Gemütlich geht’s am besten
Wer rund um Leutasch und Seefeld viel wandert, muss auch gut essen. Die Region trägt das Umweltzeichen.
Die Stille im Tal wird nur gestört vom Knirschen der Schritte im Schnee. Das Glitzern der Schneedecke wird nur verdunkelt vom Schatten, den die Berge im Tagesverlauf immer länger werfen. Und das bewusste Naturerlebnis wird unterbrochen von der Einkehr in die Gasthäuser und Almhütten. Die Region Seefeld hat sich sanftem Wintersport – dem Winterwandern und Langlaufen – ebenso wie dem kulinarischen Genuss verschrieben.
Umweltzeichen seit Vorjahr
Skischaukeln mit kilometerweiten Abfahrten sucht man auf dem sogenannten Tiroler Hochplateau vergeblich, das Ausmaß der fünf kleinen Skigebiete klingt mit 26 Pistenkilometern recht entspannt. Hier setzt man bereits seit den 1960erJahren auf ein breiteres, sanftes Winterwanderangebot. Zum einen mit 142 Kilometern präparierten, gesicherten Wegen zwischen den Orten Leutasch, Mösern, Reith, Scharnitz und Seefeld. Zum anderen erstreckt sich dort ein Netz aus 245 Loipenkilometern für alle Leistungsstufen.
Nachhaltiger Tourismus findet hier im Einklang mit den Einheimischen statt, gemeinsam setzt man auf klimafreundliches Wirtschaften mit umweltfreundlichen Produkten und ebensolchen Dienstleistungen. Dafür wurde die Region Seefeld im Sommer 2023 mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Tourismusdestinationen zertifiziert. Umweltbewusste Mobilität wird hier schon lang gelebt: Den Gästen wird die öffentliche Anreise mit Anreizen wie etwa einem speziellen Gepäckservice oder mit Gästekarten als Bahntickets schmackhaft gemacht.
Wenn man von Leutasch in Richtung der deutschen Grenze nach Unterkirchen startet, hat man bald den Eindruck, als könnte man auf dem Hochplateau endlos dahinwandern. In dem 16 Kilometer langen Leutaschtal geht’s durch Alleen hindurch, an der Leutascher Ache entlang oder über sonnenreiche Lichtungen. Immer hat man das Wettersteingebirge und den Naturpark Karwendel im Blick. Markant unter den umgebenden Bergen sticht die Hohe Munde (2662 m) hervor.
Alte Sorten, neuer Spirit
Zur Stärkung unterwegs liegt das Gasthaus Brücke optimal, sprich direkt an der Loipe und am Wanderweg entlang des Flusses. Walter Schweigl zaubert hier gemeinsam mit seinem Vater, Franz, unter dem Motto „Genuss am Fluss“aus Köstlichkeiten von den umliegenden Produzenten und seinem selbst angebauten und eingelegten Gemüse herzhafte Tiroler Gerichte. Auf der Speisekarte finden sich ab und zu auch Kimchistrudel oder georgische Teigtaschen, die er mit einer regionalen Note versieht.
Der 29-jährige Gastronom hat einiges exotisches Gemüse, wie Ingwergurken oder Litschitomaten, im Garten. Er hatte sich eine IsariaDrillmaschine aus den 1960ern angeschafft und 2021 bei einem landwirtschaftlichen Projekt teilgenommen, mit dem Ziel, alte regionale Getreidesorten wie Tiroler Sommerroggen und Mittelfrühen Kolbenbinkel auszusäen. Mit Letzterem bereitet er auch seinen Kaiseroder köstlichen Schwarzbeerenschmarrn zu. Die Familie Schweigl arbeitet daran, die Gäste zu hundert Prozent aus eigener Landwirtschaft verköstigen zu können.
Frisch gestärkt geht es wieder zurück nach Leutasch. Wer nicht den ganzen Weg von rund acht Kilometern zurückmarschieren will, fährt zwei oder drei Stationen mit dem Bus und wird auf den letzten Kilometern wieder aktiv. Kurz vor dem Ziel lockt, wie oft hier direkt an der Loipe und am Wanderweg, eine Einkehr. Poli’s Hütte im Leutascher
Ortsteil Gasse ist ein nettes Sonnenplatzerl für feinen Kuchen und Kaffee. Mit der heißen Marille, einem Marillenshot mit Schlagobershaube, wandert es sich danach ebenso ein wenig leichter.
Fisch aus dem Loch im Eis
Fast alle guten Gastronomiebetriebe in der Region beziehen ihren Fisch von Thomas Angerer. Auf 1123 Metern Seehöhe finden sich rund um den Weidachsee beste Bedingungen für die Zucht von Regenbogenund Bachforellen sowie von Saiblingen. Der ehemalige Tierarzt züchtet nicht nur, sondern bietet in einem kleinen Shop auch Fisch zum Mitnehmen an. Fischer können am See überdies die Technik des Eisfischens ausprobieren. Auch für Nichtfischer ist die Hütte am idyllischen kleinen See ein netter Ausflugstipp für einen Kaffeestopp.
Andreas Neuner vom Gasthof Kühtaierhof bereitet die Fische frisch zu – einfach in einer Pfanne mit den auf dem Hochplateau gezüchteten Erdäpfeln der Sorte Blaue Anneliese. Von seinem Gasthof kann man auf einer kleineren oder größeren Spazierrunde rund um Leutasch an vielen regionalen Produzenten vorbeiwandern. Hier gibt es kleine Hofläden und Köstlichkeiten, die einen an die Winteridylle erinnern, wenn man schon längst wieder zu Hause ist.