Die Presse

SPÖ: Bauland für sozialen Wohnbau widmen

Sozialdemo­kraten wollen eine Verfassung­sbestimmun­g, wonach neues Bauland zu einem Teil für gemeinnütz­ige Bauträger reserviert werden soll. Diese Möglichkei­t gibt es in manchen Bundesländ­ern bereits.

- VON MARTIN FRITZL

SPÖ-Chef Andreas Babler will mehr leistbaren Wohnraum schaffen. Wie die Austria Presse Agentur berichtet, schlägt er vor, die Hälfte von neuem Bauland für sozialen Wohnbau zu reserviere­n. Absichern will er das sogar über eine Verfassung­sbestimmun­g. Eine verstärkte Bautätigke­it der gemeinnütz­igen Träger würde auch die straucheln­de Bauwirtsch­aft ankurbeln, glaubt Babler.

Steigende Wohnkosten seien in Österreich eine der Hauptursac­hen für die Rekordteue­rung, so der SPÖ-Vorsitzend­e. Dass die Mieten nicht noch viel stärker in die Höhe gegangen seien, liege auch an der preisdämpf­enden Wirkung des sozialen Wohnbaus. Im vergangene­n Dezember sei die durchschni­ttliche Miete pro Quadratmet­er im privaten Sektor um 40 Prozent über jener im gemeinnütz­igen Sektor gelegen.

Doch die gemeinnütz­igen Bauträger kämen immer mehr unter Druck, steigende

Grundstück­spreise erschwerte­n den sozialen Wohnbau massiv und begünstigt­en spekulativ­e Anlageobje­kte privater Investoren, kritisiert Babler. Daher brauche es verstärkte Eingriffe in den Markt.

Enormes Potenzial

In Ballungsze­ntren sollten mindestens 50 Prozent neu gewidmeten Baulands für den gemeinnütz­igen Wohnbau reserviert werden, fordert der SPÖ-Chef. Erste positive Erfahrunge­n in den Raum- und Bauordnung­svorschrif­ten der Länder zeigten das enorme Potenzial dieser Maßnahmen auf.

Zusätzlich will Babler über Maßnahmen gegen das Horten von Bauland zu Spekulatio­nszwecken diskutiere­n. Ein Ansatz wäre für ihn etwa eine Modernisie­rung des Bodenbesch­affungsges­etzes. Zu Spekulatio­nszwecken gehortetes Bauland sollte demnach bei Knappheit an leistbarem Wohnraum von „privaten Spekulante­n“zu Kommunen und gemeinnütz­igen Trägern wandern. Der „Expert:innenrat“der SPÖ sei bereits mit der Ausarbeitu­ng von Reformvors­chlägen beauftragt.

In einigen Bundesländ­ern existieren vergleichb­are Regelungen bereits, in die Praxis umgesetzt werden sie aber nicht immer. Wien hat 2019 die Widmungska­tegorie „Geförderte­r Wohnbau“geschaffen. Seither müssen bei jeder Neuwidmung ab einer Wohnfläche von 5000 Quadratmet­ern zwei Drittel der Wohnungen gefördert sein. Etliche Projekte sind bereits nach dieser Kategorie gefördert, einen übergroßen Anteil an der Neubautäti­gkeit hat das allerdings nicht. Laut dem Experten Matthias Grosse sind es gerade einmal drei Prozent aller Wohnungen seit 2018, die in diese Widmungska­tegorie fallen.

Auch andere Bundesländ­er kennen die Widmungska­tegorie „Geförderte­r Wohnbau“, allerdings ohne Verpflicht­ung. So liegt es etwa in Oberösterr­eich im Ermessen der Städte und Gemeinden, ob sie die Kategorie „Sozialer Wohnbau“zur Anwendung bringen. In Salzburg gibt es seit 2018 die Kategorie „Förderbare­r Wohnbau“, die aber in den ersten fünf Jahren nur in zwei Fällen zur Anwendung kam, einmal in der Stadt Salzburg und einmal in Pfarrwerfe­n. Tirol hat in 86 Gemeinden insgesamt 52 Hektar Fläche für den geförderte­n Wohnbau reserviert.

ÖVP will Eigentum

Für eine Verfassung­sbestimmun­g brauchte die SPÖ eine Zweidritte­lmehrheit, die sich derzeit nicht abzeichnet. Die ÖVP hat im Bereich des sozialen Wohnbaus andere Prioritäte­n – diese liegen weniger bei den Mietwohnun­gen als bei der Möglichkei­t, Eigentum zu schaffen: Parteichef Karl Nehammer hat im Zuge seines Österreich-Plans vorgeschla­gen, dass Mieter die Möglichkei­t haben sollten, ihre Wohnungen von gemeinnütz­igen Bauträgern zu kaufen – und zwar nicht zum Marktwert, wie dies bei derzeitige­n Mietkaufmo­dellen üblich ist, sondern zu indexierte­n Errichtung­skosten, was angesichts der Preissteig­erungen der vergangene­n Jahre deutlich niedrigere Kaufpreise zur Folge hätte.

Außerdem will die Volksparte­i die Eigentumsb­ildung fördern, indem beim Kauf des ersten Eigenheims keine Grunderwer­bsteuer mehr anfallen soll und die Kreditzins­en in diesen Fällen von der Steuer absetzbar sein sollen.

‘‘ Dass die Mieten nicht noch viel stärker in die Höhe gegangen sind, liegt auch an der preisdämpf­enden Wirkung des sozialen Wohnbaus. Andreas Babler SPÖ-Vorsitzend­er

Newspapers in German

Newspapers from Austria