Ein Aufrührer in der Küche
Der Mann mag ein Faible für Obst gehabt haben – zwei Fruchtsorten sind jedenfalls mit ihm und jeweils einem Gericht in Verbindung zu bringen. Dass er sich schon früh fürs Kochen interessierte, war seiner Großmutter zu verdanken, sie brachte ihm die Grundlagen bei. Mit 13 Jahren ging er bei seinem Onkel in die Restaurantfachlehre. Als er ausgelernt hatte, trat er eine Stelle in einem Hotel in einem Küstenort an, nur wenig später wurde er Chefkoch. Da ihm an der Küste aber die Welt zu klein wurde, wagte er den Sprung in die Hauptstadt, wo er in einer Küche erst für alle Brat-, Pfannen- und Frittiergerichte verantwortlich war, später für die Saucen.
Dann schien es vorbei zu sein mit der guten Zeit – er geriet während des Deutsch-Französischen Kriegs in Gefangenschaft. Doch er hatte Glück im Unglück: Auch in dieser Situation retteten ihn seine Kochkünste. In einer deutschen Stadt werkte er fortan im „Kurhaus“, wo auch ein französischer General Kriegsgefangener war; dieser sollte später Präsident Frankreichs werden. Wieder in Freiheit, verbrachte der Koch einige Zeit in London, wo er die erwähnten Gerichte mit Obst kreierte.
In einem Londoner Hotelrestaurant schließlich war ein junger Asiate als Küchengehilfe angestellt, der gekommen war, um etwas gegen die Kolonialherrscher in seinem Land zu unternehmen. Geboren in die ärmere Bevölkerungsschicht, hatte er früh die Herrschaftsverteilung als unrechtmäßig empfunden; er war ein sehr guter Schüler und sehr wissbegierig – kein Wunder, sein Vater war konfuzianischer Gelehrter. Als Bauern begannen, gegen die hohen Steuern und widrigen Lebensumstände unter dem Kolonialregime zu demonstrieren, versuchte sich der junge Mann als Vermittler, weil er Französisch beherrschte – dieser Einsatz als „Aufrührer“hatte aber seinen Schulausschluss zur Folge.
Da der Koch, der ein Buch verfasste, das bis heute als Standardwerk gilt, 1935 starb, erfuhr er gar nicht mehr, dass derjenige, den er einst unter sich hatte werken lassen, auch einmal Präsident und weltweit bekannt werden sollte . . .