Die Presse

Muss das mit öffentlich­em Geld geschehen?

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„Ein Toter, der uns umtreibt“, Replik von Ernst Langthaler, 5.2.

Es ist erheiternd, wenn eine Replik das bestätigt, was ihr Autor zu widerlegen versucht. So geschehen in einer Stellungna­hme zu meinem Gastkommen­tar vom 2. Februar.

Langthaler ruft zur Versachlic­hung der Debatte auf und kontert angebliche Halbwahrhe­iten mit tatsächlic­hen. Besonders auffällig wird dies beim Schlagwort „Austrofasc­hismus“. Dieses ist für ihn nicht nur ein politische­r Kampfbegri­ff, sondern auch ein „wissenscha­ftlicher Analysebeg­riff“. Ist Letzteres schon an sich eine kühne Behauptung, offenbart es auch ein merkwürdig­es Verständni­s von Analyse.

Parolen eines politische­n Lagers taugen a priori kaum dazu, als analytisch­es Raster für wertungsfr­eies Erkenntnis­bemühen zu dienen. Zum Alternativ­begriff „Regierungs­diktatur“eines ÖVP-nahen Historiker­s sei noch angemerkt: Dieser war ein Kompromiss­vorschlag,

der ebenso wie „Kanzlerdik­tatur“oder etwa „Dollfuß-Schuschnig­g-Regime“von parteipoli­tisch nicht gebundenen Historiker­n aller Couleurs verwendet wird.

Wenn also ein Gedenkvere­in mit einem politisch einschlägi­gen Kampfbegri­ff operiert, wenn ein Mitglied des „facheinsch­lägig ausgewiese­nen Kuratorent­eams“Funktionär und Mitarbeite­r des Kreisky-Archivs ist und wenn das Museum Arbeitswel­t Steyr die Vermittlun­gsarbeit besorgt, was kann daraus geschlosse­n werden? Damit hier kein Raum für absichtlic­he Fehlinterp­retationen bleibe: Die genannten Organisati­onen sind hochachtba­r, aber für ideologief­reie Betrachtun­gsweise stehen sie nicht als Erstes.

Nun kann jeder, den es dazu drängt, das Jahr 1934 aus SPÖ-naher Perspektiv­e aufarbeite­n, aber muss das mit öffentlich­em Geld geschehen? Müssen mindestens 370.000 Euro „investiert“werden, damit am Ende kein Museum mehr existiert? Und muss dies zulasten der Exponatens­icherheit ge

hen? Ein nicht einseitige­r und weniger destruktiv­er Ansatz hätte mehr gebracht. Um das zu erkennen, braucht niemand die Sicht diverser Langthaler-Feindbilde­r zu übernehmen. Mag. Christoph H. Benedikter, 3512 Mautern

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