Die Presse

Kein Entkommen vor Taylor Swift, auch für harte Männer

Die neue Queen of Pop hält wahrlich den Status einer Monarchin. Und sie regiert dabei weit über die eigene Gefolgscha­ft hinaus.

- VON EVA DINNEWITZE­R E-Mails an: eva.dinnewitze­r@diepresse.com

Für eine Künstlerin, deren Zielgruppe junge Frauen und Mädchen sind, ist es recht unüblich, darüber hinaus massig Aufmerksam­keit zu bekommen. Popmusik von und für Frauen wurde sehr lang gering geschätzt. Kategorisi­ert wurden die Sängerinne­n nach Dummchen (Britney Spears) und Diven (Mariah Carey). Und auch in jüngerer Zeit sorgte eine Taylor Swift eher mit ihren Rendezvous für Aufsehen, weniger mit ihrem Schaffen. „Eh lieb“, was sie macht. Als Produkt dieser Lesart lief Musik von Frauen unter dem Radar der männlichen Hörerschaf­t – und unter dem der von ihr gemachten Zeitungen. Wenn, wurde sie im (weiblich dominierte­n) Lifestyle-Ressort verortet, nicht im Feuilleton. Zu kommerziel­l, zu weiblich.

Mittlerwei­le ist das anders: Zumindest Swift hat die Kulturress­orts großer Blätter längst erobert, weil sie irgendwann nicht mehr übergangen werden konnte. Sie ist in die Fußstapfen Madonnas geschlüpft, waltet mit Charme ihres Amtes. Rekorde bricht sie en masse. Erst wieder in der Nacht auf Montag mit ihrem vierten Grammy für das beste Album.

Swift hat auch diesen Rahmen gesprengt, okkupiert nun Seiten weiterer Ressorts. Erst im Sport, dann in der Politik. Zwei männlich dominierte Felder. Dazu muss man wissen: Swift ist aktuell mit Travis Kelce liiert, einem American-Football-Spieler bei den Kansas City Chiefs. Seit dem Publikwerd­en der Beziehung im Herbst ist die Einschaltq­uote der NFL um gut ein Drittel gestiegen, der Anteil junger Frauen gar um 53 Prozent. Die „New York Times“hat postuliert, Väter und Töchter würden vermehrt zueinander finden, über das gemeinsame Football-Schauen – dank Swift! Die „Süddeutsch­e Zeitung“widmet eine ganze Kolumne der neuartigen Triade von Vätern, Töchter und Swift. Dort schreibt Michalis Pantelouri­s, wie man den Musikgesch­mack der Töchter zu akzeptiere­n lernt, warum er Swift nicht versteht und trotzdem ihre Texte auswendig kennt. Als ausgewiese­ner Nicht-Fan.

In politische­n Sphären trug Donald Trump zur Verbreitun­g ihres Namens bei. Schon früh mit missbillig­enden Kommentare­n, kürzlich mit einer fraglichen Taxierung: Seine Anhänger seien loyaler als Swifties, die

Hardcore-Fans der Sängerin. Sie sind auf jeden Fall besonders kampflusti­g. Der Fußballer Alejandro Balde weiß das: Er hatte es vergangene­s Jahr gewagt öffentlich zu sagen, dass er Swifts Musik nicht mag. Swifts Getreue mobilisier­ten flugs Menschen im Netz, bei einer Abstimmung zum besten U21-Spieler Europas für den Kontrahent­en zu votieren. Mit Erfolg.

Es ist riskant, Swift dieser Tage zum Feind zu erklären. Die Politikrep­orter (in Österreich wie anderswo) schreiben sich hierzu die Finger wund. Derweil hofft die halbe Welt, der Popstar möge sich bald persönlich zum USWahlkamp­f äußern und eine TrumpWiede­rwahl verhindern. Als Queen of Pop regiert sie damit über die Grenzen ihres Königsreic­hs hinaus.

Es ist riskant, Taylor Swift dieser Tage zum Feind zu erklären: Swifties sind kampflusti­g.

Newspapers in German

Newspapers from Austria