Die USA importierten 2023 so viel Uran aus Russland wie nie
Handel. Jenseits von Uran ging das Geschäft zwischen den geopolitischen Rivalen zuletzt massiv zurück. Wie und mit wem handelt Russland heute?
Geopolitisch befinden sich Russland und die Vereinigten Staaten in einem Clinch wie seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr. Und auch der bilaterale Handelsaustausch wurde seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine massiv zurückgefahren. Aber in einzelnen Produktgruppen geht das Geschäft doch weiter. Und bei Uran läuft es plötzlich überhaupt so gut wie nie zuvor.
Wie die zum US-Handelsministerium gehörende Statistikbehörde Census Bureau ausweist, wurden im Vorjahr 701,8 Tonnen angereicherten Urans im Wert von 1,19 Milliarden Dollar in Russland eingekauft. Das ist ein Rekordwert seit Beginn der Käufe Anfang der 1990er-Jahre. Im Jahr 2022 betrug der Wert 830 Millionen Dollar. Über die aktuelle Statistik hat am Donnerstag zuerst das russische Wirtschaftsmedium RBC berichtet.
Insgesamt haben die USA den Import aus Russland seit Kriegsbeginn freilich extrem zurückgefahren – konkret von 14,44 Milliarden Dollar 2022 auf 4,57 Mrd. Dollar 2023. Hintergrund war eine ganze Reihe von westlichen Sanktionen, bei denen die USA federführend waren. So hat die Regierung in Washington den Import von Öl, Diamanten und Meeresprodukten umgehend verboten. Die Einfuhr von atomarem Brennstoff, Mineraldünger und Metallen der Platingruppe hat sie jedoch ausgenommen.
Stellenweise auf Russland angewiesen
Vor dem angereicherten Uran ist die größte Produktgruppe beim US-Import aus Russland denn auch Mineraldünger, wobei hier der Kaufwert 2023 im Jahresvergleich von 1,75 Mrd. Dollar auf 1,35 Milliarden zurückging. Und auf Platz drei liegt nicht verarbeitetes Palladium im Wert von 1,08 Milliarden Dollar, nachdem es 2022 noch 1,35 Milliarden Dollar gewesen waren.
Was den Export aus den USA nach Russland betrifft, so ist dieser im Vorjahr auf mickrige 597 Millionen Dollar eingebrochen, nachdem er 2022 immerhin noch 1,66 Mrd. Dollar betragen hatte. Hauptproduktgruppen waren hier pharmazeutische Erzeugnisse und Medizintechnik.
Dass die USA bei manchen Produkten – wie jetzt ersichtlich Uran – auf Russland angewiesen ist, hatte sich gerade auch in den drei Jahren vor Beginn des Ukraine-Kriegs gezeigt. Damals importierten die USA so viel russisches Öl wie noch nie. Der Grund war, dass die USA damals Venezuela mit Sanktionen belegt hatten. Weil russisches Öl aber hinsichtlich seiner Eigenschaft ähnlich dem Öl aus Venezuela ist, wurde es als Ersatz in großen Volumina importiert. Im Jahr 2021 deckten die Ölimporte aus Russland bereits 7,9 Prozent der gesamten US-Ölimporte. Inzwischen haben die USA die Sanktionen gegen Venezuela wieder gelockert.
Europa verliert an Stellenwert
Was den bilateralen Handel mit Russland betrifft, so lagen die USA freilich traditionell immer weit hinter den europäischen Staaten zurück, die alle postsowjetischen Jahre über Russlands Haupthandelspartner waren. Zwar ging das Handelsvolumen zwischen der EU und Russland schon seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 sukzessive zurück – von 393 Milliarden Dollar im Jahr 2013 auf 192,3 Milliarden im Jahr 2020. Aber selbst mit diesem Volumen kam die EU auf 34 Prozent des gesamten russischen Handelsvolumens und war mit Abstand der größte Handelspartner Russlands.
Den wirklichen Einschnitt brachten der Ukraine-Krieg und die folgenden Sanktionen, die die gesamte Handelsstruktur fundamental veränderten, weil Russland einen epochalen und radikalen Schwenk von Europa weg Richtung China vollzog. Europa seinerseits beschränkte die Importe von russischem Öl und Gas vor allem 2023 radikal und schwenkte gerade bei Gas auf eine neue Abhängigkeit von US-Flüssiggas um.
China überflügelt alle
Derweil stieg Russlands bilaterales Handelsvolumen mit China bereits im ersten Jahr des Krieges rapide an und 2023 dann nochmals um 26,3 Prozent auf einen Rekordwert von 240,11 Milliarden Dollar. Der Anteil Chinas am russischen Außenhandel hat sich binnen weniger Jahre auf nunmehr 32 Prozent verdoppelt. China kauft in Russland vor allem Öl und andere Rohstoffe ein und exportiert dorthin Waren aller Art. Am augenfälligsten dabei ist, dass inzwischen auch chinesische Autos den russischen Markt zuungunsten westlicher Autobauer erobern.