Warum Bundesligaklubs auf Geld verzichten – und profitieren
Der Österreicher-Anteil in der Fußballbundesliga sinkt. Wie Sturm Graz, Salzburg oder Lask Alternativen zum Österreicher-Topf aufzeigen.
Das Transferfenster ist seit Dienstag geschlossen und eines fällt auf: Heimische Bundesligaklubs setzen den Trend der letzten Jahre, stärker auf ausländische Spieler zu setzen, fort. Nach Angaben der Liga lag der ÖsterreicherAnteil bei den Einsatzzeiten in der Herbstsaison bei 55,8 Prozent. In der Spielzeit 2022/23 hatte dieser Wert 58,6 Prozent betragen, im Jahr davor 64,9.
Dabei hatte die Einführung des Österreicher-Topfes, der Klubs, die weniger als sieben Legionäre und mehr U22-Spieler einsetzen, finanziell belohnt, im Jahr 2004/05 zunächst kontinuierlich zu mehr rotweiß-roten Spielminuten in der Meisterschaft geführt. Lag der Österreicher-Anteil davor bei 53,8 Prozent, so erreichte er von 2012 bis 2014 seinen Höhepunkt mit über 75 Prozent.
In den darauffolgenden Jahren ging diese Kurve wieder leicht nach unten (2019/20 lag der Wert bei 70,6 Prozent), in den letzten dreieinhalb Saisonen beschleunigte sich dieser Trend zunehmend – und dürfte nach der aktuellen Saison zu einem nahezu ähnlichen Wert wie vor 20 Jahren führen.
Transfers als Jackpot
Dass mittlerweile viele der Bundesligisten auf die Millionen aus dem Ö-Topf verzichten (im Vorjahr waren es fünf von zwölf Teams) hat verschiedene Gründe. So werden die Auswahl und das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Legionären oft als besser erachtet und die leichtere Kaderplanung geschätzt. Obendrein zeigen Salzburg und Sturm Graz vor, dass man ohne diesen Zuschuss sportlich wie finanziell glänzend dastehen kann.
Zum Vergleich: Sturm nahm allein mit den Ablösen für die Legionäre Kelvin Yeboah, Rasmus Højlund und Emanuel Emegha in den vergangenen drei Jahren 39,5 Millionen Euro ein, während Rapid laut 90Minuten.at die Ö-TopfRangliste im Vorjahr mit kolportierten 1,2 Millionen Euro anführte.
Das Geschäft mit Nichtösterreichern scheint sich auszuzahlen. Kaum verwunderlich also, dass sich in Salzburgs Kader aktuell 26 davon befinden. Beim Lask sind es 17, bei Sturm 16, bei Klagenfurt 14 und bei Lustenau 13. Mit je sechs Legionären bilden Hartberg und Blau-Weiß Linz das Schlusslicht in dieser Statistik, Rapid und die Austria beschäftigen je acht.
Die Bundesliga-Verantwortlichen halten den Ö-Topf weiterhin für sinnvoll und verweisen auf den internationalen Vergleich. Laut Daten des CIES Football Observatory würden vergleichbare Ligen zum Teil deutlich höhere Legionärszahlen ausweisen. Liegt dieser Anteil in Österreich für die aktuelle Saison bei 41,8 Prozent, sind es in der Schweiz 50,9 Prozent, in Belgien gar 59,5 Prozent.
Die Topligen in England (63,3), Italien (62,2), Deutschland (48,5) und Frankreich (45,1) haben allesamt höhere Werte als hierzulande, nur Spanien (39,4) setzt mehr auf heimische Spieler. Zudem ist das Durchschnittsalter in der Bundesliga mit 25,3 Jahren nahezu konkurrenzlos niedrig. Das slowenische Oberhaus (24,7) liegt als einzige unter 31 erhobenen europäischen Ligen darunter.
Als Erfolg des Österreicher-Topfes verbucht die Bundesliga auch, dass knapp drei Viertel der Spieler des Nationalteamkaders der erfolgreich verlaufenen Qualifikation für die EM 2024 ihre Ausbildung zum Profi in Österreich absolviert haben. (ag./stm)