten“mit fremden Texten fest. Die Chefredaktion der „SZ“habe diesen fehlerhaften Umgang mit Quellen inzwischen bestätigt, schreibt der „Spiegel“.
Dass der „Medieninsider“auch darüber berichtete, wie die Vorwürfe in der Redaktionskonferenz der „SZ“kommentiert wurden – leitende Redakteure orteten demnach eine „Kampagne“gegen ihre Zeitung –, veranlasste die „SZ“zu anderen Schritten: Woher wusste „Medieninsider“von solchen internen Diskussionen? Mit einigem Aufwand widmete man sich der Suche nach dem „Maulwurf“. Die Chefredaktion ließ EMails und Telefonverbindungen ihrer Mitarbeiter nach Kontakten zum „Medieninsider“durchsuchen. Offenbar ohne Ergebnis.
Föderl Schmid, eine mehrfach preisgekrönte Journalistin, die vor ihrer Position in München unter anderem zehn Jahre lang als „Standard“-Chefredakteurin tätig war, hat mittlerweile selbst die Universität Salzburg um eine Prüfung ihrer Dissertation gebeten. Auch die „SZ“schaltete eine externe Kommission ein, die die Vorwürfe prüfen soll. (APA/kanu)