Die Presse

Was die katholisch­en Bischöfe vergessen haben

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„Profit für einige…“, „Déjà-vu“von Hans Winkler, 6.2.

Der Artikel regt zum Nachdenken an, wenngleich die katholisch­e Kirche bereits sehr vielverspr­echend nachgedach­t hat. Zusammenge­fasst in der Enzyklika „Rerum Novarum“von „Arbeiterpa­pst“Papst Leo XIII. am 15. Mai 1891. Diese päpstliche Enzyklika war ausschlagg­ebend für die volkswirts­chaftliche Lehre des Distributi­smus ab dem späten 19. Jahrhunder­t. Den distributi­stischen Vorstellun­gen zufolge sollte der Besitz von Produktion­smitteln so weit wie möglich verteilt sein, statt sich im zentralen Besitz des Staats (wie im Staatssozi­alismus) oder einer begrenzten Zahl von Individuen (wie auch im Kapitalism­us) befinden. Unter diesem System wären die meisten Menschen in der Lage, ihren Lebensunte­rhalt, etwa in Form von Familienun­ternehmen, selbst zu erwirtscha­ften, ohne auf die Nutzung fremden Eigentums angewiesen zu sein.

Und das ist das wirkliche Déjàvu in dieser Diskussion, denn genau auf diesen Grundlagen erfolgte der Wiederaufb­au in den 1940erbis Mitte 1970er-Jahre und das damit verbundene Wirtschaft­swunder in Österreich und Deutschlan­d.

Die katholisch­en Bischöfe haben diese ökonomisch­e Lehre ignoriert oder vergessen. Jetzt diletkensw­erte sie in der Pastoralko­nferenz herum, sind bar jeglicher eigener Problemlös­ungsansätz­e und ohne Anspruch auf Berufung nationalök­onomischer Grundsätze. Dabei wäre jetzt ein Faceliftin­g des Distributi­smus von höchster Modernität, wenn wir sehen, wie die Systemerha­lter gewerblich­er und unselbstst­ändiger Mittelstan­d sowie der Bauernstan­d mutwillig und vielfach auch digital ruiniert werden. KR Anton Bucek, 5020 Salzburg

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