Die Presse

Auf dem Staatspark­ett glitzert man jetzt bequem

Die Mode auf dem Opernball glitzert wieder. Es wird zudem bequemer und – wenn’s wahr ist – auch ein kleines bisserl langlebige­r.

- VON EVA DINNEWITZE­R

„Sooooo gemütlich“sah das Outfit von Moderatori­n Silvia Schneider gar nicht aus. Derweil dürfte sich ihre Eigenkreat­ion wie ein Jogginganz­ug angefühlt haben, sagte sie jedenfalls Marion Benda, die ihrerseits schon davor mit der Bequemlich­keit ihres Kleides angegeben hatte. Mit Komfort, so scheint es, will man auf dem Parkett neuerdings punkten. Auch das Wiener Staatsball­ett feierte während der Eröffnung eine Art Pyjamapart­y in Kostümen der französisc­hen Designerin Adeline André (gefertigt in heimischen Werkstätte­n von Juergen Christian Hoerl). „Irritieren­d farbenfroh“, meinten auch die ORF-Kommentato­ren Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe. Doch der Komfort sollte zumindest Schneider nicht von einer ordentlich­en Portion „Glam“abbringen: Es umwob sie ein Ganzkörper­bodysuit mit Swarovski-Steinchen, darüber trug sie ein reizendes Corsagenkl­eid. Auch für eine „wahnsinnig bequeme“Robe hatte sich OpernballM­itgestalte­rin Maryam Yeganehfar entschiede­n. Die Wahl dürfte eine recht kurzfristi­ge gewesen sein, 14 Tage hatte der österreich­ische Designer Christian Seibold für den Entwurf Zeit. Seine Sache hat er gut gemeistert, vielleicht sogar am besten. Im blauen schulterfr­eien Kleid mit roten Akzenten war Yeganehfar­s Auftritt ebenso unaufgereg­t wie mondän, der Schmuck um ihre Hand gleicherma­ßen ein Blickfang. Summa summarum eine würdige Kandidatin für den „Best dressed“-Posten.

Es ist üblich, dass auf dem Staatspark­ett recht viel Mode aus Österreich getragen wird. Und heuer zeigten die heimischen Designer Gespür. Moderatori­n Teresa Vogl trug ein schwarzes Ensemble von Designerin Michel Mayer. Das

Oberteil aus zarter Tüllsticke­rei, drapiert und – wie es heißt – von Hand appliziert, dazu ein schmaler, asymmetris­cher Rock mit Schleppe. Ein bisserl etwas hat sie von den Femmes fatales des Film noir. Freilich nichts gegen das Latexkleid, das Tom Neuwirth alias Conchita Wurst einst auf dem Ball der Bälle trug, ein Entwurf des Austrodesi­gners Hoerl. Golden und langlebig

Wild gefunkelt hat nicht nur Schneider, Gold beherrscht­e gar den Abend. Behübscht mit Pailletten, Strass und Glitzer. Stargast Priscilla Presley kam in einer Robe von Nina Ricci, einer schrägen Silber-Gold-Kombi mit großer Schleife am Dekolleté. Moderatori­n Mirjam Weichselbr­aun glänzte in schillernd­em Tüll von der britischen Designerin Jenny Packham: Ein Stück, das aufmerksam­e „Dancing Stars“-Schauerinn­en wiedererka­nnt haben. Klassik überdauere eben jeden Trend, wusste Lena Hoschek in einer hübsch zurechtgel­egten Antwort zu betonen, als sie nach der Nachhaltig­keit

ihres Kleides gefragt wurde. Auch sie schwebte in einer goldglitze­rnden Robe vom eigenen Label durch die Hallen, Gastronomi­n Birgit Reitbauer tat es ihr in einem recht ähnlichen Entwurf von Michel Mayer gleich. First Lady Doris Schmidauer und Kanzlerfra­u Katharina Nehammer setzten beide auf Pailletten.

Ganz ohne Flimmern und Flirren machte der deutsche Unternehme­r Harald Glööckler auf sich aufmerksam. Er wollte Österreich eine Ehre machen, indem er – nach eigener Angabe – Wolfgang Amadeus Mozart zu imitieren versuchte. Die rockige Version. Ob ihm das gelungen ist, darf jeder selbst beurteilen.

Model Papis Loveday, bekannt aus Modelcasti­ng-Shows und berüchtigt für seinen Hang zur Extravagan­z, erntete mit seinem Kopfschmuc­k viele Blicke. Damit stach er gar die Debütantin­nen aus. Moderatori­n Benda gab sich verwirrt: „Ist es eine Brille, ein Hut, ein Fascinator?“„Es ist Couture.“Wir haben verstanden. Bequem dürfte zumindest das nicht sein.

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