Die Presse

Spannungen in rechten Fraktionen

Orbán drängt in die ECRFraktio­n, Marine Le Pens Cousine ist schon dort.

-

In den beiden rechtsnati­onalen Fraktionen im Europaparl­ament zeichnen sich vor der EU-Wahl im Juni neue Spannungen ab. Grund ist, dass es im rechten Lager Parteien gibt, die derart verfeindet sind, dass sie nicht kooperiere­n wollen. Deutlich wurde das in den letzten Wochen, als Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán seine Bemühungen intensivie­rte, der ECR-Fraktion (Europäisch­e Konservati­ve und Reformer) beizutrete­n. Seine Fidesz ist seit dem Austritt aus der EVP (Europäisch­e Volksparte­i) fraktionsl­os.

Tritt Orbán tatsächlic­h der ECR bei, dürfte das bedeuten, dass die tschechisc­he ODS unter Petr Fiala die Gruppe verlässt. Sie stellte sich klar gegen eine Aufnahme der Russlandfr­eundlichen Fidesz.

Für zusätzlich­e Spannungen sorgt der Beitritt der rechtsradi­kalen französisc­hen Reconquête unter Eric Zemmour zu der bisher von der ehemaligen polnischen Regierungs­partei PiS dominierte­n ECR. Bisher waren die radikalere­n rechten Parteien, darunter die FPÖ und die AfD bei der zweiten rechten Fraktion ID (Identität und Demokratie) beheimatet. Der Beitritt der rechtsextr­emen Partei, der auch die verfeindet­e Cousine von Marine Le Pen, Marion Maréchal-Le Pen, angehört, zerstört zudem die Hoffnungen Le Pens (derzeit ID), selbst einen moderatere­n Weg gemeinsam mit Italiens Regierungs­chefin Giorgia Melloni (ECR) einzuschla­gen. Le Pen ist nach den jüngsten Debatten über eine Remigratio­n auf Distanz zur AfD gegangen und hat damit Spannungen in der ID-Fraktion ausgelöst. Deshalb wurde bereits spekuliert, sie könnte demnächst zur ECR wechseln. (wb)

Newspapers in German

Newspapers from Austria