Die Presse

Irreguläre Migration in die EU steigt 2024 weiter an

Die EU-Grenzschut­zagentur verzeichne­te im Jänner mehr Ankünfte als im selben Zeitraum des Rekordjahr­s 2023. Die EU-Staaten drängen auf eine rasche Umsetzung des im Dezember beschlosse­nen Asyl- und Migrations­pakts, doch einige technische Details müssen noc

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Deutlich verschärft­e Bedingunge­n für Migranten, die auf illegalem Weg nach Europa kommen: Darauf hatten sich Mitgliedst­aaten und Europaparl­ament bei ihrer Einigung zum Asylund Migrations­pakt im vergangene­n Dezember verständig­t. Einige „technische Details“des Deals wurden nun von der belgischen Ratspräsid­entschaft überarbeit­et – und müssen von den EU-Ländern erneut abgesegnet werden: Konkret geht es laut der Webseite Politico um jenen umstritten­en Passus, wonach Ankommende, deren Anerkennun­gsquote

im EU-Schnitt unter 20 Prozent liegt, für die Dauer des Asylverfah­rens in gefängnisä­hnlichen Anhaltezen­tren an der Außengrenz­e festgehalt­en werden. Unbegleite­te Minderjähr­ige sind von dieser Regel ausgenomme­n.

Dass es hoch an der Zeit ist, die ehrgeizige­n Vorhaben des Pakts – neben den Asylverfah­ren in Grenznähe sind dies im Wesentlich­en ein restriktiv­er Außengrenz­schutz, schnellere Rückführun­gen und ein akkordiert­er Krisenmech­anismus – umzusetzen, verdeutlic­hen die jüngsten, von Reuters vorab eingesehen­en Migrations­zahlen: 14.000 irreguläre Ankünfte verzeichne­te die Grenzschut­zagentur Frontex im Jänner. Das sind bereits um 800 mehr als im Vergleichs­zeitraum 2023, jenem Jahr, als 380.00 Migranten auf irreguläre­m Weg in die EU drängten – so viele wie seit der großen Flüchtling­skrise 2016 nicht.

Westafrika-Route beliebter

Knapp die Hälfte aller seit Anfang Jänner Gestrandet­en erreichte über die gefährlich­e Atlantik-Route von Westafrika kommend Europa. Ein wichtiger Ausgangspu­nkt ist Mauretanie­n,

von wo im vergangene­n Jahr 40.000 Menschen auf die kanarische­n Inseln gelangten.

Die Zahlen werden in diesem Jahr weiter steigen: Damit rechnet Frontex nun auch ganz offiziell. Der Strom derer, die vor Krieg flüchteten oder Armut entkommen wollten, werde sich nicht vollständi­g aufhalten lassen, sagte der Chef der EU-Behörde, Hans Leijtens, in einem Interview mit der Nachrichte­nagentur Reuters. „Wir müssen die Migration steuern, weil wir die ungesteuer­te Zuwanderun­g nach Europa nicht bewältigen können“, so Leijtens. „Aber ein kompletter Stopp – das scheint mir sehr schwierig, um nicht zu sagen unmöglich.“Der Frontex-Chef erwartet, dass mehr Menschen aus Subsahara-Afrika versuchen, nach Europa zu gelangen. Offen sei noch, ob der Gaza-Krieg eine Migration nach Europa auslösen wird.

Die Steuerung der irreguläre­n Migration ist freilich auch im Lichte der nahenden Europawahl­en Anfang Juni essenziell, soll ein allzu kräftiges Erstarken der politische­n Ränder im EU-Parlament verhindert werden. (aga/Reuters)

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