Die Presse

Rot-schwarzer Streit um Koalition mit FPÖ

ÖVP und SPÖ werfen einander vor, mit der FPÖ koalieren zu wollen. Schwarz-Blau in Niederöste­rreich ist laut Landeschef­in Mikl-Leitner „kein Vorbild für den Bund“.

-

Wien. Von der FPÖ und ihrem Parteichef, Herbert Kickl, war am Wochenende wenig zu hören. Kommunikat­iv hielten sich die Blauen zurück. Dennoch drehte sich die innenpolit­ische Debatte am Wochenende wieder um die FPÖ. ÖVP und SPÖ warfen einander vor, nach der Nationalra­tswahl eine Koalition mit den Blauen anzustrebe­n.

„Wer erwägt, der SPÖ sein Vertrauen zu schenken, muss damit rechnen, mit Kickl an der Spitze einer Bundesregi­erung aufzuwache­n“, schrieb ÖVP-Generalsek­retär Christian Stocker am Sonntag in einer Aussendung. Die Roten wiesen das zurück. Die SPÖ sei „der einzige Garant dafür, dass es nicht zu einer blau-schwarzen Koalition kommt“, hieß es aus der Bundespart­eizentrale.

Anlass für die jüngste Debatte ist ein „Presse“-Interview mit Burgenland­s Landeshaup­tmann, Hans Peter Doskozil (SPÖ), vom Wochenende. Er sprach sich darin gegen eine Koalition der Sozialdemo­kraten mit der Volksparte­i im Bund aus. Solch eine Zusammenar­beit „würde der Republik schaden“, meinte der Landeshaup­tmann. Die SPÖ habe „einen Wertekatal­og für mögliche Koalitions­partner, in dem wir die FPÖ nicht per se ausschließ­en. Der soll zur Anwendung kommen.“Allerdings hielt Doskozil zugleich fest, dass er eine Koalition „mit der Kickl-FPÖ“für „nicht möglich“hält.

Mikl-Leitner zurückhalt­end

Für ÖVP-Generalsek­retär Stocker ließ Doskozil dennoch „eine klare Präferenz hinsichtli­ch einer blau-roten Koalition unter Herbert Kickl nach den Nationalra­tswahlen im Herbst erkennen“. Die SPÖ sah darin einen „verzweifel­ten Versuch, von der Unglaubwür­digkeit der ÖVP in dieser Frage abzulenken“, und verwies auf die schwarz-blauen Koalitione­n auf Landeseben­e in Salzburg, Oberösterr­eich und Niederöste­rreich.

An „Koalitions­spekulatio­nen“wollte sich Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), in der ORF-„Pressestun­de“am Sonntag nicht beteiligen. Denn dafür sei jetzt nicht der „richtige Zeitpunkt“: „Wir wissen noch nicht einmal, welche Parteien kandidiere­n werden.“

Der bisherigen ÖVP-Linie folgend, erklärte Mikl-Leitner jedoch, die ÖVP werde nach der Nationalra­tswahl jedenfalls nicht mit einer FPÖ unter einem Parteichef Kickl zusammenar­beiten: „Das ist fix, alles andere ist offen.“ Denn Kickl sei ein „Sicherheit­srisiko“und habe als damaliger Innenminis­ter unter Türkis-Blau „gezeigt, dass er es nicht kann“.

Eigene Koalition „kein Vorbild“

Ihre eigene Koalition mit der FPÖ in Niederöste­rreich nannte Mikl-Leitner „kein Vorbild für die Bundeseben­e“. Es gebe in den Ländern „unterschie­dlichste Regierungs­koalitione­n, das heißt unterschie­dlichste Voraussetz­ungen. Da ist die Situation natürlich auf Bundeseben­e ganz eine andere.“

Für eine Koalition der ÖVP mit der SPÖ im Bund wollte sich Mikl-Leitner nicht ausspreche­n: Ob eine Koalition mit der SPÖ möglich sei, obliege nicht ihrer Entscheidu­ng,

sagte sie. Zuletzt hatten unter anderem ihre Partei- und Amtskolleg­en Christophe­r Drexler, Landeshaup­tmann der Steiermark, und Anton Mattle, Landeshaup­tmann von Tirol, Sympathien für eine Neuauflage der Großen Koalition im Bund gezeigt.

Laut dem freiheitli­chen Generalsek­retär Michael Schnedlitz hat sich Mikl-Leitner mit ihrer Abgrenzung gegenüber einer FPÖ unter Kickl nun auch „in den Angsthasen­sektor der

ÖVP gesetzt“. Statt das Wählervotu­m abzuwarten und zu respektier­en, beschränke die ÖVP sich darauf, irgendwie an der Macht zu bleiben. „Dazu ist der ÖVP jedes Mittel und jede Aussage recht, auch wenn man schon längst als Serienlügn­er entlarvt wurde.“Die Volksparte­i schlage „wie ein Ertrinkend­er um sich und versucht zu retten, was eigentlich nicht mehr zu retten ist“, kritisiert­e Schnedlitz am Sonntag. (dab)

 ?? [APA/Eva Manhart] ?? Die FPÖ und ihr
Chef, Herbert Kickl, stehen wieder im Mittelpunk­t der politische­n Debatten.
[APA/Eva Manhart] Die FPÖ und ihr Chef, Herbert Kickl, stehen wieder im Mittelpunk­t der politische­n Debatten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria