Ein Ex-Fußballstar auf Mission für Afrika
Der Ivorer Didier Drogba hat seinerzeit als Stürmer große Titel gewonnen. Nun will er der Welt das wirtschaftliche Potenzial Afrikas zeigen und Investoren auf den Kontinent locken.
Als Stürmer war es sein Ziel, zu gewinnen. Mit dem englischen Hauptstadtklub Chelsea holte Didier Drogba 2012 sogar die Champions League, den wichtigsten Titel im Vereinsfußball. Heute sucht der Ivorer nicht mehr den Sieg, sondern den Ausgleich. Und zwar zwischen internationalen Investoren und den Unternehmen und Menschen in seiner Heimat: „Ich habe es als Stürmer nicht nur geliebt, Tore zu schießen, sondern auch, Assists zu geben. Vielleicht ist es mir in Wien gelungen, österreichischen Unternehmen einen Assist zu geben, in Côte d’Ivoire oder einem anderen afrikanischen Land zu investieren“, sagte Drogba im Rahmen des Africa Day der Wirtschaftskammer Ende Jänner.
Dass seine Bekanntheit dem ExFußballer auch in der Wirtschaftswelt Brücken bauen kann, war bei dem alljährlichen WKO-Event spürbar. Während des Pressegesprächs in kleiner Runde, an dem auch „Die Presse“teilnahm, bildete sich vor der Tür eine Traube an Menschen, die auf einen kurzen Wortwechsel oder zumindest ein Selfie mit Drogba hofften. Und dass er willens ist, seinen Namen auch für Zwecke außerhalb des Sports in die Waagschale zu werfen, hat der Ivorer auch als aktiver Fußballer schon bewiesen. 2005 ergriff der Angreifer nach einem WM-Qualifikationsspiel das Mikrofon und forderte die Bürgerkriegsparteien in seinem Heimatland auf, die Waffen niederzulegen – was diese dann zumindest für kurze Zeit auch taten.
Arbeit oder Migrationskrise
„Die Bevölkerung des Kontinents wird auf über zwei Milliarden Menschen anwachsen, ein Großteil dieser Menschen wird jung sein. Wir müssen sicherstellen, dass diese Menschen Arbeit haben“, fordert Drogba und warnt: „Sonst wird die Migrationskrise nur schlimmer werden.“Klar ist für den heute 45-Jährigen, der die Fußballschuhe 2018 an den Nagel gehängt hat, dass die wirtschaftlichen Beziehungen mit den afrikanischen Staaten auf Augenhöhe passieren müssen. Ob China, Europa oder die USA: Jeder habe seinen Platz in Afrika, dürfe aber nicht bloß kommen, um die reichen Rohstoffe des Kontinents auszubeuten, anderswo zu verarbeiten und den Afrikanern dann teuer zu verkaufen. „Es muss schon eine Win-win-Situation für alle sein“, fordert der Ivorer.
Drogba selbst hat vor vielen Jahren in eine Goldmine in seiner Heimat investiert. Auch einfach deshalb, weil er zeigen wollte, welche Möglichkeiten es gibt. Das Investment laufe gut, gibt er zu. Aber der Bergbausektor sei nur eine von vielen spannenden Investitionsmöglichkeiten in Côte d’Ivoire. Als Veranstalter des Afrika-Cups, der derzeit in Drogbas Heimat stattfindet und bei dem Côte d’Ivoire im Finale steht, könne man der Welt das touristische Potenzial des Landes zeigen. Auch der Agrarsektor in dem Land ist groß. Wobei aktuell noch zu wenige Agrarrohstoffe im Land verarbeitet würden, wie Drogba betont. In der Infrastruktur- und Energiewirtschaft sieht der Ex-Fußballer großes Potenzial auf dem
Kontinent. Und auch der in Europa riesige Sportsektor stehe überall in Afrika erst am Anfang.
Afrika ist kein Land
Damit nachhaltige und faire Wirtschaftsbeziehungen zwischen Europa und den Ländern Afrikas entstehen können, müsse sich auch das verbreitete Afrikabild ein Stück weit ändern, fordert Drogba. Man müssen aufhören, Afrika zu pauschalisieren. „Wenn Frankreich die Fußballweltmeisterschaft gewinnt, sagt ja auch niemand, Europa hat gewonnen. Afrika ist extrem divers, der Kontinent besteht aus mehr als 50 Ländern. Und die müssen wir beim Namen nennen.“Auch weil mit einem zu generalisierenden Afrika-Bild letztlich die vielen ganz unterschiedlichen Wirtschaftspotenziale der einzelnen Länder weniger sichtbar sind.
Drogba rührt nicht nur die Werbetrommel für Business in Afrika, er leistet in seinem Heimatland mit der Didier Drogba Foundation auch Entwicklungshilfe. Geld fließt beispielsweise in Schulen und mobile Gesundheitsdienste. Er selbst kam als Kind nach Frankreich und besitzt auch die französische Staatsbürgerschaft, seit einigen Jahren lebt er mit seiner Familie aber wieder in Côte d’Ivoire.
Afrika wird immer wichtiger
Die WKO plant in Drogbas Heimat eine Präsenz, weil dort auch der Sitz der afrikanischen Entwicklungsbank ist. Und die ist ein wichtiger Financier auf dem Kontinent angesichts der vielfach überschuldeten Staaten, deren Institutionen zudem oft nicht stark genug ausgebaut sind, um Einnahmen durch Besteuerung zu generieren. Als Markt ist Afrika für Österreichs Exporteure noch vergleichsweise klein, die Ausfuhren konzentrieren sich auf einige wenige Länder wie Südafrika, Ägypten und Marokko.
Und auch da Afrika die nach Südostasien am schnellsten wachsende Makroregion ist und der Kontinent mit der afrikanischen Freihandelszone zu einem großen Markt zusammenwachsen will, schaut Österreichs Exportwirtschaft vermehrt auf den Kontinent südlich des Mittelmeers.