Die Presse

Wie gefährlich sind Bitcoin-Wale?

Der Grayscale-Fonds verwaltete 600.000 Bitcoin. Als er mit Abflüssen zu kämpfen hatte, fiel der Bitcoin-Preis.

- VON BEATE LAMMER

Am 11. Jänner jubelte die Bitcoin-Welt: Die USA ließen Bitcoin-ETFs (Fonds) zu. Nun würde der Bitcoin-Preis wohl steigen, dachten viele. Dieser fiel dann aber: Denn ein Wal – so nennt man Inhaber von 1000 Bitcoin oder mehr – verkaufte in großem Stil.

Der Grayscale Bitcoin Trust, ein Treuhandfo­nds, der 600.000 Bitcoin verwahrte, war in einen ETF umgewandel­t worden. Darauf hatten mehrere Hedgefonds spekuliert und Grayscale-Anteile, die lange Zeit mit einem Abschlag zum Bitcoin-Preis gehandelt wurden, gekauft, um sie nach der ETF-Umwandlung,

wenn die preisliche Lücke geschlosse­n wäre, wieder zu verkaufen. Dieses Kalkül ging auf, und die Hedgefonds zogen ihre Gelder ab. Der Grayscale-Fonds musste Bitcoin verkaufen. Seine Bestände schrumpfte­n um 125.000 Bitcoin. Ein Teil dürfte nur umgeschich­tet worden sein, und die anderen ETFs hatten höhere Zuflüsse als Grayscale Abflüsse, dennoch schlugen die Verkäufe Wellen.

Mehr als 2000 Wale

Was die Frage aufwirft: Welche Bitcoin-Wale gibt es sonst noch? Dazu ist zu sagen: Genau weiß man das nicht. Auf der Website von bitinfocha­rts.com kann man einsehen, wie viele Bitcoin auf den zehn größten Adressen liegen: Auf einer Adresse liegen 248.597 Bitcoin im Wert von 10,7 Mrd. Dollar; diese gehören der Krypto-Plattform Binance, damit indirekt wohl vielen Eigentümer­n. Auf einer anderen Adresse liegen 204.010 Bitcoin im Wert von 8,8 Mrd. Dollar im Besitz der Plattform Bitfinex.

Bei einigen gut bestückten Adressen weiß man nicht, wer dahinterst­eht. Indes kann eine Adresse mehreren Menschen gehören, zugleich kann eine Person Zugriff auf mehrere Adressen haben. So soll Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto mit mehreren Adressen über insgesamt eine Million Bitcoin (43 Mrd. Dollar) verfügen. Bewegt hat er diese Bestände seit Jahren nicht. Vielleicht hat er keinen Zugang mehr, vielleicht hat er sich, wie angekündig­t, anderen Dingen zugewandt. Würde er wieder auftauchen und seine Bitcoin verkaufen, täte das Bitcoin wohl nicht gut. Doch je länger Satoshi nichts von sich hören lässt, umso weniger wahrschein­lich wird das. Weitere Wale (wenn auch kleinere) sind die Mark-Zuckerberg­Gegner Cameron und Tyler Winklevoss, Coinbase-Chef Brian Armstrong oder Micro-Strategy-Gründer Michael Saylor. Insgesamt gibt es laut Bitinfocha­rt mehr als 2000 Wale (Adressen).

Das Software-Unternehme­n Micro Strategy ist mit 190.000 Bitcoin das bitcoinrei­chste Unternehme­n. Reichstes Land sind wohl die USA mit mehr als 200.000 Bitcoin, die die Behörden beschlagna­hmt haben.

AUF EINEN BLICK

21 Millionen Bitcoin gibt es insgesamt, 19,62 Mio. wurden bereits geschürft. Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto soll über eine Million Bitcoin verfügen, wobei unklar ist, ob er noch Zugang hat. Reichstes Unternehme­n ist Micro Strategy mit fast 190.000 Bitcoin.

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