Ein Diwan für die Ewigkeit
Marina Janda entwirft Stoffe, inspiriert von der Wiener Moderne. Mit Interior-Designerin Sabine Klinglmair lässt sie nun den Diwan wieder aufleben.
Heute nennt man ihn oft „Daybed“, auch wenn sein alter Name wesentlich würdevoller ist und viel mehr Assoziationen weckt: der Diwan.
Dass dieses Möbelstück, ein elegantes, nun, Tagesbett, irgendwann aus der Mode gekommen ist, fanden die Eventplanerin Marina Janda und die InteriorDesignerin Sabine Klinglmair schade. Und zwar unabhängig voneinander. Janda hat einen persönlichen Bezug zum Diwan, „weil mein Opa immer sein Mittagsschlaferl auf einem Diwan auf der Loggia macht“.
Auch Klinglmair, die im vierten Bezirk in ihrer „Interior-Werkstatt“mit ihrem Team alte Möbel restauriert, aber auch neue entwirft, „hatte das Bedürfnis, dieses Möbelstück wieder aufleben zu lassen“. Sie recherchierte, wie Diwans früher gebaut wurden und ausgesehen haben, woraus ihre Matratzen bestanden (aus Rosshaar nämlich, „das wurde früher überhaupt viel verwendet, auch in den Wiener Krankenhäusern, weil es antiseptisch ist und sich keine Hausstaubmilben einlagern“) – und tüftelte an einem Prototypen.
Und dann lernten – in der Klimt-Villa in Hietzing, in der der Maler sein letztes Atelier hatte – die beiden Frauen einander über einen gemeinsamen Freund kennen, „und es war nach kurzem Small Talk ein berufliches Perfect Match“, erzählt Janda.
Hoffmann bis Flöge
Denn auch Janda war zu diesem Zeitpunkt schon nebenberuflich kreativ tätig. Mit ihrem Label Klimt Deluxe lässt sie die Wiener Moderne hochleben, wenn auch zeitgenössisch interpretiert: mit Stoffen, die nicht nur von den Signets von Gustav Klimt inspiriert sind, sondern etwa auch von Wiener-Werkstätten-Mitgründer Josef Hoffmann und Emilia Flöge, die „oft nur als Klimts Muse gesehen wird – aber sie war die erste Modedesignerin Wiens“, wie Janda sagt. Genäht werden die Stoffe, die man als Meterware kaufen kann, in einem Familienbetrieb in Oberösterreich, es gibt aber auch Kimonos und Polsterbezüge.
Und nun findet man die Klimt-Deluxe-Stoffe auch auf Möbeln: Der gemeinsame Diwan – von Klinglmaier entworfen, mit Jandas Stoffen bezogen – ist das Herzstück, darüber hinaus gibt es Sessel und sogenannte Poufs, elegante Hocker, die man etwa als Couchtisch oder schlicht zum BeineHochlagern nutzen kann.
Vorgestellt haben Klinglmair und Janda ihren Diwan (und die Klimt-Deluxe-Kollektion generell) kürzlich im
Atelier des Modedesigners Alexis F. Gonzales, das sich – wie passend – in den Originalräumlichkeiten der Wiener Werkstätten in Wien Neubau befindet. In Gonzales’ Atelier ist noch eine weitere Kooperation entstanden: Der Designer hat aus einem Klimt-DeluxeStoff ein Kleid gestaltet, das Rennfahrerin Corinna Kamper vergangene Woche auf dem Opernball getragen hat.
Der Prototypdiwan ist dabei das unverkäufliche Schaustück, nach dem die Interior-Designerin auf Kundenwunsch individuelle Diwans anfertigt: Diese können auch kürzer sein als die klassische Länge (2,20 Meter), schmäler oder breiter, ganz nach Wunsch eben. Was alle Klimt-Deluxe-Diwans eint: Sie sind aus hochwertigen Materialen in Handarbeit gefertigt, haben über der Matratze eine Rosshaarauflage („Man spürt den Komfort sofort“), enthalten weder Kunst- noch Schadstoffe, und die Materialien „halten 80 bis 100 Jahre“, sagt Klinglmair.
Ein Diwan quasi für die Ewigkeit also, der Nachhaltigkeitsgedanke ist nicht nur den beiden Designerinnen wichtig, sondern auch vielen Kundinnen und Kunden. Die Jüngeren können sich zwar vielleicht noch nicht einen maßgefertigten Diwan (Kosten ab 3500 Euro) leisten, „kaufen sich aber dann einen Polsterbezug oder einen Pouf“, so Klinglmair. Jandas Stoffe haben nicht nur eine hohe Lichtechtheit (bleichen also nicht aus), sie erfüllen auch sämtliche Brandschutznormen, weshalb sie sich ebenso für Hotels, Theater oder andere Institutionen eignen.
Auf Wanderschaft
Damit der Diwan bekannter wird, soll er auf Wanderschaft gehen. Wo er überall Station machen wird, wollen die beiden noch nicht verraten, angedacht ist aber – Gustav Klimt selbst weilte bekanntlich gern am Attersee – ein Gastspiel im Salzkammergut während des Kulturhauptstadtjahrs.