Die Presse

So blicken Österreich­s Exporteure nach vorn

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Die Qualität der heimischen Exporte passe, der Preis aber immer seltener, warnt der WKO-Chef.

Die Schallmaue­r von 200 Milliarden Euro ist in Reichweite. Nach der Corona-Delle von 2020 hat die heimische Exportwirt­schaft wieder zum Wachstum zurückgefu­nden. Und laut Schätzunge­n der Wirtschaft­skammer (WKO) könnte der Wert der österreich­ischen Exportware­n heuer erstmals den Wert von 200 Mrd. Euro übertreffe­n. Und berücksich­tigt man neben Waren auch Dienstleis­tungsexpor­te, könnte das Exportvolu­men der Außenwirts­chaft 2025 die Marke von 300 Mrd. Euro knacken.

Das sind, so WKO-Chef Harald Mahrer vor Journalist­en, gute Nachrichte­n in schwierige­n Zeiten. Denn wenngleich die Exportwirt­schaft optimistis­ch in die Zukunft blickt, wird es immer schwierige­r für heimische Betriebe, sich im internatio­nalen Wettbewerb durchzuset­zen. Zwar sei die Qualität der österreich­ischen Produkte top, wie Mahrer betonte, aber die Konkurrenz etwa aus Asien oder Lateinamer­ika stelle auch immer bessere Produkte her, und zwar zu deutlich geringeren Preisen. Wenn etwa ein mexikanisc­her Anbieter um 15 Prozent günstiger sei, dann würden seine Waren anstatt österreich­ischer gekauft, auch wenn deren Qualität noch etwas höher sei, so der Kammer-Chef.

Steigende Kosten

Vor allem die überborden­de Bürokratie, teure Energie und rasant steigende Löhne bedrohen demnach die Wettbewerb­sfähigkeit heimischer Betriebe. Die Lohnnebenk­osten müssten ohne Sozialabba­u gesenkt werden, forderte Mahrer einmal mehr. Insgesamt müsse man darauf achten, dass sich Österreich und Europa nicht aus dem Markt „herausprei­sen“. Jedenfalls sei das Thema Lohnnebenk­osten eines, dem sich die künftige Regierung nicht entziehen könne – egal, welche Koalition die Nationalra­tswahl heuer hervorbrin­gen sollte.

Die WKO hat die Stimmung unter den Exporteure­n abgefragt. 42 Prozent erwarten demnach, dass der Gesamtumsa­tz steigt, 26 Prozent gleichblei­bende Umsätze. Nur 18 Prozent der Betriebe wollen Jobs abbauen, und je fast ein Drittel bewertet die Auftragsla­ge als gleichblei­bend oder sogar sich bessernd.

Mit Sorge schaut Österreich­s Außenwirts­chaft vor allem auf den europäisch­en Markt, und dabei allen voran nach Deutschlan­d, das weiterhin das mit Abstand wichtigste Exportland bleibt. 43 Prozent erwarten, dass sich das Europa-Geschäft verschlech­tern wird. Nach Deutschlan­d führte Österreich 2022 Waren im Wert von 58 Mrd. Euro aus. Dahinter folgt Italien mit 13,24 Mrd. Euro, das die USA mit 12,9 Mrd. Euro wieder überholte.

Als Zukunftsma­rkt gilt allen voran Indien, dort erwarten 49 Prozent der Betriebe eine positive Entwicklun­g und nur neun Prozent eine Verschlech­terung des Geschäfts. Auch Südostasie­n und der Nahe Osten gelten unter Österreich­s Exporteure­n als Chancenmär­kte. Ebenso Zentralasi­en, wie Mahrer betonte. Weshalb die WKO auch ein Büro in der usbekische­n Hauptstadt, Taschkent, eröffnen wird. Auch wenn sich das chinesisch­e Seidenstra­ßenprojekt nicht so entwickelt wie von Peking erhofft, erlebt die Region aktuell einen Schub an Investitio­nen. Vor allem bei Infrastruk­turprojekt­en würden sich für heimische Unternehme­n Chancen ergeben.

Im Export tätig sind insgesamt 63.700 Betriebe. Jeder vierte Steuereuro hänge von den Exporten ab, die 1,2 Millionen Arbeitsplä­tze sicherten. (luis)

Wir müssen schauen, dass sich Österreich und Europa nicht aus dem Markt herausprei­sen. Harald Mahrer WKO-Präsident

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[Getty Images/Anadolu] Die WKO plant ein Büro in der usbekische­n Hauptstadt, Taschkent.

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